0003 - Die Teufelsklause
zusammenbrauen?« argwöhnte sie.
Zamorra zuckte die Achseln. »Wer weiß«, erwiderte er unbestimmt.
Nicole bedachte ihn noch mit einem skeptischen Blick und meinte: »Ich werde mich wohl besser wieder umziehen.«
Professor Zamorra sah gar nicht, wie sie das Zimmer verließ. So sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt.
Als der Postbeamte eine halbe Stunde später unten am Tor läutete, ging Zamorra selbst, um ihm zu öffnen.
Der Mann, ein biederer Typ, hielt mit einer Hand sein Fahrrad fest und mit der anderen Hand überreichte er Zamorra das Päckchen und einen Brief.
»Bitte sehr, Herr Professor.«
Zamorra bedankte sich und gab dem Mann ein ordentliches Trinkgeld, das dieser mit einem anerkennenden Nicken wegsteckte.
Dann schwang er sich wieder auf sein Fahrrad. Bevor er abfuhr, meinte er. »Wissen Sie, Professor, hier möchte ich nicht wohnen. Um kein Geld in der Welt. Es ist viel zu unheimlich. Und was man im Dorf über das Schloß munkelt - na, ich weiß nicht.«
»Alles Weibergewäsch«, erwiderte Zamorra, obwohl er es besser wußte.
Zehn Minuten später saß er wieder in seinem Arbeitszimmer. Einen Absender konnte Zamorra auf dem Päckchen nicht entdecken. Behutsam löste er die Verschnürung, brach das Siegel und entfernte das braune Packpapier. Ein flacher grauer Kasten kam zum Vorschein. Zamorra hob den Deckel ab - und sah einen Kassetten-Recorder vor sich liegen.
Nachdenklich nagte Zamorra an seiner Unterlippe. Wer mochte ihm das geschickt haben?
Er griff nach dem Brief und las den Absender.
Inspektor Murray, Scotland Yard.
Während Zamorra den Brief öffnete, beschlich ihn wieder das seltsame Gefühl. Diesmal jedoch stärker als vorhin.
Der Brief war nicht lang. Inspektor Murray bat Zamorra lediglich, nach Cardigan zu kommen. Er wollte ihn in einer wichtigen Angelegenheit sprechen.
Zamorra legte den Brief zur Seite. Dann nahm er den Recorder in die Hand.
»Ein seltsames Geschenk, Chef«, sagte Nicole Duval hinter ihm.
Zamorra wandte sich um. »Habe Sie gar nicht kommen gehört, Nicole.«
»Hauptsache, Sie übersehen mich nicht.«
»Wie könnte ich«, lächelte Zamorra.
Nicole, die jetzt einen giftgrünen Hosenanzug trug und das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, sagte knapp: »Am besten, wir hören uns mal an, was auf dem Band drauf ist.«
»Ob Sie's glauben oder nicht, Nicole, das hatte ich auch vor. Kommen Sie.«
***
Mit fahrigen Bewegungen fuhr sich Dean Porter durch sein schütteres Haar.
Seit er diese Botschaft gelesen hatte, war er ein anderer Mensch geworden. Übernervös, reizbar und dann wieder in tiefsten Gedanken versunken.
Die drückende Last hatte tiefe Sorgenfalten in sein Gesicht gegraben. Er wußte nicht, was er tun sollte. Verdammt, es ging ihm schlecht. Seine Holzfabrik stand vor dem Ruin. Und ein Geldgeber war nicht aufzutreiben. Dann hatte er von der Kaste der Henker gehört die sich dem Satan verschrieben hatte. Einen Pakt mit dem Teufel schließen, das bedeutete Macht, Geld und Ansehen.
Aber um welchen Preis!
Er sollte seine eigene Tochter umbringen.
Neunzehn Jahre war Judy alt. Stand kurz vor dem Beginn ihres Studiums… Dean Porter stöhnte auf. Noch einmal hielt er sich seine eigene Lage vor Augen.
Und da wußte er plötzlich, daß er es tun würde.
Der Bleistift, den er in der Hand gehalten hatte, zerbrach unter seinem festen Griff.
Im gleichen Augenblick klopfte es an der Bürotür.
»Herein«, rief Dean Porter automatisch.
Das Mädchen, das Sekunden später den Raum betrat, war Judy…
***
Zamorra und Nicole Duval saßen gespannt in den beiden dunkelbraunen Ledersesseln. Vor ihnen auf dem Tisch stand der Recorder.
Im Raum brannte nur eine Stehlampe. Ihr milchiger Schein verbreitete eine angenehme Atmosphäre, die durch die antiken Möbel und Bilder nur noch verstärkt wurde.
Zamorra hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. Er wirkte konzentriert.
Im Gegensatz zu Nicole, die beide Beine an den Körper gezogen hatte und an einem Martini nippte.
Zamorra drückte auf die AbTaste. Die Spule in dem Recorder begann sich zu drehen.
Zuerst hörten die beiden Menschen nur ein Rauschen, das ab und zu von einem leisen Knacken unterbrochen wurde.
Doch dann klang eine Stimme auf. Deutlich, klar, fast so, als würde der Sprecher im Raum stehen.
»Ich heiße Jerome Webster. Alles, was ich hier auf Band gesprochen habe, entspricht der reinen Wahrheit. Ich möchte die Leute, die dieses Band in die Hände bekommen, warnen.
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