0004 - Im Totenreich der Ghouls
mit Tellern, Ringen und Keulen ab, wodurch die langweilige Nummer jedoch auch nicht interessanter wurde.
Zamorra fand einen Tisch nahe dem Podium. Bill setzte sich erwartungsvoll. Er bestellte für den Professor und für sich einen doppelten Whisky. Dann harrte er händereibend der Dinge, die da kommen sollten.
Als der Jongleur abtrat, fand sich kaum jemand, der applaudiert hätte. Der Mann verließ mit trauriger, abgekämpfter Miene das Podium.
Spotlights flammten auf. Aus verborgenen Lautsprechern knisterte ein Stöhnen, voll von sinnlicher Lust und Begierde. Und dann ergoß sich das ganze silbrige Licht über ein Mädchen, das so schön und faszinierend war, daß den staunenden Gästen der Atem unwillkürlich stockte.
Sie hatte flammendrotes Haar und meergrüne schräggestellte Augen. Ihre Schönheit ließ an Feuer denken, das unter einer dünnen Eisschicht lodert. Alles, aber auch alles hatte bei ihr die richtigen Proportionen, und sie hatte beherrschte, geschmeidige, ungemein aufreizende Bewegungen.
Berechnend langsam begann sie sich zu entkleiden. Sie spannte die Zuschauer auf die Folter, bog sich, wand sich, liebkoste und streichelte ihren Körper, der spät, sehr spät erst, nackt war.
Ihr prachtvoller, rosigweißer Körper bot sich in völliger Perfektion dar. Kleine, tadellos geformte Brüste und zart gerundete Hüften, die in lange, anmutige Beine übergingen.
Ihre Zehennägel waren silbern lackiert. Und es gab in der ganzen Bar keinen einzigen Mann, der von ihrer lasziven Darbietung nicht begeistert gewesen wäre.
Als sie fertig war - was man in zweierlei Hinsicht verstehen sollte, denn sie schien körperlich und mit der Vorführung fertig zu sein -, tobten die Männer vor Begeisterung.
Sie zog sich mit einem dankbaren Lächeln und mit heißen Blicken auf die dem Podium am nächsten sitzenden Männer zurück.
Bill fing solch einen Blick auf und begann sofort zu lodern. Er schlug Zamorra vor, das rothaarige Mädchen an den Tisch zu holen. Der Professor hatte nichts dagegen einzuwenden, obzwar er bezweifelte, daß Bill das gelingen würde.
Fleming erhob sich grinsend, suchte und fand den Gang zu den Garderoben und schlenderte diesen mit einem gewissen Prickeln im Nacken entlang.
Ein vierschrötiger Kerl trat ihm in den Weg.
Der Mann war blond, hatte ein brutales Gesicht, böse glitzernde Augen, ein kantiges Kinn und das eingeschlagene Nasenbein eines Schlägers.
»Wohin?« fragte er. Es klang wie eine Drohung. »Die Toiletten sind nebenan!«
Bill zwinkerte spitzbübisch. »Ich hätte gern dieses rothaarige Girl an meinen Tisch gebeten.«
Der Bulle grinste bösartig. »Das würde jeder gern tun.«
»Ist zu verstehen«, meinte Bill.
»Geht aber nicht!« sagte der Kraftprotz scharf.
»Und weshalb nicht?«
»Weil ich es sage!« knurrte der Kerl.
»Ist das nicht ein bißchen zu wenig?«
Der Hüne kniff die Augen gefährlich zusammen. »Hör mal, Junge, ich zerquetsche dich wie eine Pampelmuse, wenn du dich nicht schleunigst von hier fortscherst!«
Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, stieß der streitsüchtige Hüne Bill Fleming kurz, aber fest an.
Bill winkelte reflexartig die Arme an.
Der Kerl vermutete, Bill wollte ihn angreifen, und setzte alles daran, um ihm zuvorzukommen. Sofort schmetterte er ihm die Faust ans Kinn.
Bill blieb die Luft weg. Der Schlag wirkte in seinem Kopf wie eine Explosion. Er sah grelle Blitze und schwarze Flecken. Er spürte, wie er nach hinten kippte, ohne es verhindern zu können, weil seine Beine wie gelähmt waren. Schwer krachte er gegen die Wand.
Der Aufprall rüttelte ihn mächtig durch.
Als der Hüne nachsetzte, konterte Bill Fleming mit unsicheren, kurzen, trockenen Schlägen, deren Wirkung beinahe lächerlich war.
Der andere verzog das Gesicht zu einem wilden Grinsen.
Er war brutal. Er hatte Freude am Vernichten. Und er setzte alles dran, um sich diese Freude wieder mal zu bescheren, indem er mit schweren Schlägen auf den wankenden Bill eindrosch.
Die Hiebe prasselten so dicht auf Fleming nieder, daß er sie kaum noch alle zu registrieren vermochte. Das Jochbein schmerzte ihn genauso wie der Magen. Die Leber genauso wie das Nasenbein.
Keuchend fiel er zu allem Unglück auch noch in einen wuchtig nach oben gerissenen Haken hinein, und der riß ihn von den Beinen…
***
Nach einer kleinen Weile wurde Professor Zamorra unruhig. Er trank seinen Whisky aus. Ringsherum, an den anderen Tischen, wurde ausgelassen geredet, gescherzt und
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