Zwischen Vernunft und Sehnsucht (Julia) (German Edition)
Sprenkeln darin. Einfach faszinierend …
„Chloe?“ Seine Stimme holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Ja, Mr Carstairs?“ Beherzt hob sie mit dem Finger sein Kinn an, um sorgfältiger arbeiten zu können. Je schneller sie hier fertig war, desto besser.
„Alles okay? Übrigens, den ‚Mr Carstairs‘ können Sie sich sparen. Klingt irgendwie zu förmlich. Immerhin halten Sie mir gerade eine Rasierklinge an die Kehle.“
Energisch drehte sie seinen Kopf, was sein Gesicht in unmittelbare Nähe ihres Ausschnitts brachte. Ihre Brustspitzen drückten schamlos gegen den Stoff ihres BHs.
„Aber Sie sind doch mein Arbeitgeber“, protestierte sie, peinlich berührt von ihrer ganz und gar unpassenden Reaktion, aber unfähig, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Sie musste sich zwingen, nicht ständig auf seine muskulösen Oberschenkel in den eng sitzenden Jeans zu starren.
„Deshalb können Sie mich trotzdem beim Vornamen nennen.“
Kopfschüttelnd setzte sie ihre Arbeit fort. Es hatte etwas Sinnliches, den Schaum von Declans Haut zu schaben und Zug um Zug die Konturen seines markanten Gesichts freizulegen.
„Also, Chloe?“
„Was denn?“
„Sagen Sie meinen Namen.“
„Ich glaube nicht, dass ich …“
„Wollen Sie sich etwa meiner Anordnung widersetzen?“ Seine Stimme war weich wie Samt. Er lächelte. „Ich frage mich, wie Sie an diesen Job gekommen sind, wenn Sie ständig widersprechen.“
Er senkte den Blick, als wollte er ihr direkt in den Ausschnitt sehen. Sie wich zurück, kam aber nicht weit, denn seine Beine hielten sie gefangen.
„Los, sagen Sie es. Laut und deutlich.“
Sie holte tief Luft. „Declan.“
Geht doch. Auch wenn es sich anfühlte, als hätte sie heimlich von etwas Verbotenem genascht.
„Sehr gut. Und nun zieren Sie sich nicht länger. Ich weiß, es muss scheußlich aussehen, aber es ist nur tote Haut.“
Es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, was er meinte. Die Narbe. Sie hatte sie beim Rasieren ausgelassen.
„Nein, es sieht nicht scheußlich aus“, widersprach sie vehement.
„Lassen Sie das.“ Sein Lächeln erstarb. „Sie brauchen mir nicht zu schmeicheln, um mich bei Laune zu halten. Ich weiß, dass ich wie der Teufel persönlich aussehe.“
„Stimmt doch gar nicht.“
„Nein?“ Blanker Zynismus spiegelte sich in seiner Miene. „Wie, bitte schön, sieht die Narbe denn aus?“
Sein plötzlich aufwallender Zorn hätte sie in die Flucht geschlagen, hätte Declan sie nicht durch den Druck seiner Schenkel daran gehindert. Seine warmen Beine an ihren zu spüren, sandte eine Hitzewelle durch ihren Körper.
„Nur zu. Ich habe ein Recht darauf, es zu erfahren.“
Sein scharfer Ton ließ Chloe zusammenzucken, aber sie sagte sich, dass seine Wut nicht ihr galt. Er hatte nur den Unfall und seine Folgen noch nicht verarbeitet.
„Ich würde sie nicht gerade als schön bezeichnen …“
„Aha, da kommen wir der Wahrheit schon näher.“
„… aber sie verleiht Ihnen Charakter“, fuhr Chloe unbeirrt fort.
Dass die Linie, die sich von seinem Auge bis zu seinem Kinn zog, seine scharf geschnittenen Züge auf interessante Weise betonte und sein Gesicht davor bewahrte, allzu perfekt zu wirken, behielt sie lieber für sich. Und dass er damit verwegen, sexy und geradezu unwiderstehlich aussah, erst recht.
„Charakter?“ Er lachte laut auf. „Sie haben Humor.“
„Es stimmt aber.“
„Ich brauche Ihr Mitleid nicht.“ Kalte, verletzende Worte, die sie frösteln ließen.
„Nein. Aber Sie brauchen sich auch nicht selbst zu bemitleiden.“
Unheilvoll hing die Äußerung im Raum. In der darauffolgenden Stille war nur das Scheppern zu hören, als die Rasierklinge ins Waschbecken fiel. Chloe, die Hände in die Hüften gestützt, wartete mit angehaltenem Atem auf Declans Reaktion.
Je länger er schwieg, desto nervöser wurde sie. Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Zu dem Mann, der ihr Gehalt bezahlte?
Ja, weil ihr nämlich etwas an ihm lag, wie sie erstaunt feststellte. Genug, um das Risiko einzugehen, ihm die Wahrheit nicht zu verschweigen.
Plötzlich streckte er die Hand nach ihr aus. Nur kurz streiften seine Finger ihre Hüfte, doch die flüchtige Berührung genügte, um Chloes Haut unter dem dünnen Rock zum Glühen zu bringen. Dann fand er ihre Hand, umschloss sie fest mit seinen warmen, starken Fingern und zog sie an seine Wange.
Chloe schauderte, als er ihren Zeigefinger direkt auf das Ende der Narbe unterhalb seines Auges
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