Zur Sache, Schätzchen (German Edition)
herum und auf den Wangen. Seine dunklen Haare waren konservativ geschnitten, weder lang noch kurz, und lockten sich ein wenig unter dem Hutrand. Er trug ein blaues Westernhemd, dazu Jeans, die zwar eng, aber nicht knalleng waren, mit einem Gürtel, dessen Schnalle von moderater Größe war. Aus seiner ganzen Haltung sprach Ruhe und Selbstbewusstsein, ohne das Bedürfnis, etwas darstellen zu müssen. Weder seinen Körper noch seine Stärke.
Roxanne hatte den Mann zwei Wochen lang heimlich beobachtet. Jetzt, da sie ihre Entscheidung getroffen hatte, starrte sie ihn offen an. Ihr Interesse an ihm war für jedermann ersichtlich.
Das Objekt ihrer Begierde stand konzentriert am Tisch, die Hüften gebeugt, den Kopf gesenkt, die Augen im Schatten des Huts verborgen, und bereitete sich auf den Stoß vor, offensichtlich immun gegen die Frau, die ihn beobachtete.
Roxanne ließ ihn nicht aus den Augen. Aus den Büchern, die sie gelesen hatte, um sich auf ihr Wildwestabenteuer vorzubereiten, wusste sie, dass der einfachste und direkte Weg für eine Frau der Blickkontakt war, wenn sie ihr Interesse an einem Mann bekunden wollte. Das Problem jedoch war, dass er zunächst einmal
sie
ansehen musste.
In den Büchern klang alles so einfach. Sieh ihn an, leck über die Lippen, fahr mit den Fingerspitzen wie zufällig über deinen Brustansatz oder den Glasrand, während du den Augenkontakt hältst, und schon wird er angerannt kommen. Theoretisch ja. Leider aber war nirgendwo erwähnt worden, was zu tun war, wenn er sich so sehr auf das Billardspiel konzentrierte, dass er nicht einmal merkte, dass er angestarrt wurde.
Sie wollte gerade ihre Taktik ändern und vom Barhocker rutschen und zum Billardtisch schlendern, als er plötzlich die Schultern unter dem Westernhemd anspannte. Seine Hände ruhten auf dem Queue. Er hob den Kopf, langsam, den Oberkörper immer noch über den Tisch gebeugt, als bereitete er den Stoß vor.
Sie sah sein kantiges Kinn erst, als sein Gesicht aus dem Schatten der Hutkrempe trat … die vollen sinnlichen Lippen … seine Nase … die stark hervortretenden Wangenknochen … die tief gebräunte Haut … und dann, endlich, das faszinierende Blau seiner Augen, als er direkt in ihre Richtung sah.
Ihre Blicke trafen sich.
Versanken ineinander.
Roxanne spürte den Schreck bis in die Zehenspitzen. Ruhig Blut, sagte sie sich und kämpfte gegen den Drang an, den Kopf zu senken. Bleib ruhig. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, mädchenhaft zu reagieren und rot zu werden. Sie hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Jetzt musste sie sein Interesse so weit wecken, dass er sich ihr näherte. Sie hob ihre freie Hand, eine Geste, die sie hundertmal vor dem Spiegel geübt hatte, und berührte mit den Fingerspitzen den Rand ihrer tief ausgeschnittenen Bluse. Dabei strich sie leicht und scheinbar unbeabsichtigt über ihren vollen Brustansatz, das Ergebnis ihres Push-up-BHs.
Fasziniert und mit weit aufgerissenen Augen blickte der Cowboy auf ihre Hände. Als er ihr wieder in die Augen sah, sprachen Interesse, Neugierde und offene heiße Begierde aus seinem Blick.
Roxanne empfand gleichermaßen Angst, Erregung und pure weibliche Überlegenheit, als sie merkte, wie erfolgreich ihre Masche war. Sie hatte es geschafft. Er hing am Haken. Jetzt musste sie nur noch die Leine einziehen.
Na komm schon, dachte sie und lächelte ihn unmissverständlich an.
2. KAPITEL
Tom Steele brauchte gut zehn Sekunden, bis er überzeugt war, dass die heiße kleine Blondine an der Bar tatsächlich ihn so einladend anstarrte. Nicht, dass ihm so etwas das erste Mal passierte. Er wirkte auf Frauen. Das war schon immer so gewesen. Aber die Häschen, die sich in Kneipen wie Ed Earl’s herumtrieben, suchten normalerweise andere Trophäen, mit denen sie sich schmücken konnten – jüngere, protzigere. An Tom Steele war nichts Protziges.
Zum Ersten hatte er die dreißig überschritten, womit er fünf bis zehn Jahre älter war als die meisten Cowboys hier. Und selbst in jüngeren Tagen hatte er nie zu denen gehört, die auf wild gemusterte Hemden, glänzende Chaps in Fledermausform oder übergroße Gürtelschnallen standen. Er war ein Wochenendcowboy und stolz darauf, dass er trotz Job, einer Ranch und einer Achtzigstundenwoche noch erfolgreich Rodeos ritt.
Besser gesagt, er war ein Wochenendcowboy gewesen.
Dieses Jahr – das letzte, bevor er ganz aufhörte – wollte er die ganze Saison als Rodeoreiter verbringen, von einem Wettkampf zum anderen reisen und
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