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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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würde, nahm zu. Sie schob den Gedanken daran zur Seite, versuchte den Deckel auf der Schlangengrube fest zuzudrücken, aber ihre Kraft war am Ende. Sie konnte es nicht mehr lange verhindern. Oder hatte sie genug Kraft, um sich kopfüber hineinzustürzen? War das das dunkle Loch, in das sie hineingezogen wurde? War das die Zeitbombe, die tickte? Würde danach nichts mehr so sein wie vorher? Gab es für sie noch ein “danach”?
     
    Natalie war zu Besuch. “Wann spielt sich eigentlich euer Sexleben ab?” fragte sie in ihrer unverblümten Art, als Hubert sich am zweiten Abend wieder um zehn Uhr mit einem “Gute Nacht, ihr beiden Hübschen” und einem Gutenachtkuß für Gaby verabschiedete. “Wann immer er Lust hat”, antwortete Gaby und fügte noch hinzu: “Das ist nun wirklich nichts, worüber du dir Gedanken machen solltest.” Sie hatte auch nicht das Gefühl, daß Hubert zu kurz kam. Da sie seinen beleidigten Gesichtsausdruck vermeiden wollte, verweigerte sie sich ihm fast nie. Wenn er sie nachts ungestüm weckte oder morgens nach ihr verlangte, es machte ihr nicht viel aus. Schließlich war er ihr Mann. Er tat ihr nie weh, war immer rücksichtsvoll. Es lag an ihr, daß sie sich nicht entspannen konnte und sie ihm immer häufiger Leidenschaft vorheuchelte. Seine deutlich zur Schau getragene Selbstzufriedenheit über ihren Orgasmus bewertete sie als Erfolg ihrer Schauspielkunst. Hauptsache, er war zufrieden, Hauptsache, er kam nicht zu kurz. Hin und wieder übernahm sie auch selbst die Initiative, weil sie wußte, daß er das aufregend fand. Sie wollte aufregend und sexy sein, sie wollte all das sein, was man von einer Frau erwarten konnte. Was er von einer Frau erwartete. Aber sie war natürlich nur eine Frau.
    Als Hubert oben war, begann sie mit Natalie zu reden. Ihre zuvor gestellte Frage machte es ihr einfacher. “Wenn du dir schon Gedanken um unser Sexleben machst, darf ich dich als Mutter auch etwas fragen?” Natalie lag ihr gegenüber auf der Couch und schenkte sich ein Glas Bier ein. “Ich glaube nicht, daß du etwas fragen mußt. Ich wollte dir sowieso heute abend von Monique erzählen.” Die beiden Frauen sahen sich an.
    “Monique?” fragte Gaby äußerlich ganz ruhig, während ihre Gedanken sich überstürzten. Es war also wahr. Natalie interessierte sich für Frauen. Lesbisch. Das Wort, das sie einmal so unbedacht ausgesprochen hatte. All die Jahre hatte sie es geahnt, und jetzt war es soweit, daß Natalie endlich darüber reden konnte. Und Natalie redete und redete. In welchem Konflikt sie sich seit ihrer Pubertät befunden hatte. Wie sehr es sie verwirrte, daß sie bei Jungens nichts fühlte, sich aber immer öfter von Mädchen angezogen gefühlt hatte. Wie sehr sie in Birgit verliebt war, wie unglücklich sie gewesen war und wie krampfhaft sie sich selbst hatte einreden wollen, daß das eine “normale” Freundschaft war. “Ich fühlte mich so schrecklich unzufrieden, ich war innerlich so zerrissen”, sagte Natalie, “daß ich einfach nicht anders konnte als essen. Essen, essen, essen. Es war wie ein Teufelskreis, weil ich mit meinem dicken Hintern auch nicht glücklich war. Ich fand mich so unattraktiv, so unweiblich.” Sie seufzte tief auf und trank ihr Glas Bier in einem Schluck leer. “Und jetzt habe ich Monique kennengelernt. Und jetzt weiß ich, daß ich verliebt bin.” Sie strahlte ihre Mutter an. “Wirklich, Mammi, bis über beide Ohren.” — “Und Klaas?” fragte Gaby. Natalie winkte ungeduldig ab. “Das war schon aus, als wir in Indien ankamen. Ich habe es wirklich versucht, aber ich kann mit Männern nichts anfangen. Dieser harte Sex”, sie schüttelte sich, “nein, das ist nichts für mich.” Gaby versuchte ihre Tochter zu begreifen und fragte sich gleichzeitig, warum sie selbst, nach ihren schrecklichen Erfahrungen in ihrer eigenen Jugend, nicht lesbisch geworden war. War so etwas angeboren, oder konnte man auch “so” werden, weil in der Erziehung etwas falsch gelaufen war? Natalie schien ihre Gedanken zu erraten. “Denke bloß nicht, daß das etwas mit uns zu tun hat. Ich habe mich zwar immer besonders gegen dich abgegrenzt, aber ich glaube, das war in erster Linie, weil ich nicht so werden wollte, wie du es bist.” — “Wie bin ich denn?” Natalie ging nicht auf ihre Frage ein. “Ich habe viel über die Liebe zum gleichen Geschlecht gelesen, mich wirklich ausführlich damit beschäftigt. Es scheint so, daß in jedem Menschen beide Anlagen

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