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Zu cool für dich

Zu cool für dich

Titel: Zu cool für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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einem kleinen Hupkonzert begleitet. Das Spiel wiederholte sich mehrfach, wobei Minibus und Typ sich allmählich über den Parkplatz davonbewegten. Dann tauchte eine Hand aus dem Wageninneren auf, offenkundig, um ihn hineinzuziehen. Er ignorierte sie. Die Finger der Hand winkten einladend, erst ein bisschen, dann immer drän gender , bis er die Hand schließlich doch ergriff und sich mit ihrer Hilfe an Bord zog. Die Tür wurde zugeknallt, wieder ertönte die Hupe und der Minibus tuckerte endgültig vom Parkplatz, wobei der Auspuff über eine Betonkante schrammte.
    Ich blickte auf meine Hand. 933   -   5 4-irgendwas war mit schwarzem Kuli draufgekrakelt, darunter stand sein Name. Meine Güte, was für eine Klaue! Ein riesiges D, der letzte Buchstabe völlig verschmiert. Und was für ein dämlicher Name. Dexter.
     
    Das Erste, was mir beim Heimkommen auffiel, war die Musik. Klassische Musik, erhebende Musik, die das Haus mit fließenden Violinklängen und elegischen Oboen füllte. Dann der Kerzenduft, Vanille, einen ganz kleinen Tick zu süß. Und schließlich der letzte, der untrügliche Beweis: eine Spur wie die Brotkrumen aus dem Märchen. Diese hier bestand aus zusammengeknülltem Papier, das aus der Eingangshalle durch die Küche bis zum Wintergarten, ihrem Arbeitszimmer, führte.
    Danke, Gott, dachte ich. Sie schreibt wieder.
    Ich ließ meine Schlüssel auf das Tischchen neben der Haustür fallen und bückte mich, um eines der verkrumpelten Blätter aufzuheben, das direkt vor meinen Füßen lag. Während ich Richtung Küche ging, glättete ich es. Meine Mutter war, was ihre Arbeit betraf, sehr abergläubisch und schrieb daher ausschließlich auf der abgenutzten alten Schreibmaschine, die sie schon vor Jahren mit sich durchs ganze Land geschleppt hatte, als sie noch Musikkritiken für eine Zeitung in San Francisco verfasste. Das Teil klapperte elend laut, gab jedes Mal, wenn sie das Ende einer Zeile erreichte, ein lautes Pling von sich und sah aus wie ein letztes Überbleibsel aus der Zeit, als es noch Pferdekutschen gab. Sie hatte zwar gerade einen neuen PC bekommen, der mit allen Schikanen ausgestattet war, doch den benutzte sie eigentlich nur, um Solitär zu spielen.
    In der oberen rechten Ecke des Blattes, das ich jetzt in der Hand hielt, stand die Zahl Eins; der Text begann in dem für meine Mutter typischen, schwungvollen Ton.
     
    Melanie war eine Frau, die sich seit jeher jeder Herausforderung ohne Zögern gestellt hatte, und zwar mit Leidenschaft. Ob in der Liebe oder im Beruf   – ihr ganzes Leben lang war sie auf Widerstände gestoßen, doch das machte sie nur stärker, ihren Willen und Geist unbeugsamer. Sie liebte es zu gewinnen   – und das umso mehr, wenn es kein leicht errungener Sieg war, wenn sie dafür tatsächlich an ihre Grenzen gehen musste. Als sie an diesem kalten Novembertag das Plaza Hotel betrat, zog sie den Schal vom Kopf, mit dem sie ihr Haar bedeckt hatte, und schüttelte in einer eleganten Bewegung den Regen ab. Brock Dobbin in diesem Leben noch einmal zu begegnen war in ihren Plänen
nicht vorgesehen gewesen. Sie hatte ihn seit Prag, wo die Dinge zwischen ihnen so schlecht ausgegangen waren, wie sie begonnen hatten, nicht mehr wiedergesehen. Doch jetzt, ein Jahr später, tauchte er plötzlich in der Stadt auf   – unmittelbar vor ihrer Hochzeit mit einem anderen Mann. Sie war bereit, ihm gegenüberzutreten. Mehr noch, dieses Mal würde sie gewinnen. Sie war
     
    Sie war   ... was? Doch nach dem letzten Wort kam nichts mehr, außer einem schmierigen Farbbandstreifen, weil das Blatt aus der Schreibmaschine gefetzt worden war.
    Beim Weitergehen hob ich die übrigen Blätter auf und knüllte sie, nachdem ich sie überflogen hatte, zu einem einzigen festen Ball zusammen. Die Versionen unterschieden sich nicht sonderlich voneinander. In einer spielte das Ganze in Los Angeles, nicht in New York, in einer anderen verwandelte sich Brock Dobbin in Dock Brobbin und in einer dritten wieder zurück. Kleinigkeiten. Aber meine Mutter brauchte immer eine gewisse Zeit, um reinzukommen, Tempo und Ton zu finden. Doch wenn sie das geschafft hatte, gab es kein Halten mehr. Ihr letztes Buch hatte sie innerhalb von dreieinhalb Wochen runtergeschrieben und am Ende war es so dick, dass man es gut und gerne als Türstopper hätte benutzen können.
    Ich betrat die Küche. Musik und Schreibmaschinengeklapper wurden lauter. Chris, mein Bruder, hatte alles, was auf dem Küchentisch stand   – Pfeffer-

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