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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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es von dem Futterhäuschen.
    »O doch! Das hier, Fremder, ist mein Revier.«
    »Falsch. Verschwinde!«
    »Besser, du verdrückst dich.«
    Der Grautiger kam näher. Er war genauso groß wie Raufer und strahlte Aggressivität aus.
    »Du hast hier nichts zu vermelden.«
    »Ich habe ältere Rechte. Du wirst die Markierungen bemerkt haben.«
    »Pah, alt und vertrocknet. Hier gilt jetzt mein Recht.«
    Sie funkelten sich an, und ihre Schwänze peitschten durch die Luft.
    Der Fremde war schnell. Ohne Vorwarnung schlug er zu.
    Raufer wich aus, sprang auf einen Müllcontainer. Der andere hinterher. Raufer fetzte ihm die Kralle über die Ohren, der Fremde kreischte ihn an. Machte einen Satz auf ihn zu. Raufer entwischte. Sie lieferten sich eine wilde Verfolgungsjagd über den Hof. Fellflusen flogen, wenn sie einander beharkten, schrecklich klang ihr Kampfgesang.
    Aber dann – Raufer hatte sich gerade auf das Futterhäuschen gerettet – fiel sein Blick nach oben. Dort in einem von weichem Licht erfüllten Viereck eines Fensters saß statuengleich die weiße Nimoue.
    Auch der Fremde hielt in seinem Wüten inne und folgte Raufers Blick. Sein Rückenfell glättete sich, er setzte sich nieder.
    »Eine der Ehrwürdigsten«, sagte er staunend.
    »Ja, Nimoue, eine der Ehrwürdigsten.«
    »Du kennst sie?«
    »Ja, sie war so gütig, mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Was … was sagt sie? Ich bin noch nie einer von ihnen begegnet.«
    »Dass in der heutigen Nacht Frieden herrschen sollte.«
    Lange sah der Fremde nach oben und nickte dann.
    »Sie ist dunkel, diese Nacht. Und lang. Irgendwann jedoch wird es wieder heller, Kumpel, und dann ist Schluss mit Frieden. Aber für heute will ich es gelten lassen.«
    Lautlos verschwand der Grautiger in den dunklen Schattenecken des Hofes.
    Raufer blieb alleine auf dem Dach der Hütte liegen und schaute weiter zu Nimoue empor. Sie war bei Ina, und sie würde bei ihr bleiben. Heute hatte sie es ihm erklärt. Anja hatte vorgeschlagen, sie wieder ins Tierheim mitzunehmen, die Gefahr durch ansteckende Krankheiten sei vorbei. Aber Ina hatte sich geweigert, sie gehen zu lassen.
    »Sie braucht mich, Raufer. Das habe ich dir ja schon gleich zu Beginn gesagt. Und für mich ist Ina meine letzte Aufgabe. Sie ist krank, und sie weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Auch ich bin alt geworden, Raufer, und die Tage meines jetzigen Lebens sind gezählt. Wenn es Zeit für Ina geworden ist, dann werde ich mit ihr gehen. Ich werde sie begleiten, so wie sie so viele unserer Art geleitet hat. Ich werde ihr den Weg leichtmachen und sie über die Schwelle zur anderen Welt führen. Zum Dank dafür, dass sie den Unseren ihre Kraft, ihre Zeit und ihre Liebe geschenkt hat.«
    Und für einen winzigen Augenblick hatte Raufer in Nimoues Augen eine in goldenem Licht gebadete Landschaft gesehen und tiefsten Frieden verspürt.
    Das Licht im Fenster oben erlosch, und nur ein Mondstrahl lag noch auf Nimoues Fell. Es schimmerte silbern, und in ihrer stillen Majestät wachte die ehrwürdigste der Katzen über ihren Menschen.
    Warum nur, fragte sich Raufer, wirkte sie wie einer der Engel, die sie ihm gezeigt hatte?
    Die Wolken schlossen sich wieder über dem Mond, und der verzauberte Anblick verschwand. Kalt, ja frostigpfiff der Wind um die Ecken, und wieder wirbelten kleine Eiskristalle durch die Luft. Sie setzten sich in seinem Fell fest, seine Pfoten wurden klamm und seine Ohren eisig. Es wurde Zeit, sich einen geschützteren Ort zu suchen.
    Ein wenig ratlos sah Raufer sich im Hof um, dann sprang er von dem Futterhäuschen.
     
    Seine Eltern hatten sich spät am Abend verabschiedet, und Kris hatte noch die größte Unordnung aufgeräumt. Dann hatte er sich noch einen kleinen Cognac gegönnt und zugesehen, wie der letzte Holzscheit im Kamin verglühte und die heruntergebrannten Kerzen nach und nach erloschen. Irgendwann war das Kreischen zweier Katzen zu ihm heraufgeschallt. Raufer schien sich sein Revier zurückzuerobern. Dann herrschte wieder Stille.
    Kris ging zu Bett, müde und durchaus zufrieden, als er an seine Eltern dachte. Das zerrissene Band war geflickt, gut, den Knoten würde man immer spüren, aber die Zeit würde auch ihn glatter und geschmeidiger machen. Ein kleines Lächeln huschte sogar über sein Gesicht, als er an Anja dachte. Da gab es Perspektiven – sehr interessante Perspektiven. Vorsichtig, um den Kater am Fußende nicht zu stören, drehte er sich unter seiner Bettdecke um.
    Das Lächeln

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