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Zuchthengst zu verkaufen

Zuchthengst zu verkaufen

Titel: Zuchthengst zu verkaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Hertig-Binz
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säuberlich angeschrieben und einen Teil der Schrift war noch lesbar. Bei einer besonders ausgemergelten jungen Stute stand beispielsweise, dass es sich um einen Hengst von zehn Jahren handelte – das war ganz eindeutig nicht ihre Box. Also konnte er sich auf keine der Angaben verlassen.
    Mit gutem Zureden fütterte er die Tiere und machte sich dann auf die Suche nach seiner Chefin, um das Problem mit dem Wasser zu klären.
    „Ab wann haben wir wieder fliessendes Wasser? Bei den Stallungen ist noch immer alles ausgetrocknet.“
    Sie schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Also hatte sie bisher nichts erreichen können – wahrscheinlich hatte sie gar keinen Finger gerührt und hatte während seiner Abwesenheit nur faul in der Sonne gesessen. Allerdings konnte sie etwas Sonnenschein gut gebrauchen. Sie war bleicher als eine zimperliche englische Miss, die das ganze Jahr in Londons Regen und Nebel verbrachte. Die anderen Menschen, die er heute getroffen hatte, waren dem texanischen Wetter entsprechend allesamt braun gebrannt.
    „Ich konnte nichts erreichen. Und der Mann, der mir weiterhelfen könnte, ist bis Ende Woche abwesend.“ gab sie schliesslich zerknirscht zu.
    Eigentlich hatte er mit dieser Wendung gerechnet, weshalb sonst hätte er die Geistesgegenwart besessen, leere Plastikbehälter mitzubringen?
    „Haben Sie einen Grundstücksplan?“
    „Ich weiss nicht. Wenn es einen gibt, sollte er eigentlich im Büro sein. Was wollen Sie damit?“
    „Lassen Sie mich einen Blick darauf werfen, dann erkläre ich Ihnen meine Überlegungen.“
    Zum Glück wurden sie sehr bald fündig, auch wenn das Büro einem einzigen Chaos glich, als ob ein Einbrecher nach etwas gesucht hätte. Keine Schublade war mehr an Ort und Stelle, das Bücherregal war halb leer und vor lauter Papieren, die zerstreut am Boden lagen, konnte man den Teppich nicht mehr sehen.
    „Sehen Sie – hier und hier.“
    Als sie mit dem Blick seinem Finger auf der Karte folgte und nur verständnislos schaute, erläuterte er:
    „Das sind Wasserlöcher – kleine Seen. Auf Ihrem Grundstück hat es ganze sieben Stück davon. Ich denke, dass es für texanische Verhältnisse ein besonders fruchtbares Fleckchen Erde sein muss mit so vielen Wasservorräten.“
    „Sie wollen die Pferde nun zu den Wasserlöchern führen?“
    „Heute nicht. Ausser Thunderbolt würden die entkräfteten Tiere diesen Marsch im Moment nicht schaffen. Aber in drei vier Tagen werden zumindest ein Teil der Pferde hingehen können. Ich werde zudem vorgängig Zäune aufstellen müssen. Wie sieht es aus mit weiteren Arbeitskräften?“
    „Ich habe vorhin eine E-Mail erhalten, dass ich in diesem Monat nicht mit Hilfe rechnen könne, sie könnten mir niemanden vermitteln.“
    Scott unterdrückte einen wüsten Fluch und überlegte sich, was zu machen sei. Alleine konnte er hier kaum etwas erreichen. Die vernachlässigten Tiere würden in den nächsten Monaten unendlich viel Zuneigung brauchen.
    „Ich werde uns Arbeiter besorgen. Sobald ich weiss, wann sie anreisen, können Sie ihre Zimmer fertig machen.“
    Sollte sie doch auch mal was machen. Wenn er seine Freunde schon zu diesem Arbeitslager verknurrte, würde er wenigstens dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmten. Deshalb fuhr er fort:
    „Sie werden dreimal täglich eine warme Mahlzeit servieren müssen, damit wir der körperlichen Arbeit gewachsen sind.“
    Statt sich über seine Grossspurigkeit zu ärgern, weil er ihr indirekt Befehle erteilte, grinste sie nur breit und schien grundsätzlich erleichtert, dass er die Zügel an sich gerissen hatte. Offensichtlich war sie in der ganzen Situation masslos überfordert.
     
     

Kapitel 2
     
    Die Pferde merkten sofort, dass hier endlich wieder einmal ein Fachmann am Werk war. Sie verloren in seiner Gegenwart rasch ihr schreckhaftes Verhalten und assen und tranken dankbar. Nachdenklich betrachtete er die junge Stute, die wegen ihrer Bedürftigkeit den Beschützerinstinkt in ihm geweckt und die ihm sofort ans Herz gewachsen war. Ob sie morgen stark genug sein würde, damit er sie in den anderen Stall bringen konnte? Die verbleibenden Pferde würden problemlos im kleineren Stall Platz finden, also hatte er sich entschieden, nur den kleinen Stall auszufegen und mit frischem Stroh auszulegen. Aber vielleicht musste er seinen Plan neu überdenken. Er könnte ja auch nur die Hälfte des grossen Stalls reinigen und die Pferde dann in die sauberen Boxen verfrachten. Den fauligen

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