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Zu Schnell

Zu Schnell

Titel: Zu Schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Boyne
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gar nicht so recht wusste, weshalb das eine Rolle spielen sollte.
    »Es ist mir völlig egal, ob sie nett ist oder nicht!«, erwiderte Dad. »Es gibt keinen Grund, weshalb sie hierherkommen sollte – genauso wenig, wie du einen Grund hast, ihren Bruder im Krankenhaus zu besuchen. Stell dir doch nur vor, deine Mutter würde mit ihr zusammenstoßen und dann erfahren, wer sie ist!«
    »Zusammenstoßen – das klingt ja wie ein Unfall.«
    »Werd mir bloß nicht frech, junger Mann!« Dad stand auf und zeigte mit dem Finger auf mich. Jetzt war er echt böse, und ich wollte, ich hätte mir die Bemerkung verkniffen. »Was glaubst du eigentlich, wie das für die Eltern des armen kleinen Jungen war, als du plötzlich unter dem Bett hervorgekommen bist?«
    »Ich kann es nicht mehr hören! Dieser Andy nervt mich total!«, schrie ich. »Nervt er nicht alle Leute? Am besten wäre es, er würde gleich sterben, wenn er sowieso stirbt, dann könnten wir endlich …«
    Ich brachte den Satz nicht zu Ende, weil mein Vater mir eine Ohrfeige verpasste. Ich zuckte zusammen und starrte ihn ungläubig an. Was war das? Ich konnte es nicht glauben! Mein Vater hatte mich noch nie geschlagen. Ich musste ein paarmal blinzeln, um die Tränen wegzudrücken.
    »Danny«, sagte Dad ganz leise und wich einen Schritt zurück. Er sah aus, als wäre er mindestens so schockiert wie ich. »Danny, es tut mir leid …«
    Ich hörte ihm nicht mehr zu. Ich schloss die Augen und schwieg und wartete, bis er aus dem Zimmer ging. Ich wollte nicht mehr in diesem Haus wohnen, bei diesen Eltern.

    Eine Stunde später klingelte es. Ich dachte zuerst, ich würde es mir nur einbilden, aber es war tatsächlich Sarahs Stimme, die ich unten im Flur hörte. Ich rannte schnell die Treppe hinunter. Ja, sie war’s, und Dad redete mit ihr.
    »Danny, geh bitte wieder in dein Zimmer«, sagte er müde.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Ich bin vorbeigekommen, weil ich mich entschuldigen will«, sagte Sarah. »Meine Eltern drehen völlig durch meinetwegen. Sie denken, ich sitze in meinem Zimmer, aber ich bin aus dem Fenster geklettert.«
    »Das wird ja immer besser!«, rief Dad mit einem ungläubigen Lachen. »Sarah, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du dürftest wirklich nicht hier sein. Wenn deine Eltern merken, dass du nicht in deinem Zimmer bist …«
    »Ach, das ist denen doch egal«, sagte sie. »Die denken nur noch an Andy.«
    »Ja, klar – weil er im Krankenhaus liegt«, seufzte Dad und fuhr sich erschöpft mit der Hand über die Augen. »Da ist es doch kein Wunder, dass sie die ganze Zeit an ihn denken, wie es ihm geht und so weiter.«
    »Darf Sarah raufkommen in mein Zimmer, damit wir reden können?«
    »Nein!«, schrie Dad laut. »Auf keinen Fall!«
    »Aber warum nicht?«
    »Weil sie nach Hause muss«, sagte er. »Ihre Eltern machen sich sonst Sorgen. Außerdem – wieso ist sie überhaupt hier? Ihr zwei« – und er schaute von mir zu ihr und wieder zurück –, »ihr zwei habt keinen Grund, Freundschaft zu schließen. Sarah, ich habe nichts gegen dich persönlich, aber bei dem, was unsere Familie jetzt gerade durchmachen muss, ist deine Anwesenheit nicht gerade hilfreich. Verstehst du das? Und deiner Familie hilft es nichts, wenn Danny deinen Bruder im Krankenhaus besucht und sich dann unterm Bett versteckt. Warum wollt ihr zwei das denn nicht einsehen?«
    »Ich wollte doch nur mit Danny reden«, verteidigte sich Sarah. »Ich möchte ihm alles erklären.«
    »Geh nach Hause, Sarah«, seufzte Dad.
    Nach kurzem Zögern ging sie trotzdem in Richtung Treppe, aber mein Vater stellte sich ihr in den Weg und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
    »Geh endlich nach Hause, Sarah!«, wiederholte er. »Bitte, tu, was ich dir sage. Wenn Rachel heimkommt …«
    »Geh nicht, Sarah«, flehte ich sie an.
    Sie schaute zu mir hoch, schüttelte dann aber ebenfalls den Kopf. »Tut mir leid«, murmelte sie. »Aber ich glaube, ich gehe lieber.«
    »Danke«, sagte Dad leise.
    Sie wandte sich zur Tür. Ich rief ihr nach: »Ich ruf dich an! Ich melde mich bei dir!«
    »Nein – kommt nicht in Frage!«, schimpfte Dad und schloss die Tür hinter Sarah.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte wieder hinauf in mein Zimmer. Dad rief mir etwas hinterher, aber ich antwortete nicht, sondern verriegelte meine Tür. Ich ging ans Fenster und wollte es öffnen, um Sarah noch etwas zuzurufen. Doch dann sah ich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte, und mein Magen verkrampfte sich vor

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