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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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überlegte, ob ihre Freundin wohl verstanden hatte, was sie ihr hatte sagen wollen, und sie fragte sich, ob es Suzy gewesen war, die sie hatte anrufen wollen, als Bolin das Handy zertreten hatte.
    Warte auf Jude, sagte sie zu sich selbst.
    Jude wird kommen.
    Wenn er kann.

128
    »Bo, was tust du?«, ruft Frankie vom Fuß der Treppe.
    Er war direkt hinaufgegangen, nachdem er aus dem Wintergarten gekommen war, und seitdem hört sie ihn von einem Zimmer ins andere gehen.
    »Was tust du, Bo?«
    Sie fühlt sich nicht gut; sie fühlt sich ganz und gar nicht gut. Zuerst – und das ist das Schlimmste – ist da ihr eigener Dreck. Doch die Wut, die daraus entstanden war, gegen Alex zu richten, hat ihr auch nicht geholfen. Und es fällt ihr schwer, die entsetzten Blicke und die Schreie der jüngeren Frau aus dem Kopf zu verdrängen. Es ist ganz und gar nicht so, wie es gewesen wäre, hätte ihr Plan zur Übernahme von Melton Cottage funktioniert. In diesem Fall hätte Alex keine Zeit gehabt, Angst zu bekommen ... genauso wenig wie Roz Bailey oder der Klempner.
    Sieh zu, dass du sie loswirst.
    Das waren ihre Worte zu Bo gewesen. Also ist es ihre Schuld, auch wenn sie weiß, dass sie recht gehabt hat, denn was sollten sie sonst auch tun?
    Trotzdem gefällt es Frankie ganz und gar nicht mehr.
    Vor ein paar Minuten hat sie nach der Gehhilfe gesucht, weil diese nicht wie sonst im Flur gestanden hat, und sie hat sie auch gefunden: ganz hinten im Garderobenschrank, von wo Frankie sie ohne Hilfe unmöglich herausholen kann. Vielleicht hat Bo sie dort verstaut, weil Frankie gesagt hat, sie würde die Gehhilfe hassen. Frankie hasste sie wirklich ; allerdings hatten sowohl der Physiotherapeut als auch Alex gesagt, dass sie es einfach nur eine Weile versuchen müsse. Sie müsse sich daran gewöhnen, wieder auf die Füße kommen, und irgendwann würde sie dann immer besser laufen können, bis Rollstuhl und Gehhilfe nur noch böse Erinnerungen seien.
    Also kann es durchaus etwas anderes bedeuten, dass Bo die Gehhilfe außerhalb ihrer Reichweite verstaut hat.
    Vielleicht will er nicht, dass ihr Gesundheitszustand sich bessert.
    Wenn sie im Rollstuhl sitzt, schwach und hilflos, hat er die völlige Kontrolle über sie, wie er es schon immer gewollt hat.
    Frankie hört ihn oben herumlaufen.
    Entschlossen.
    »Ich könnte mich einfach verpissen und dich mit dem ganzen Kram allein lassen.«
    Das hatte er vor einiger Zeit gesagt, oder?
    O Gott.
    »Bo!« , ruft sie noch einmal, diesmal so laut, dass es ihr Kopfschmerzen bereitet.
    Und es sind schlimme Kopfschmerzen wie die, die sie vor ihrem Schlaganfall gehabt hat.
    Also hört sie auf zu schreien.
    Und wartet.
    Sie kann ohnehin nichts anderes tun.
    Aber es gefällt ihr nicht.

129
    Alex fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sie den Verstand verlor.
    Sie, die sie enge Räume schon immer gehasst hatte, die sie offene Fenster liebte und die Dunkelheit nicht mochte, die sie gern die Vorhänge einen Spalt offen ließ und Licht unter der Tür mochte, saß nun in völliger Dunkelheit unter dem Fußboden eines Wintergartens, an einen Sarg gefesselt. Fliegen krochen über sie hinweg, und in der Luft hing der schlimmste Gestank der Welt: der Gestank von verwesendem Fleisch, der sie zu ersticken drohte und heftigen Brechreiz hervorrief.
    Wenigstens konnte sie den Sarg in der Dunkelheit nicht sehen .
    Und besser sie als Jude, dachte sie erneut, wie schon so oft, seit Bolin sie hier unten allein gelassen hatte. Nun war ihr endgültig klar, wie sehr sie ihn liebte.
    »Jude«, sagte sie laut.
    Und schließlich begann sie zu weinen, hörte nach kurzer Zeit aber wieder auf.
    Sie hatte das Weinen schon immer als unnütz betrachtet, besonders wenn es wichtigere Dinge zu tun gab.
    Wie zum Beispiel, ihre Hände von einem Gürtel zu befreien, mit dem sie an einen Sarg gefesselt waren.

130
    Es war nicht mehr weit. Den Stau hatte er hinter sich.
    Er kam seinem Ziel mit jeder Minute näher.
    Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er tun würde, wenn er angekommen war.
    Jude vermutete, dass Suzy die Polizei inzwischen angerufen hatte. Während er die letzte halbe Meile fuhr, versuchte er sich vorzustellen, was gerade geschah. Zuerst würden sie vermutlich eine Streife zum Melton Cottage schicken, um mit Suzy zu sprechen und sie zu überprüfen; schließlich mussten sie ja wissen, ob sie verrückt war oder nicht. Vielleicht hatten sie aber auch schon einen Wagen nach Cuckmere Haven geschickt, um nach der

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