Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zweimal ist einmal zuviel

Zweimal ist einmal zuviel

Titel: Zweimal ist einmal zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
vollkotzen. »Wir möchten zu Danny Gunzer«, sagte ich zu Spiro. »Wenn Sie uns entschuldigen würden, wir müssen uns beeilen, damit uns die Ritter nicht alle guten Plätze wegschnappen.«
    »Sie haben mein vollstes Verständnis. Mr. Gunzer liegt im grünen Saal.«
    Der grüne Saal war das ehemalige Wohnzimmer. Eigentlich hätte es einer der vornehmeren Räume sein sollen, aber man hatte es giftgrün gestrichen und Deckenlampen installiert, die hell genug waren, um ein Footballstadion zu beleuchten.
    »Der grüne Saal ist fürchterlich«, sagte Grandma, die hinter mir her stolperte. »Bei dem Licht sieht man auch die kleinste Falte. Das kommt davon, wenn man Walter Dumbowski als Elektriker nimmt. Die Dumbowski-Brüder können nichts. Wenn Stiva mich im grünen Saal aufbahren will, nimmst du mich am besten sofort wieder mit nach Hause. Da lasse ich mich doch lieber von der Müllabfuhr abholen. Wer etwas zählt, kommt in einen der holzvertäfelten Säle. Das weiß doch jeder.« Betty Szajack und ihre Schwester standen am offenen Sarg. Mrs. Goodman, Mrs. Gennaro sowie die alte Mrs. Ciak und ihre Tochter hatten bereits Platz genommen. Grandma Mazur stöckelte los und belegte mit ihrer Handtasche einen Klappstuhl in der zweiten Reihe. Nachdem sie sich ihren Platz gesichert hatte, sprach sie Betty Szajack ihr Beileid aus, während ich mich den Leuten im hinteren Teil des Saals widmete. Ich erfuhr, daß Gail Lazar ein Kind erwartete, Barkolowskis Feinkostladen eine Verwarnung vom Gesundheitsamt erhalten hatte und Biggy Zaremba wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festgenommen worden war. Aber über Kenny Mancuso konnte ich nichts in Erfahrung bringen.
    Ich schlängelte mich durch die Menschenmenge nach vorn. Unter dem Flanellhemd und dem T-Shirt begann ich zu schwitzen, und vor meinem inneren Auge plusterten sich meine feuchten Locken zur Struwwelpetermähne auf. Als ich bei Grandma Mazur ankam, hechelte ich wie ein Hund.
    »Sieh dir diese Krawatte an«, sagte sie über den Sarg gebeugt, ohne Gunzer auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Da sind kleine Pferdeköpfe drauf. Wenn das nicht das Größte ist. Da wünscht man sich beinahe, ein Mann zu sein, nur damit man auch mit so einer Krawatte um den Hals aufgebahrt werden kann.«
    Im hinteren Teil des Raums wurde es unruhig, und die Unterhaltungen verstummten, denn die Kolumbusritter zogen ein. Die Männer marschierten in Zweierreihen vorwärts. Um ja nichts zu verpassen, drehte sich Grandma Mazur auf den Zehenspitzen um die eigene Achse. Dabei verfing sie sich mit dem Pfennigabsatz im Teppich und kippte stocksteif nach hinten weg.
    Bevor ich sie halten konnte, knallte sie gegen den Sarg, ruderte mit den Armen und hielt sich schließlich an einem Drahtgestell fest, auf dem eine große Vase mit Gladiolen stand. Das Gestell hielt der Belastung stand, aber die Vase kippte um und landete genau auf Danny Gunzers Stirn. Wasser lief ihm ins Ohr und tropfte ihm vom Kinn. Auf dem dunkelgrauen Anzug formten die Gladiolen ein bunt-chaotisches Muster. Vor Entsetzen hatte es allen die Sprache verschlagen, und beinahe erwartete man, daß Gunzer mit einem Schreckensschrei aufspringen würde, aber er tat nichts dergleichen.
    Grandma Mazur war die einzige, die nicht wie versteinert wirkte. Sie richtete sich auf und zupfte ihr Kleid zurecht. »Ein Glück, daß er tot ist«, sagte sie. »So ist ihm wenigstens nichts passiert.«
    »Nichts passiert?
Nichts passiert?«
kreischte Gunzers Witwe mit weit aufgerissenen Augen. »Sehen Sie sich die Krawatte an. Sie ist hin. Für die Krawatte habe ich extra einen Aufschlag bezahlt.«
    Ich murmelte eine Entschuldigung und bot an, die Krawatte zu ersetzen, aber Mrs. Gunzer ließ ihrem Wutanfall freien Lauf und wollte sich nicht besänftigen lassen.
    Sie drohte Grandma Mazur mit der Faust. »Einsperren sollte man Sie. Sie und Ihre verrückte Enkelin. Eine Kopfgeldjägerin! Hat man so was schon gehört?«
    »Wie bitte?« sagte ich, kniff die Augen zusammen und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    Als Mrs. Gunzer einen Schritt zurückwich, da sie wohl befürchtete, ich würde auf sie schießen, nutzte ich die Gelegenheit, um den Rückzug anzutreten. Ich schnappte Grandma Mazur beim Ellbogen, sammelte ihre Sachen zusammen und manövrierte sie zur Tür hinaus, wo ich in der Eile beinahe Spiro umgerannt hätte.
    »Es war ein Unfall«, sagte Grandma zu Spiro. »Ich bin mit dem Absatz hängengeblieben. Das hätte jedem passieren

Weitere Kostenlose Bücher