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Zores

Zores

Titel: Zores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Pittler
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macht die Buchhaltung und des Zeugs. Fesch is s’, die Kleine. Sechzehn is s’ worden zu Weihnachten. Die geht in so eine Handelsschul’ oder wie das heißt.“
    „Im ersten Stock, da wohnte doch nicht nur der Suchy, oder?“
    „Doch. Nur er.“
    Bronstein war erstaunt. „Aber ich hab doch zwei Wohnungstüren g’sehen.“
    „Ja, das sind auch zwei Wohnungen. Aber beide g’hören ihm. In der einen hat er g’wohnt. Und in der anderen …, na, das werden S’ schon selber rausfinden.“ Dabei grinste die Jedlicka anzüglich.
    „Sie haben ihn zu Anfang Kinderverzahrer g’nannt. Hat es vielleicht damit etwas zu tun?“
    „A Blitzgneißer! San Sie ned zu g’scheit für die Kieberei?“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nicht zu ignorieren. Bronstein bemühte sich dennoch darum.
    „Was meinen Sie damit genau? Empfing Suchy hier kleine Buben oder was?“
    „Na offiziell hat das nationalpolitische Erziehung g’heißen. Das hat mir die Winter, die was seine …“
    „Zugehfrau, ich weiß.“
    Jedlickas Blick durchbohrte Bronstein förmlich, und die Frau nahm eine drohende Haltung ein.
    „… die Winter, die was seine Zugehfrau war“, wiederholte sie knurrend, „erzählt. Da hat er die ausg’fragt nach Odin und Thor und dem ganzen Zeugs. Und wenn s’ ned g’wusst haben, wer für was zuständig is, dann hat er sie übers Knie g’legt und verdroschen. Dabei soll er immer einen derart hochroten Plutzer g’habt haben, dass man glauben möcht, der hat sich aufgeilt dran.“
    „Woher wissen S’ das mit dem Plutzer?“
    „Des haben mir die Buben selber erzählt. Die kommen immer zu mir auf ein Zuckerl, bevor s’ zum Alten müssen. Die sind eh immer so verängstigt, gell. Weil irgendeinen Grund find’t der immer. … Das heißt … jetzt nimmer. Aber bisher schon.“
    „Und was sind das für Buben? Wieso sagen die Eltern da nichts?“
    „Das is es ja. Das sind die Kinder von lauter Arbeitslose und Verwahrloste, ned. Die Eltern waren froh, dass s’ die Gschrappn a Zeit lang loswaren. Die haben keine Fragen g’stellt. Und außerdem hat der Suchy ihnen einen Schilling zahlt für jedes Mal, wo’s die Buam vorbeig’schickt haben.“
    Bronstein pfiff durch die Zähne. Eigentlich war dieses Verhalten kriminell, und eigentlich war es ein Fall für die Fürsorge. Aber das ging ihn nichts an. Vorerst jedenfalls.
    „Und haben S’ heute irgendetwas g’hört oder g’seh’n? In Bezug auf den Suchy, mein’ ich.“
    „Na, ned dass i wissert. Ganz ruhig war’s. … Obwohl – gestern am Abend waren noch zwei Herren bei ihm. Jung und schneidig. Solche SA-ler. Die sind so gegen zehn gangen. Ichweiß das noch, weil s’ mich rauspumpert haben, damit ich ihnen das Haustor aufmach.“
    Das war ein nicht uninteressanter Punkt. Zumal der Todeszeitpunkt Suchys ja noch nicht feststand. Vielleicht waren die beiden Männer ja die Mörder. „Warum hat die der Suchy nicht selbst rausgelassen, frage ich mich.“
    „Dafür war sich der viel zu gut. Glauben S’, der geht da das eine Stockwerk runter? Nein, für das war immer ich zuständig.“
    „Immer? Ist das öfter vorgekommen?“
    „Sicher. Vor allem in letzter Zeit. Na ja, die scharren ja schon alle in den Startlöchern, ned wahr! Und daher hat der Suchy zuletzt fast jeden Tag B’such g’habt. Der eine von die zwei, der war eh schon ein paar Mal da. Der ist, glaub ich, ein hohes Viech bei der HJ oder so.“
    „Das heißt, Sie würden ihn wiedererkennen?“
    „Na sicher. Und wia aa no!“
    „Gut. Und ab zehn war dann Ruhe?“
    „Was ich weiß, schon. Ich bin ja dann bald schlafen gegangen, ned. Und um fünf bin ich wieder auf, dann hab ich das Haustor aufg’sperrt, später bin ich dann um die Milch gangen, dann hab ich g’frühstückt, und dann hat die Winter eh schon ihr’n Qua-Schrei loslassen.“
    „Und da haben Sie dann was gemacht?“
    „Na, zuerst hab ich mir die Bescherung ang’schaut, dann hab ich der Winter g’sagt, sie soll in der Wohnungstür warten, und hab Sie g’rufen. Der Suchy hat ja ein Telefon g’habt in der Wohnung. Von dort hab ich’s g’meldet.“
    „Frau Jedlicka, verbindlichen Dank. Sie haben mir sehr geholfen.“
    Er nickte der Frau leicht zu und ging dann langsam zurück in den ersten Stock. Dabei überlegte er, ob er es ernsthaft inErwägung ziehen sollte, dass einer der Hausbewohner den Mord begangen haben könnte. Angesichts der Informationen, die er erhalten hatte, schloss er eine solche Möglichkeit eigentlich aus.

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