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Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Zwölf Wasser Zu den Anfängen

Titel: Zwölf Wasser Zu den Anfängen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Greiff
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unablässig sprudelte die glühende Quelle. Der heiße Funkenstrom würde ganz Pram entzünden und niederbrennen. Ja, Felt, so war es: Pram stand vor seinem Untergang. Welsien war in Asings Liebe verglüht und nun sollte Pram ihrem flammenden Zorn zum Opfer fallen.«
    »Aber das ist nicht geschehen«, sagte Felt. »Pram steht heute noch.«
    »Ja«, antwortete Wigo, »denn Pram hat einen mächtigen Beschützer. Einen, der es mit Asing aufnehmen konnte.«
    »Sardes«, sagte Felt.
    Wigo nickte: »Genau. Sardes. Er war derjenige, der   –«
    »Was war das?« Felt war aufgesprungen.
    »Ein Schrei?« Auch Wigo kam auf die Füße. Sie lauschten. Starrten Richtung Höhlenausgang.
    »Wo ist Reva?«, fragte Felt und schaute sich um.
    »Ich bin hier«, sagte sie. Sie stand im steinernen Flussbett, das Wasser wirbelte ihr um die Knöchel. Die Narben auf Schädel und Armen waren gleißend helle Linien und ihr Gesicht spiegelte ein Gefühl, das Felt bei ihr niemals für möglich gehalten hätte: Angst.
    Wieder drang Lärm von draußen herein   – das waren eindeutig Schreie, das war Kampfeslärm, das Lager wurde angegriffen.
    »Nicht«, sagte Reva und bewegte sich schnell auf die Männer zu. Sie packte Felts Hand, der im Begriff war, sein Schwert zu ziehen. Ein eisiger Stachel bohrte sich in seinen Arm. Sie schaute ihn an, tiefste Besorgnis hatte die hellen Augen schwarz verfärbt, Felt konnte sich nicht rühren, dem Blick nicht ausweichen, er konnte nur stumm sein eigenes, doppeltes Spiegelbild bitten, ihn loszulassen. Und Reva tat es.
    »Du bleibst hier«, sagte Felt und krampfte die klammen Finger um den Schwertgriff. »Wigo, die Fackeln   – los!«
    Die Männer rannten. Reva stieg wieder ins Wasser, blieb im flachen Flussbett stehen, mit hängenden Armen und gesenktem Kopf. Sie schloss die Augen.

 
    ZEHNTES KAPITEL
ETWAS FÄLLT VOM HIMMEL
     
    Draußen herrschte graues Zwielicht, die Sonne war untergegangen und die heraufziehende Nacht machte den wolkenlosen Himmel stumpf, ein Licht wie im Traum.
    Die Szene wie aus einem Albtraum.
    Felt sog Luft ein, der Mund wurde ihm trocken, der Magen krampfte, er sah:
    Einen Soldaten, kniend, zitternde Speerspitze gerichtet auf einen Wolf. Ein Untier. Übergroß. Schwarz. Ein Sprung, ein losgelassener Speer. Ein durchbrochener Panzer, ein geöffneter Brustkorb, eine bluttriefende Schnauze.
    Zwei junge Männer, Kaufleute, Söhne reicher Väter, stehend, Rücken an Rücken, sich an den Händen haltend, Augen und Münder aufgerissen, Entsetzen, stumme Schreie. Zwei Wölfe, ein Angriff. Zwei Körper, stehend. Keine Köpfe, nur sprudelndes Blut.
    Ein hübsches Mädchen, gelähmt, zitternd, auf den Wolf starrend, sie weint, schlägt die Hände vor den Mund, ein Schluchzer. Sie sackt zusammen, gibt auf, noch bevor der Wolf ihr die Fänge in die Schulter schlägt.
     
    Felt riss den Blick los von der Verstümmelten, sah all die, die vorher aufgegeben hatten, die nur noch blutige Masse am Boden waren. Wie hatte das passieren können? Wie hatten sie so schnell, so gründlich vernichtet werden können?
    Das waren keine Wölfe.
    Das war
der
Wolf.
    Und er hatte sich vervielfacht. Lähmende Angst ergriff Felt.
    Aber da blitzte ein erhobenes Schwert. Schwarzer Stahl über schwarzem Fell. Ein wilder Blick. Einer widersetzte sich dem Grauen, einer gab nicht auf. Gerder.
    Ein Schrei   – Felt selbst.
     
    Drei der großen Bestien umschlichen den Kameraden, Gerder drehte sich in ihrer Mitte wie ein langsamer Kreisel. Die Wölfe hielten Distanz zum Schwert, einem klaffte eine Wunde in der Flanke. Sie knurrten, legten die Ohren an, zogen die Lefzen hoch, schnappten nach Gerders Beinen. Felt umfasste den Schwertgriff mit beiden Händen, holte aus, der Wolf wandte den Kopf, diese glimmenden Augen, flammende Lanzen, die sich in die Seele bohrten.
    Das Schwert durchtrennte die Wirbelsäule des Untiers, Felt schlug ihm die Hinterläufe ab, mit nur einem Hieb. Wie Stiche von glühenden Nadeln spürte Felt die Blutspritzer auf seinem Gesicht. Gerder bleckte die Zähne, ein irres Grinsen, rief: »Ein gutes Schwert!«
    Gerder hieb gegen einen Wolf, er traf die Brust, aber nur, weil der Wolf ihn angesprungen hatte, beide gingen zu Boden, der Mann unter dem Tier. Gerder schrie auf. Der Schwertarm gebrochen vom Kiefer des Wolfs, Felt sah den Knochen, unwirklich weiß im Dunkel aus Blut und Fell und schwarzer Rüstung. Er rammte Anda dem Wolf in die Seite, Widerstand,eine Rippe, dann schnell und leicht die Lunge,

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