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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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mußte, sie kam nicht von der Tür zum Bett, ohne das Tablett fallen zu lassen. Sie hatte immer etwas vergessen, fegte dann in heller Aufregung hinaus und kam mit einem Messer oder Mostrich oder was es nun sein mochte, wieder angekrochen, wobei sie gleichsam um Vergebung bittend die Dinge weit vor sich herreichte. Auch Olivers Schwestern vergaßen oft etwas, überlegten dann aber voller Zuversicht, wie er schließlich auch so auskommen könnte. »Du kannst doch sicher deinen Kaffee mit dem umgedrehten Marmeladenlöffel umrühren, nicht wahr, Oliver? Und du hast doch sicher ein Taschentuch, ich hab’ nämlich deine Serviette vergessen.« Seine Mutter schritt langsam und vorsichtig mit dem Glas Milch auf einem kleinen runden Tablett mit Spitzendeckchen das Zimmer auf ihn zu. Sie kam niemals hereingeplatzt wie Violet, mit einer angeknacksten Tasse, die in einer Pfütze auf einer alten Untertasse schwamm, oder hastig wie Heather, als ob ihr die Zeit leid täte, mit einem nur halbvollen Glas halbwarmer Milch.
    »Bald Zeit zum Schlafen, Liebling«, sagte Mrs. North und gebrauchte damit einen Ausdruck aus seiner Kinderzeit, »möchtest du noch irgend etwas?« Sie stellte die Milch hin, nahm die leere Kaffeetasse fort und betrachtete ihn von oben, imposanter denn je in dem Kleid, das sie gern zum Abendessen anzog: seegrüne Seide mit Streifen aus großen weißen Blumen, die sich um alle Rundungen ihres Körpers wanden. Sie trug ein ungefaßtes Pincenez an einer dünnen, goldenen Kette, die hinter ihrem Ohr festgehalten wurde. Ihr graues Haar, das einen ausgesprochen malvenfarbenen Schimmer hatte, wenn sie frisch vom Friseur kam, und im Laufe der Woche zu einem ganz zarten Ton verblich, war am Hinterkopf sehr hübsch zu einem perückenähnlichen Arrangement von Wellen und Locken geschlungen. Obgleich sie seit zwanzig Jahren in England lebte, hätte sie in ihrem Heimatort Philadelphia durch eine Versammlung von Matronen schreiten können, ohne aufzufallen. »Möchtest du noch irgend etwas?« wiederholte sie. »Hat Sandy es dir bequem gemacht, ehe sie ging?«
    »Ja, danke. Ich glaube, ich werde noch etwas lesen.«
    »Schön, aber nicht zu lange, Liebes. Ach, diese schrecklichen Motten! Machen sie dich nicht verrückt? Laß mich das Fenster zumachen.«
    »Bitte, nein, Ma«, er hob nervös seine Hand, als sie näher kam. Er wußte, daß er jedesmal aus Angst vor einer ungeschickten Berührung zusammenzuckte, sobald sich jemand über sein Bett beugte. »Ich kann es selber zumachen. Ich bin doch nicht gelähmt, das weißt du doch.«
    »Du mußt aber an das denken, was Hugo über die absolute Ruhe sagte. Ich traue dir nicht so recht. Gott weiß, was du hier alles anstellst, wenn du allein bist.«
    »Ja, natürlich, ich stehe auf und tanze im Zimmer herum. Eigentlich müßtest du ab und zu einmal durchs Schlüsselloch gucken.«
    »Ich bin überzeugt, daß du zuviel tust. Es kommt kaum vor, daß du läutest. Ich möchte wissen, wozu ich dir die Glocke gegeben habe.«
    »Ich hasse diese Glocke«, sagte er kurz.
    »Aber lieber Gott, warum denn? Die Glocke ist doch sehr hübsch«, sie nahm sie auf und läutete damit, »es ist eine Kuhglocke. Eines der Mädel brachte sie damals mit, als wir in Davos waren.«
    »Ich weiß nicht — es ist sicher albern. Ich hasse sie eben.«
    »Da ist noch die Tischglocke, die wir immer brauchten, als wir noch ein Stubenmädchen hatten. Du kannst sie haben, wenn du willst. Oder vielleicht könnte man eine elektrische Klingel anbringen lassen.«
    »Nein, danke, Ma, das ist es alles nicht. Es liegt nicht an dieser Glocke, es ist jede Glocke. Ich hasse eben den Gedanken, hier zu liegen und Leute herzuzitieren wie ein Sultan, der in die Hände klatscht.«
    »Aber das ist doch lächerlich, Liebling. Wie sollen wir denn wissen, ob du etwas brauchst? Natürlich wissen wir alle, wie lieb und rücksichtsvoll du bist, aber wir haben doch Verständnis dafür, daß du nichts selber tun sollst, gar nichts. Und das weißt du doch auch. Du bist die wichtigste Person im Hause. Ich möchte, daß du alles hast. Ich wollte, ich könnte noch mehr für dich tun.« Ihr rundes, gepudertes Kinn zitterte in seinem weichen Fleischbett, und ihr geschäftiger, entschiedener Mund wurde schlaff. Oliver streckte seine Hand aus. »Du tust schon vjel zuviel«, sagte er, »denk nicht mehr an die Glocke, ich war nur kribbelig.«
    Die Tür öffnete sich gerade so weit, daß das verschüchterte Gesicht von Mrs. Cowlin zu sehen war, mit dem

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