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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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und trug es zum ersten Nukk in der Reihe, die sich auf Felts Befehl hin zu formieren begonnen hatte. Das Tier trank und ließ sich von Reva ins Wasser führen, die anderen trotteten hinterher. Langsam, vorsichtig, aber ohne Scheu traten die Nukks in den Fluss und folgten dem Weg, den die Undae für sie bereitet hatten. Die Tiere reckten zwar die Hälse, aber sie gingen durchs Wasser, und sie waren groß genug, dass den Reitern nur die Stiefel nass wurden. Die gefetteten Packtaschen sogen nicht mehr Wasser als auf einem voll beladenen Floß.
    Nach einem Moment des Staunens kam Bewegung in die Menschen am Ufer. Die Welsen beeilten sich, die restlichen Waffen wieder aufzuladen und die Nukks einzureihen. Die Fährleute begannen lautstark zu protestieren. Einige versuchten noch schnell abzulegen, bevor das Gepäck wieder von ihren Flößen geholt wurde, wobei eine ganze Ladung Axtblätter im Uferschlamm versank. Andere warfen sich auf die Taschen, um das Abladen zu verhindern, oder zerrten sich wehrende Nukksauf wacklige Stämme. Die Situation drohte vollkommen außer Kontrolle zu geraten. Felt zog sein Schwert.
    Mit hohem Ton glitt Anda aus der Scheide und zerschnitt Geschrei und Lärmen. Den Arm lang gestreckt, drehte Felt sich langsam um sich selbst und die schwarze Klinge spiegelte das Licht der untergehenden Sonne.
    »Es ist genug! Ihr bekommt euren Lohn, auch wenn ihr ihn nicht verdient, Gesindel. Ihr seid es nicht wert, unsere Waren auch nur anzusehen. Wer seid ihr? Was könnt ihr? Unser Handwerk, die harte Arbeit eines ganzen Solders, in den Fluss werfen? Es ist genug! Kehrt zurück, wenn ihr Fährleute geworden seid. Bis dahin: Macht, dass ihr wegkommt!«
    Auch wenn sie die Worte nicht alle verstanden, die Geste war eindeutig und der Tonfall der in Wind und Weite geschulten Stimme des Welsenoffiziers unmissverständlich. Die Fährleute fügten sich und sammelten mit gesenkten Köpfen die Münzen auf, die Marken in den Schlamm fallen ließ. Felt steckte das Schwert zurück ins Futteral und sah im Augenwinkel die Lanzen der pramschen Soldaten auf sich gerichtet. Es waren viele. Und die Spitzen waren aus Welsenstahl.
    Er schloss für einen Moment die Augen und wünschte sich zurück auf den Berg, in sein Haus, zurück auf die warmen Steine des Ofens, an Estrids Schulter. Aber sie war nicht mehr da. Estrid und die Kinder hatten längst übergesetzt, mit einem der ersten Flöße. Nicht einen Blick zurück hatte Estrid ihm geschenkt, nur Ristra hatte kurz gewunken. Für sie war das alles ein großes Abenteuer. Sie war neugierig auf die Wiesen und Wälder, von denen Felt ihr so oft erzählt hatte, und sie hatte nicht gewusst, dass sie für lange vom Vater Abschied nehmen musste. Felt hatte es nicht über sich gebracht, mit Ristra zu sprechen. Aber als Estrid mit den Kindern über den Fluss setzte, war es ein Abschied. Der Abschied. Felt blieb zurück und sie waren fort   –sollte das nicht eigentlich umgekehrt sein? Wieder spürte Felt den Widerspruch zwischen der Schlichtheit des Auftrags   – Begleitschutz für eine Unda   – und den schmerzhaften Folgen, die das schon jetzt für ihn hatte. Wieder fragte er sich, um was es eigentlich ging. Was konnte so groß, so bedeutend sein, dass es die Undae aus ihrer Abgeschiedenheit ins Geschehen der Welt trieb? Was war es, das sein Leben auseinanderbrechen ließ?
    Doch als er sein Schwert gezogen hatte, war die Unsicherheit von ihm abgefallen. Anda zerschlug alle Zweifel.
    Felt war immer schon ein anderer gewesen, sobald er ein Schwert in der Hand hielt. Aber bei diesem Schwert hatte er das Gefühl, dass es ihn hielt und nicht umgekehrt.

 
    ZEHNTES KAPITEL
FAHRT IN DIE FINSTERNIS
     
    »Es ist der verdammte dritte Tag«, sagte Kersted und gab dem pramschen Soldaten das Fernglas zurück, das ihm dieser gegen eine Prise Weißglanz geliehen hatte. Normalerweise hatten die Welsen kaum Verwendung für die vielen nützlichen, aber teuren Instrumente und Geräte, die die Seguren in die Welt gebracht hatten   – präzise Waagen, Zeit- und Entfernungsmesser, Lupen, Augengläser und gebogene Spiegel. Aber so ein Fernglas könnte hilfreich für die Reise sein und Felt überlegte, ob er eines kaufen sollte. Die Reise! Immer noch ging es nicht weiter, seit drei Tagen saßen sie auf welsischer Seite fest. Sie starrten ans andere Ufer und warteten auf die Erlaubnis aus Pram, endlich übersetzen zu dürfen. Einmal täglich pendelte das Boot zwischen den Posten und brachte

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