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Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer

Titel: Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vielleicht ohne mich zu sehen. Sein Schritt war sicher, doch weniger regelmäßig wie gewöhnlich. Bisweilen blieb er stehen und betrachtete mit gekreuzten Armen das Meer.
    Der Nautilus befand sich damals einige hundert Meilen von der nächsten Küste entfernt!
    Der Schiffslieutenant hatte wieder sein Fernrohr zur Hand genommen und forschte unablässig am Horizont, ging hin und her, stampfte mit dem Fuß, in einer Nervenaufregung, die sehr von der kalten Ruhe des Kapitäns abstach.
    Uebrigens mußte das Geheimniß nothwendig sich bald aufklären, denn auf Befehl des Kapitäns Nemo verstärkte die Maschine ihre Kraft, daß die Schraube reißend schnell sich drehte.
    In dem Augenblick regte der Lieutenant von Neuem die Aufmerksamkeit des Kapitäns an. Dieser blieb stehen und richtete sein Fernrohr nach der bezeichneten Stelle, und beobachtete lange Zeit. Ich meinerseits, sehr ernstlich besorgt, ging in den Salon hinab und holte ein treffliches Fernrohr, das ich gewöhnlich im Gebrauch hatte. Darauf legte ich es auf das Gehäuse der Leuchte, welches vorn auf der Plateform einen Vorsprung bildete, und schickte mich an, die ganze Linie des Himmels und Meeres zu durchlaufen.
    Aber mein Auge befand sich noch nicht vor dem Ocularglas, als mir das Instrument hastig aus der Hand gerissen wurde.
    Ich wendete mich um. Der Kapitän Nemo stand vor mir, aber ich erkannte ihn nicht, so waren seine Gesichtszüge entstellt. Sein von düsterem Feuer sprühendes Auge verdeckte sich unter den gerunzelten Brauen, seine Zähne waren zur Hälfte sichtbar. Sein straffer Körper, seine geballten Fäuste, sein zwischen die Schultern gezogener Kopf bezeugten den ungestümen Haß, welchen seine Seele athmete: Er rührte sich nicht. Mein Fernrohr, das ihm aus der Hand fiel, rollte zu seinen Füßen.
    Hatte ich, ohne es zu wollen, diese zornige Haltung veranlaßt? Bildete sich der unbegreifliche Mann ein, ich hätte ein den Gästen des Nautilus verborgenes Geheimniß entdeckt?
    Nein! ich konnte nicht Gegenstand des Hasses sein, denn er sah mich nicht an, und sein Auge blieb unverwandt auf den undurchdringlichen Punkt des Horizonts gerichtet.
    Endlich ward der Kapitän Nemo wieder Meister seiner Stimmung. Seine so ergriffenen Züge wurden wieder ruhig wie gewöhnlich. Er sprach zu seinem Lieutenant einige Worte in der fremden Sprache, dann wendete er sich wieder an mich.
    »Herr Arronax, sprach er zu mir in sehr gebieterischem Ton, ich nehme nun eine der Verbindlichkeiten in Anspruch, welche Sie gegen mich eingegangen sind.
    – Um was handelt sich’s, Kapitän?
    – Sie müssen sich nebst Ihren Gefährten einsperren lassen, bis ich es später statthaft finden werde, Sie wieder in Freiheit zu setzen.
    – Sie haben zu befehlen, erwiderte ich, und sah ihn mit festem Blick an. Aber darf ich mir eine Frage erlauben?
    – Keine, mein Herr.«
    Hierauf hatte ich nicht zu disputiren, sondern zu gehorchen, weil jeder Widerstand unmöglich gewesen wäre.
    Ich begab mich hinab in die Cabine, wo Ned-Land und Conseil sich befanden, und theilte ihnen die Verfügung des Kapitäns mit. Man kann sich denken, welchen Eindruck diese Mittheilung auf den Canadier machte. Uebrigens war keine Zeit zu Erörterungen. Vier Mann warteten schon an der Thür, um uns in die Zelle zu führen, wo wir unsere erste Nacht an Bord des Nautilus zugebracht hatten.
    Ned-Land wollte protestiren, aber statt einer Antwort schloß sich die Thüre hinter ihm.
    »Wird mein Herr uns sagen, was dies bedeutet?« fragte mich Conseil.
    Ich erzählte meinen Gefährten, was vorgegangen war. Sie waren ebenso erstaunt, wie ich, wußten aber ebenso wenig etwas weiter.
    Indessen versank ich tief in Gedanken, und die befremdliche Besorgniß in den Zügen des Kapitäns Nemo kam mir nicht aus dem Kopf. Ich war unfähig zwei Ideen logisch zu verbinden, und verlor mich in den absurdesten Hypothesen, als ich aus der Spannung meines Geistes durch Ned-Land’s Worte gerissen wurde:
    »Sieh da! Das Frühstück ist schon aufgetragen!«
    Wirklich war der Tisch gedeckt und versehen. Offenbar hatte der Kapitän den Auftrag dazu zu gleicher Zeit gegeben, als er den Befehl ertheilte, die Fahrt des Nautilus zu beschleunigen.
    »Darf ich meinem Herrn etwas anempfehlen? fragte mich Conseil.
    – Ja, lieber Junge, erwiderte ich.
    – Nun! Mein Herr möge speisen. Es ist klug, denn wir wissen nicht, was sich ereignen kann.
    – Du hast Recht, Conseil.
    – Leider, sagte Ned-Land, hat man uns nur gegeben, was der

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