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Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Zuckerpüppchen - Was danach geschah

Titel: Zuckerpüppchen - Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hassenmüller
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einige Zeit, sondern nur: “Ich gehe.” Die Kinder sahen ihn an, blaß, sprachlos, Daniel zitterte trotz seines Bademantels vor Schüttelfrost. Gaby stand auf, legte ihrem großen Sohn den Arm um die Schultern: “Komm, ich bringe dich wieder ins Bett. Wir reden morgen weiter.” — “Ich verabschiede mich gleich noch von dir”, rief Hubert ihm hinterher, als ginge er zu einem Picknick. “Es ändert sich für euch nicht viel”, versuchte er, Alex aus dessen Erstarrung zu locken. “Ich werde euch regelmäßig sehen, mit euch ausgehen, mit euch in Urlaub fahren. Wir werden viel dichter beieinanderstehen als jetzt.”
    Er warf Gaby einen triumphierenden Blick zu. Ich sterbe, dachte sie, ich höre einfach auf zu atmen, und dann sterbe ich. “Nein”, sagte Alex, und seine Stimme klang messerscharf. “Nein, das will ich nicht. Nicht ohne Mammi.” — “Wir werden sehen”, sagte Hubert. “Ich packe jetzt meine Sachen. Das andere hole ich in den nächsten Tagen. Möbel, meinen Schreibtisch usw. erst dann, wenn ich eine Wohnung gefunden habe.” Er ging nach oben, um zu packen. Alex stürzte in Gabys Arme. “Mammi, er tut es wirklich, er geht, er packt seinen Koffer.” Sie drückte ihren jüngsten Sohn an sich. “Komm”, sagte sie, “wir gehen hoch zu Daniel. Der liegt da oben ganz allein.” Zu dritt saßen sie auf dem Bett, Daniel, fieberheiß, die Decke über seinen Schultern, die Arme um sich geschlungen, eine kleine, feste Burg. Sie hörten Hubert von einem Zimmer ins andere laufen, betriebsam Sachen einpacken, Zeitungspapier rascheln, Türen öffnen, zuschlagen. Es war, als hallte jede seiner Handlungen wie ein Echo durch das Haus. “Ich will schlafen”, sagte Daniel und löste sich aus ihrer Umarmung. “Ich habe so furchtbare Kopfschmerzen.” Er drehte sich zur Wand. Leise ging sie mit Alex wieder hinunter ins Wohnzimmer, setzte sich mit ihm auf die Couch, wartete. Alex rührte sich nicht, legte nur seinen Kopf gegen ihre Schultern, während er leise vor sich hinschluchzte. Wie kann er das den Kindern antun, fragte sie sich verzweifelt. Wie kann er? Wenn wir sie langsam darauf hätten vorbereiten können, beide auf diese Trennung zugewachsen wären, dann könnten sie es vielleicht begreifen, aber so? Er setzt ein Messer in ein lebendiges Gewebe, zerschneidet es. “Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr.” Er wollte die Kinder doch, er in erster Linie. Jetzt läßt er mich mit einem zehnjährigen und einem vierzehnjährigen Jungen allein, meint, durch Versprechungen für die Zukunft, den Schmerz des Augenblicks wegnehmen zu können. Und daß er es kann, wunderte sie sich, daß er sich trennen kann von ihnen, die er gehegt und gepflegt hat, die er ein Leben lang beschützen wollte!
    “Ich gehe dann”, sagte Hubert und stand blaß in der Tür. Er leidet, fuhr es Gaby durch den Kopf. Er leidet wie ein Hund. Er fühlt sich bedroht durch mich, durch eine Zukunft an meiner Seite, in der er sich nicht mehr fortstehlen könnte mit seichten Versprechungen, mit oberflächlichen Beteuerungen. Er läuft nicht vor mir davon, er läuft vor sich selbst davon. Und obwohl sie das blitzartig erkannte, sagte sie noch einmal: “Du machst einen Fehler, Hubert. Geh nicht. Nicht jetzt und in diesem Moment. Laß es uns ruhig zu Ende bringen.”
    “Ich gehe”, sagte er unbeirrt, “ich kann nicht anders.” Und wahrscheinlich sprach er die Wahrheit. Er mußte gehen, um nicht mit sich selbst konfrontiert zu werden. Das Jo-Jo-Band zerriß. “Leb wohl”, sagte sie und drehte sich um. “Bekomme ich einen Kuß?” fragte er Alex. “Nein”, sagte der brüsk und drehte sich auch um. Hubert zog die Tür hinter sich ins Schloß. Alex lief zum Fenster, starrte zum Auto, in das Hubert jetzt seine Koffer lud. “Komm weg vom Fenster”, bat Gaby ihn, “mach es dir nicht noch schwerer.”
    “Ich will noch einmal meinen Vater sehen”, sagte Alex, und die Stimme des Zehnjährigen klang brüchig wie die eines alten Mannes. “Wenn er jetzt fährt, will ich ihn nie mehr zurück.”

    “Bist du nicht doch ein wenig erleichtert?” fragte Natalie. “Ich meine, jetzt, wo eine Entscheidung gefallen ist? Die letzten fünf Monate waren doch wirklich die Hölle für dich.” — “Erleichtert? Nein, meine Welt ist kaputt, ich stehe auf einem Trümmerhaufen. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute denke ich nur an ihn, frage ich mich, wie er uns das antun konnte, wie ich weiterleben soll ohne ihn. Er ist mein Leben, wie soll ich

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