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Zwei Sommer

Zwei Sommer

Titel: Zwei Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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reden.
    Ich habe ihnen nichts erzählt. Und ich werde einen Teufel tun, es jetzt nachzuholen.
    »Und, haben Sie schon Pläne für den Rest der Ferien?«, fragt die Dunkelhaarige mich höflich. Nein. Keine Pläne mehr. Aber ich mache drei Kreuze, wenn die Schule wieder anfängt und ich mir keine Gedanken mehr um mein Privatleben machen muss. Was euch übrigens nicht das Geringste angeht.
    »Bestimmt wird sie mit Marie um die Häuser ziehen, hab ich nicht Recht, Schatz?« Meine Mutter lächelt irgendwohin, ungefähr an die Stelle, wo sich mein Kopf befindet.
    »Isabella hat Ende der Ferien noch ein wichtiges Casting«, ergänzt mein Vater. »Für einen Werbespot.«
    »Tatsächlich? Das ist ja großartig!« Die fremde Frau ist ganz aus dem Häuschen. Sie lächelt ein kleines Lächeln.
    »Für was wird denn geworben, wenn man fragen darf?«
    Nein, Herr Doktor Oppermann, darf man nicht.
    »Für einen führenden Kosmetikhersteller«, erwidert meine Mutter kokett.
    »Für Anti-Pickel-Creme«, präzisiere ich.
    Dazu fällt Herrn Oppermann nichts ein und ich darf endlich baden gehen.

15
    Aus den blechernen Regenrohren schießt das Wasser auf den Asphalt und von dort hinein in glucksende, völlig überforderte Gullys.
    Ich stehe mit meiner Sporttasche über der Schulter vollkommen durchnässt vor dem Hintereingang der Tanzfabrik . Offiziell ist heute geschlossen, aber ich weiß, dass Titzi auch an ihren freien Tagen fast immer hier ist. Ich klingle im Büro.
    Der Hinterhof des alten Fabrikgeländes sieht heute trotz der bunt bemalten Hauswände einigermaßen trostlos aus. Ein Fahrrad steht einsam und verlassen im Fahrradständer. Ich hoffe, es gehört Titzi.
    Nach einer Weile höre ich Schritte und Schlüsselklappern im Treppenhaus. Jemand dreht den Schlüssel herum und die Tür geht auf.
    »Um Himmels willen, Isa, komm rein.« Titzi steht in übergroßem T-Shirt und Trainingshose im Hauseingang und winkt mich herein. Ihre langen braunen Haare sind strähnig und zu einem Pferdeschwanz lieblos zusammengebunden.
    »Hast du was vergessen?«, fragt Titzi, während sie die Treppen nach oben steigt. Ich trotte tropfend hinter ihr her.
    »Kann ich heute trainieren?«
    »Heut ist geschlossen.«
    »Ich weiß. Kann ich trotzdem?«
    Als Titzi abrupt stehen bleibt und sich kurz zu mir umdreht, sehe ich sie mit großen, flehenden Augen an.
    Sie öffnet kopfschüttelnd die quietschende Metalltür und ich folge ihr artig über den Korridor.
    Eine Seite besteht aus einer riesigen Fensterfront. Über der Fabrik haben sich inzwischen dunkelgraue Wolken zusammengeballt.
    Irgendwie auch schön: diese triste Kulisse und dieser wütende Himmel darüber.
    Auf der anderen Seite des Flures hängt eine Galerie gerahmter Fotografien, die die Geschichte der Tanzfabrik dokumentieren. Den Ausbau des Gebäudes, die ersten Wettbewerbe, die ersten Medaillen. Auf ungefähr jedem zweiten ist Titzi drauf oder zumindest ihr Kondensstreifen.
    Titzi schließt die Tür zu den Umkleidekabinen auf und bleibt davor stehen. »Du warst doch schon die ganze Woche jeden Tag hier. Und letzte Woche?« Sie schaut zur Decke und kratzt sich am Kinn. »Jeden zweiten? Man könnte ja meinen, du hast kein Zuhause.« Sie lacht ihr raues Titzi-Lachen. Vermutlich, weil ich mit meinen triefnassen Haaren und meinem Hundeblick so ein jämmerliches Bild abgebe, lässt sie das mit dem Lachen gleich wieder sein.
    »Isa, ich hab’s dir schon mal gesagt: Es ist nicht gut, nach einer längeren Auszeit gleich wieder das volle Programm zu fahren. Dein Körper ist keine Maschine. Der muss sich langsam wieder an die Belastung gewöhnen. Gönn dir mal einen Tag Pause.«
    »Aber das Castin g …«
    »… ist in sechs Tagen, weiß ich doch. Aber die Choreografie für den Spot, die du mir gezeigt hast, ist ein Witz. Die tanzt du sowieso jeden Morgen vorm Spiegel.«
    Dann öffnet Titzi die Tür zur Umkleidekabine. »So, und jetzt gehst du dich mal ganz fix duschen. Sonst bist du zu deinem Casting-Termin nämlich krank. Und leg deine Klamotten raus, die schmeiß ich in den Trockner. Ich koch uns jetzt erst mal einen Tee.«
    Ich will keinen Tee! Ich will tanzen!
    Aber eine warme Dusche, die will ich eigentlich auch.
    Ich weiß schon, warum ich diesen Schuppen in der Regel meide. Ab einer gewissen Uhrzeit sollten die hier lieber Sauerstoffmasken verteilen statt Bierflaschen. Mir brennen jetzt schon die Augen, und wenn ich einatme, fühlt es sich an, als würde ich nicht Luft, sondern den Inhalt eines

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