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Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Zuckermacher 02 - Aschenblüten

Titel: Zuckermacher 02 - Aschenblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Hooper
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aufstehe, Hannah.«
    »Was ist dir denn zugestoßen?« Ich streckte die Hand aus, um seine Schulter zu berühren, und er zuckte zusammen. »Bist du von einer Kutsche gestürzt oder..., oder in eine Schlägerei geraten?«
    Er schüttelte den Kopf und seufzte erschöpft. »Das ist keine schöne Geschichte«, sagte er und machte eine Pause. »Ich bin von einer Meute gesteinigt worden.« Ich schnappte nach Luft. »Zusammen mit Graf de'Ath - obwohl ich ihn nicht so nennen sollte, weil das nicht sein richtiger Name ist -, und das ist es, weswegen wir in Schwierigkeiten geraten sind.«
    Ich sah ihn an und hätte ihn am liebsten in die Arme genommen, weil er so elend aussah, doch ich hatte Angst, ihm wehzutun. »Gesteinigt?«
    Er nickte und erklärte krächzend: »Wir - ein paar Leute vom Bartholomäus-Jahrmarkt - waren zur Allmende in Islington weitergezogen. Leute von dort hörten davon, dass ein gewisser Graf deAth da sei, und weil sie ihn für einen Franzosen hielten, machten sie sich auf die Suche nach ihm und wollten ihn schon mitnehmen und hängen, weil seine Landsleute und er, wie sie sagten, den Brand gestiftet hatten.«
    Er holte ein paar Mal langsam Luft, bevor er fortfuhr: »Dann griff ein Soldat ein und hielt sie davon ab, indem er sagte, es gebe keinen Beweis dafür, dass irgendjemand den Brand gestiftet habe, und als Lohn für seine Mühe wurde er mit uns zusammen aus dem Dorf gejagt und mit Steinen beworfen.« Dann hielt er wieder inne, und ich streichelte ihm zärtlich das Gesicht, denn es gab eine kleine Stelle an seiner Wange, auf der kein Bluterguss war.
    »Der Graf ist auf ein Pferd gesprungen und davon-galoppiert, und der Großteil des Pöbels ist hinter ihm hergerannt. Da blieb mir nichts anderes übrig, als vor dem Rest zu fliehen und hierher zurückzukommen. Ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen sollte.«
    »Du musst mit uns kommen!«, sagte ich sofort. »Sarah erwartet uns mit einer Kutsche in Southwarke, und wir fahren nach Hause nach Chertsey.«
    »Das kann ich nicht...«, wehrte er sich schwach.
    »Du musst es tun!«, sagte ich. »Ich bestehe darauf, Tom.« In Gedanken sah ich ihn schon in Chertsey leben. »Du wirst in unserem Dorf bestimmt eine Unterkunft finden. Und später auch eine Anstellung, wenn du willst.«
    Er sagte kein Wort, sah mich jedoch so erleichtert an, dass mir wieder die Tränen kamen, weil er mir so Leid tat.
    »Und jetzt komm«, sagte ich und legte meine Hand unter seinen Arm, um ihm auf die Füße zu helfen. »Es wird eine großartige Fahrt nach Hause in einer Kutsche und...«
    Er stieß einen Schrei aus und hielt seinen Ellbogen umklammert. »Ich fürchte, ich kann mit einem gebrochenen Arm nicht so gut arbeiten.«
    »Du kommst schon wieder auf die Beine!«, sagte ich mit vorgetäuschter Fröhlichkeit, denn weil er es geschafft hatte aufzustehen, wollte ich mir meine Bestürzung Über den elenden und Mitleid erregenden Anblick, den er bot, nicht anmerken lassen. Sein Arm hing schlaff an der Seite herunter, feine Asche hatte sich auf seine offenen Wunden gelegt, und dort, wo seine Haut zu sehen war, war sie voller blauer Flecken. »Wir werden dir die Wurzel und Blätter von Beinwell besorgen, um deinen gebrochenen Knochen zu heilen, und Liebäugel und Poleiminze für die Blutergüsse und Schnittwunden. Du kennst dich mit Kräutern genauso gut aus wie ich!«
    Er versuchte mir zuzulächeln, und es gelang ihm auch beinahe. Dann machten wir uns langsam, mit seinem gesunden Arm um meine Schultern, auf den Weg zum Crown and King Place. Wir kamen an anderen Leuten vorbei, die unter Schock standen, verbrannt, verschmutzt, verwirrt oder benommen waren - oder alles zugleich -, doch keiner von ihnen sagte ein Wort oder sah uns auch nur mit einigem Interesse an, weil alle so mit ihrem eigenen Unglück beschäftigt und davon sehr niedergeschlagen waren.
    Am Crown and King Place war Mr. Newbery jetzt nicht mehr zu sehen, doch Anne stand da und sah sich ängstlich um. Als sie bemerkte, in welcher Verfassung Tom war, weiteten sich ihre Augen und sie schnappte nach Luft. »Bist du in das Feuer hineingeraten?«, fragte sie. »Oder was ist dir zugestoßen?«
    »Das erzählen wir dir auf dem Weg«, sagte ich und fügte hinzu: »Wir nehmen Tom mit nach Hause. Er kann sonst nirgendwo hin und hat auch keine Arbeit.«
    »Vielleicht kann er ja Vater bei seiner Arbeit helfen«, sagte sie. »Er klagt doch immer, dass er zu viel zu tun hat.«
    »Vielleicht«, sagte ich und nickte.
    Anne wollte schon

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