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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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ihr starker Hubert davor auch eine panische Angst? Gaby konnte die Angst verstehen. Sie kannte sie von sich selbst. Aber warum hatte Hubert sie? Warum gestattete er sich selbst nicht, schwach zu sein? Warum lief er vor der Wahrheit davon?
    Die erneute Herzoperation verlief beinahe nach Schema F. Alles wie gehabt, dachte Gaby, begrüßte die Wirtin in der “Weegschaal” mit Handschlag, stützte sich am Türpfosten und bezog wieder ihr Zimmer. Auf der Station, auf der Hubert zu liegen kam, brachten die Schwestern Kaffee und trösteten sie, daß es diesmal bestimmt gutgehe, und Gott sei Dank sei er ja noch jung, und wie schön, daß sie aneinander soviel Trost und Stütze fänden.
    Wieder leistete Ingrid ihr Gesellschaft. “Ist doch selbstverständlich”, sagte sie, “fällt sozusagen auch noch unter Garantie.” — “Für mich ist ein Krankenhaus einfach nicht der richtige Ort”, hatte Ursel sich entschuldigt. “Ich bekomme da selbst die reinsten Zustände.” Gaby konnte sich darunter etwas vorstellen, vielleicht fing Ursel in der sterilen Umgebung auch an zu zittern, vielleicht hatte sie auch unverarbeitete Ängste, wer hatte die nicht, und sie nickte begreifend. “Ich bin schon froh, wenn ich dich anrufen kann, daß ihr diesmal nicht im Mittelmeer herumgondelt.” — “Und natürlich kannst du jederzeit kommen, ich meine, wenn du nicht mehr in Utrecht über Nacht bleibst.” Gaby wollte diesmal nur die ersten Nächte in dem Hotel bleiben, danach wollte sie lieber in den vertrauten vier Wänden ihres Hauses schlafen, auch wenn sie dann jeden Tag eineinhalb Stunden mit dem Auto hin und abends wieder zurückfahren mußte. Die Kinder waren wieder bei Cornelia, unter Protest der beiden, aber Gaby sah ein, daß man sie so am besten vor den unmittelbaren Spannungen einer schweren Operation bewahren konnte.
    Die Operation verlief gut. Als Gaby ihn das erste Mal sehen durfte, war er schon bei vollem Bewußtsein. Seine Haut war rosig, und er nickte ihr zu. Beruhigend, siehst du wohl, ich habe es geschafft, aber auch irgendwie triumphierend. Mich bekommen sie nicht klein, ich denke nicht daran, mich unterkriegen zu lassen. Gaby bewunderte diese Mentalität, der Wille, es zu schaffen, war enorm wichtig, und sie fühlte, daß dies nicht die Zeitbombe war. Sie hatte sich verrückt gemacht, verrückt vor Sorge, aber natürlich, wie immer, ohne Grund. Oder vielleicht nicht ohne Grund, denn natürlich darf man sich Sorgen machen, wenn der Mann unters Messer muß, aber sie dachte immer an das Schlimmste, an etwas nicht wieder Gutzumachendes, an das unbekannte Schreckgespenst, das in irgendeiner Ecke hockte und darauf lauerte, zuzuschlagen. Wird Zeit, daß ich wieder schreibe, dachte sie, etwas Wirkliches, Wesentliches. Wenn es ihm jetzt besser geht, will ich wieder schreiben. Ihr zweites Buch war herausgekommen, eine andere Geschichte von ihr kam in einen holländischen Auswahlband. Sie hatte die ersten Stehversuche im Schreiben erfolgreich hinter sich gebracht. Jetzt mußte sie eigentlich nur noch laufen lernen.
    Hubert erholte sich nach dieser Operation überraschend schnell. Die ersten Monate, genau wie nach der ersten Operation, standen ganz im Zeichen von Ruhe, Genesung und Erholung. Gaby tat alles, was sie konnte und meistens noch mehr. Abends fiel sie todmüde und vollkommen ausgelaugt ins Bett und klammerte sich an den Gedanken, daß dies vorübergehend sei. Die endlosen Krankenbesuche, das ständige Bereitstehen als Hausfrau, Krankenschwester und auch schon wieder als Geliebte. Er braucht mich, dachte sie, und ich will für ihn da sein. Es war ihre eigene Entscheidung, redete sie sich zu. Nicht nur er hat dieses große Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Zuwendung, sondern ich gebe es ihm gerne. Sie hätte ihm gerne mehr gegeben, anderes, wirkliche Nähe, Zärtlichkeit, doch dann wehrte er sie ab, machte er seinen Rücken gerade. “Hast du schon wieder Lust?” fragte er sie, wenn sie im Vorbeigehen seinen Nacken mit den Fingerspitzen liebkoste. Nein, dachte sie, ich verspüre keine Lust. Ich will dich nur anfassen, deine Wärme fühlen, wissen, daß du da bist. Sie lächelte ihm zu. “Nein”, sagte sie dann auch zu ihm, “nur so. Ich bin froh, daß du da bist.” Dann nickte er ihr zu, begütigend, wie man einem Kind zunickt, und auch herablassend, daß alle ihre Sorgen ein wenig kindisch seien, aber na ja, was könne man anderes von ihr erwarten.
    Langsam begann sie wieder für die Zeitung zu schreiben und

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