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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war sein Lebenselement, mehr aber verstand er auch nicht. In der Theorie der Classification sehr bewandert, wenig in der Praxis, hätte er, glaub’ ich, nicht einen Pottfisch von einem Wallfisch unterscheiden können! Und doch, was für ein wackerer, tüchtiger Junge!
    Conseil hatte bisher seit zehn Jahren mich überall, wohin mich die Wissenschaft zog, begleitet. Nie hörte man aus seinem Mund eine Bemerkung über die lange Dauer oder die Beschwerden einer Reise. Kein Einwand, wenn er seinen Ranzen zu schnallen hatte für eine Reise in jedes Land, so fern es auch sein mochte, China oder Congo. Er ging hierhin wie dorthin, ohne weiter zu fragen. Uebrigens von trefflicher Gesundheit, die allen Krankheiten trotzte, starken Muskeln, aber ohne Nerven, nicht einen Schein von Nerven, – moralisch, versteht sich.
    Dieser Junge war dreißig Jahr alt, und seines Herrn Alter verhielt sich zu diesem, wie zwanzig zu fünfzehn.
    Nur einen Fehler hatte Conseil. Entsetzlich förmlich, sprach er mit mir nur in der dritten Person.
    »Conseil!« rief ich abermals, während ich mit fieberhafter Eile meine Vorbereitungen zur Abreise begann.
    Sicher konnte ich mich auf diesen ergebenen Jungen verlassen. In der Regel fragte ich ihn nie, ob es ihm beliebe oder nicht, mich auf meinen Reisen zu begleiten; aber diesmal handelte sich’s um eine Expedition, die sich unendlich in die Länge ziehen konnte, eine gefahrvolle Unternehmung zur Verfolgung eines Thieres, das fähig war, eine Fregatte wie eine Nußschale zu zertrümmern! Da galt es zu überlegen, selbst für einen Menschen, den nichts in der Welt in Verlegenheit brachte! Was würde wohl Conseil dazu sagen?
    »Conseil!« rief ich zum dritten Mal.
    »Mein Herr ruft mir?« sprach er im Eintreten.
    – »Ja, mein Junge. Mache Dich fertig, hilf mir, mich fertig machen. In zwei Stunden reisen wir ab.
    – Wie es meinem Herrn beliebt, erwiderte Conseil ruhig.
    – Kein Augenblick ist zu verlieren. Packe in meinen Koffer all’ mein Reisegeräthe, Kleider, Hemden, Strümpfe, so viele Du nur kannst, und eile Dich!
    – Und des Herrn Sammlungen? bemerkte Conseil.
    – Man wird sich später damit befassen.
    – Wie? Die Archiotherium, Hyracotherium, Oreodon, die Cheropotamus und andere Gerippe meines Herrn?
    – Man wird sie im Hotel aufheben.
    – Und der lebendige Babirussa meines Herrn?
    – Man wird ihn in meiner Abwesenheit füttern. Uebrigens werde ich Auftrag geben, unsere Menagerie nach Frankreich zu befördern.
    – Wir kehren also nicht zurück nach Paris? fragte Conseil.
    – Ja … Gewiß … erwiderte ich ausweichend, aber auf einem Umweg.
    – Wie es meinem Herrn beliebt.
    – O! es macht wenig aus! Ein nicht ganz directer Weg, das ist Alles. Wir fahren mit auf dem Abraham Lincoln .
    – Wie es meinem Herrn beliebt, versetzte Conseil ruhig.
    – Du weißt, lieber Freund, es handelt sich um das Ungeheuer … den famosen Narwal …. Wir werden die Meere von demselben befreien! … Der Verfasser eines Werkes in zwei Quartbänden über die › Geheimnisse der großen unterseeischen Tiefen ‹ kann nicht umhin, mit dem Commandanten Farragut in See zu stechen. Ein ehrenvoller, aber auch gefahrvoller Auftrag! Man weiß nicht, wohin man sich wenden soll! Diese Thiere können sehr schlimme Laune haben! Aber trotzdem gehen wir! Unser Commandant hat den Kopf auf der rechten Stelle ….
    – Was mein Herr thut, das thue ich auch, erwiderte Conseil.
    – Und merk’ Dir wohl! – denn ich will Dir’s nicht verhehlen – ‘s ist eine Reise, von der nicht Jeder wieder heimkommt!
    – Wie es meinem Herrn gefällt.«
    Nach einer Viertelstunde waren unsere Koffer fertig. Conseil hatte es in einem Griff gemacht, und ich war sicher, daß nichts mangelte, denn der Junge verstand die Hemden und Kleider ebenso gut zu ordnen, wie die Vögel und Säugethiere. Wir begaben uns in’s Erdgeschoß, wo ich in dem geräumigen, stets umlagerten Comptoir meine Rechnung berichtigte, den Auftrag ertheilte, meine Kisten mit ausgebalgten Thieren und getrockneten Pflanzen nach Paris zu schicken, und dem Babirussa einen hinlänglichen Credit eröffnete. Darauf stieg ich in Conseil’s Begleitung in einen Wagen, der uns um zwanzig Francs durch Broadway, Fourth Avenue und Katsin-Street zum vierunddreißigsten Pier 1 fuhr, wo ein Fahrzeug uns sammt Wagen und Pferden aufnahm und nach Brooklyn brachte, dem großen Quartier von New-York am linken Ufer des östlichen Flusses, wo wir in einigen Minuten an dem Quai anlangten,

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