Zuchthengst zu verkaufen
zum Haupthaus.
„Hat es hier irgendwo eine Waschmaschine?“ rief er ins Haus, als er die Haustüre aufgestossen hatte, weil sich auf sein Klingeln niemand gemeldet hatte.
„Ja, sie steht drüben im Wäscheraum.“ Mit Handtuch um die Haare gewickelt und in frischen Kleidern kam ihm Kate entgegen, jedoch waren immer noch einige Schlammspuren auf Gesicht und Händen zu sehen.
„Das wird Ihnen aber nichts nützen.“
„Sagen Sie bitte nicht, dass ich meine Wäsche von Hand waschen muss, weil die Maschine im Haus nur für die Herrschaften ist.“ Sein Kommentar troff nur so vor Sarkasmus.
„Natürlich nicht, wenn ich es geschafft habe, dass das Wasser wieder läuft, werde ich Ihnen die Bettwäsche sogar eigenhändig waschen.“
„Warum läuft das Wasser nicht, ist es irgendwo verstopft?“
Nachdenklich legte Kate den Kopf schief, genauso wie er es bei seiner Schwester Morag oft beobachtet hatte und leises Heimweh durchfuhr ihn.
„Ich denke, die Wasserzufuhr wurde abgestellt. Aber ehrlich gesagt kenne ich mich damit nicht aus.“ Als Scott nicht sofort etwas darauf erwiderte, versicherte sie ihm: „Ich nehme mich der Sache sofort an. Bis heute Abend werden Sie duschen können.“
„Das Wasser in den Duschen läuft auch nicht?“ Nun war ihm einiges klar, warum sie immer noch schmutzig vor ihm stand. Offensichtlich hatte sie sich mit Mineralwasser oder ähnlichem Flaschenzeug behelfsmässig gewaschen und dabei so viel Schlamm und Matsch wie möglich abgekratzt. Was darunter zum Vorschein gekommen war, war tatsächlich ansehnlich. Scott konnte erkennen, dass sie sehr jung war, wahrscheinlich noch nicht einmal zwanzig. Die braunen Spritzer im Gesicht verliehen ihr ein besonders spitzbübisches Aussehen.
„Kommen Sie hier entlang. Vielleicht hat es in der Wäschekammer ja noch saubere Laken.“
Gemeinsam öffneten sie alle Schränke, fanden jedoch nichts ausser gähnender Leere.
„Sie scheinen sich überhaupt nicht auszukennen?“ bohrte Scott etwas vorwurfsvoll. Sofort ging Kate in die Defensive und erwiderte knapp.
„Ich kümmere mich um alles, sehen Sie jetzt lieber nach den Pferden.“
Ok – das war ein königlicher Rüffel. Damit war er dann wohl aus ihrer Gegenwart entlassen. Er kannte sich mit dem Tonfall bestens aus. Zuhause hatten seine Eltern und jetzt auch sein ältester Bruder, der kürzlich den Grafentitel und alle damit verbundenen Verpflichtungen geerbt hatte, es ab und zu mit unmöglichen Leuten zu tun gehabt. Dazu hatten sie eine überhebliche Art geradezu zelebriert, um ihr Gegenüber einzuschüchtern oder wenigstens in die Schranken zu weisen. Normalerweise war seine Familie eine ganz normale Unternehmerfamilie. Aber ab und zu bedienten sie sich ihres Einflusses und ihres Standes als herrschende Familie der Grafschaft von Ayrshire im südwestlichen Teil Schottlands.
***
Im ersten Stall stand eine Stute, deren edle Form an bessere Zeiten erinnerte, die aber deutlich unterernährt und geschwächt war. Ihre Box war so schmutzig, dass Scott sich fragte, wann sie diese paar Quadratmeter zum letzten Mal hatte verlassen dürfen. Wo sollte er am besten anfangen? Alles musste ausgemistet werden, die Pferde gewaschen, ihre Hufe gereinigt und natürlich mussten sie gefüttert und getränkt werden. Dann sollten sie unbedingt ins Freie können, aber dazu waren sie sichtbar zu schwach.
Nachdenklich fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare, während er mit der anderen den sehnigen Hals der Stute kraulte und beruhigend auf sie einredete.
„Ok meine Schöne. Erst werde ich mich auf die Suche nach Essensvorräten und einer Wasserquelle machen. Heute werdet Ihr alle wie die Fürsten speisen, morgen mache ich mich dann an den grossen Hausputz. Bis dahin hat die Arbeitsvermittlungsfirma hoffentlich Hilfe geschickt.“
Es war nirgends etwas Essbares für die Pferde aufzufinden. Auch Wasser hatte es natürlich keines. Sogar der Strohvorrat war leer. Er stand also vor der unglaublichen Herausforderung, in einem Land, wo er selber nicht heimisch war, innert kürzester Zeit Essen, Trinken und Stroh herbeizuschaffen. Sollte sich die Besitzerin doch einmal etwas nützlich machen. Was machte sie schliesslich schon. Im Moment war sie jedenfalls nirgends zu sehen. Bestimmt ruhte sie sich genüsslich aus und überliess ihm die ganze Plackerei und Verantwortung.
„Kate, sind Sie da?“ rief er, als er ohne zu klingeln eintrat.
Sie kam die Treppe herunter geeilt. Das Handtuch war verschwunden,
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