Zuckermacher 02 - Aschenblüten
Toms gebrochenen Arm abstützen, doch ich schüttelte den Kopf. »Kümmere du dich um Kitty, dann kümmere ich mich um Tom.«
Dann ließen wir das, was noch von unserem Geschäft übrig war, hinter uns und machten uns ganz langsam auf den Weg. Wir begegneten anderen, die sich ebenfalls im Schneckentempo fortbewegten und sich erschüttert umsahen. In dem von Asche verschleierten Licht sahen wir alle aus wie gespenstische graue Gestalten, die sich durch eine Einöde aus Trümmern und Steinen schlugen. Zwei Mal bemerkten wir glühende Kohlen und schickten vorbeikommende Soldaten dorthin, damit sie sie austraten, und als wir an den Überbleibseln der Kirche von St. Dominic vorbeikamen, stellten wir fest, dass der Turm eingestürzt war und die großen Bleiglocken ganz und gar geschmolzen waren und zusammen mit den Steinen einen seltsamen hügeligen Klumpen auf dem Boden bildeten.
Auf dem Weg schwankte Tom ein oder zwei Mal und fiel beinahe in Ohnmacht, so dass wir uns setzen mussten, bis er sich wieder erholt hatte. Doch es dauerte nicht allzu lange, ehe wir in Sichtweite der London Bridge gelangten, und ich wusste, dass er es bald geschafft haben würde.
Während wir darauf warteten, dass wir an der Reihe waren, durch den schmalen Durchgang, der auf der Brücke zwischen den Trümmerhaufen gebahnt worden war, zu gehen, schob Anne ihre Hand in Kittys
Korb und zog etwas daraus hervor. »Als ich auf dich wartete, habe ich mich in unserem Geschäft umgesehen und das hier gefunden«, sagte sie.
Ich nahm, was sie mir entgegenhielt, und schnappte vor Überraschung nach Luft. Es war ein Teil des Metallschilds, das Über dem Eingang unseres Geschäfts gehangen hatte. Es war geschmolzen und stark zusammengeschrumpft und hatte sich durch die enorme Hitze verzogen, doch ein Teil des Bildes, das darauf gemalt war, war noch zu erkennen. Ich starrte es an und war zwischen Lachen und Weinen hin und her gerissen. »Zur kandierten Rosenblüte «, flüsterte ich. »Das soll alles sein, was noch von unserem Geschäft übrig ist.«
Anne zuckte die Achseln und murmelte, sie hätte gedacht, dass ich es behalten wolle, und Tom sah mich mitfühlend an. »London wird wieder aufgebaut werden, und euer Geschäft auch«, versuchte er mich zu trösten. »Und wenn es fertig ist, mache ich euch ein neues Schild.«
Ich lächelte ihn an, weil ich wusste, dass er Recht hatte - in der Tat hätte ich ihm am liebsten einen Kuss gegeben, aber sein zerschundenes Gesicht hielt mich davon ab. Ich spürte, dass mein Schicksal mit Tom verbunden war, aber auch mit London, und eines Tages würden wir zurückkehren, und es würde ein neues Geschäft geben, das Zur kandierten Rosenblüte hieß.
Doch jetzt würden wir erst einmal die London Bridge Überqueren, Sarah finden und nach Hause fahren ...
ANMERKUNGEN ZU DEM GROSSEN FEUER VON LONDON
Das große Feuer von London begann am Sonntag, dem 2. September 1666, in der Pudding Lane und konnte schließlich am Mittwoch, dem 5. September, bei Sonnenuntergang aufgehalten werden (manche sagen, dass das am Pie Corner war).
Das Jahr des Tieres - In der Bibel steht die Zahl 666 für das Tier, das die Fähigkeit hat, Feuer vom Himmel auf die Erde herabzuholen. Bußprediger und Puritaner prophezeiten schon seit langem, dass Gottes Strafe die sündige Stadt London im Jahr 1666 ereilen würde.
Samuel Pepys - Alle Zitate am Kapitelanfang und manche Geschichten, die den Personen des Buches widerfahren, stammen aus Samuel Pepys' Tagebuch. Pepys war möglicherweise der bekannteste Beobachter des Brands, und er schrieb sehr ergreifend darüber (er war auch derjenige, der einen ganzen Parmesan in seinem Garten vergrub). Zwei andere Bücher, die ich verwendet habe, sind The Great Fire of London von W. G. Bell, das 1926 zum ersten Mal veröffentlicht wurde und äußerst präzise ist, und Restoration London von Liza Picard, ein unterhaltsames Buch, das ich wegen der Hintergrundinformationen sehr wertvoll finde.
Nell Gwyn war 1 666 sechzehn Jahre alt und machte seit einem Jahr als Schauspielerin bei der King's Company mit. 1668 wurde sie die Geliebte des Königs und bekam zwei Jahre später ein Kind von ihm. Sie war ausgesprochen attraktiv, sehr witzig und versuchte nie zu verbergen, dass sie aus einfachen Verhältnissen kam. Deswegen war sie beim Volk sehr beliebt.
Bartholomäus-Jahrmarkt - Alle Attraktionen und Stände, die erwähnt werden (und noch viel mehr), gab es auf dem echten Jahrmarkt, der alljährlich während
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