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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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aufrechter und tapferer Mann die von uns gesprochenen Fügungen beflissen und sorgsam vollstreckt hat…«
    »Seien Sie still!« knurrte der Fremde plötzlich.
    Zamorra hob erstaunt den Kopf. Sein Blick traf sich mit dem des anderen, und er fühlte dessen Anstrengungen, seinen Willen mit der Kraft seiner Augen zu brechen.
    Doch Zamorra hielt dem Blick ohne Mühe stand.
    »Was stört Sie an den Worten des Grafen?«
    »Die Art, wie Sie es aussprechen! Voller Zynismus und Spott!«
    Zamorra wußte, daß er auf dem richtigen Weg war.
    »Nun - halten Sie eine solche Urkunde nicht auch für makaber? Ist es nicht lächerlich, einem Mann Fähigkeiten zu bescheinigen, dessen Arbeit darin bestand, andere Menschen zu töten?«
    Die Pupillen des anderen glühten voller Zorn.
    »Was verstehen Sie davon!« zischte er. »Es war sein Beruf! Er hat seine Pflicht getan! Wie jeder andere, der einen Beruf ausübt!«
    »Henker zu sein, ist kein Beruf«, hieb Zamorra in die Kerbe, »es ist abscheulich und abstoßend, und es kennzeichnet die innere Einstellung eines solchen Mannes. Menschenleben bedeuten ihm nichts…«
    Es geschah, noch während Zamorra die letzte Silbe aussprach.
    Der Fremde explodierte förmlich.
    Mit einem Wutschrei stürzte er sich auf den Professor.
    Zamorra wich reaktionsschnell aus. Ein geschickter Sidestep genügte, um den anderen leerlaufen zu lassen. Zamorra hatte den Zornesausbruch des Mannes bewußt heraufbeschworen. Deshalb war es nicht schwierig, sich darauf einzustellen.
    Der Unbekannte stieß einen überraschten Knurrlaut aus. Durch den eigenen Schwung vorwärts gerissen, taumelte er auf die leere Wand neben der Tür zu. Rechtzeitig stützte er sich mit den ausgestreckten Armen ab und wirbelte herum.
    Zamorra trat von dem Schaukasten weg. Er wollte vermeiden, daß die Glasscheiben mit den Polizeisiegeln zu Bruch gingen.
    Fauchend schnellte sein Gegner von neuem auf ihn zu. Die Augen des Mannes brannten vor Haß.
    Professor Zamorra wartete den zweiten Angriff ruhig ab. Er besaß genügend Erfahrung, um die Taktik des anderen innerhalb von einem Atemzug einschätzen zu können.
    Zamorra paßte den richtigen Sekundenbruchteil ab.
    Eine knappe Drehung seines Oberkörpers ließ die herausgestochene Gerade seines Gegners wirkungslos bleiben. Die Wucht des Hiebes hätte Zamorra auf die Bodenbretter befördert. Darüber bestand kein Zweifel.
    Der Mann lief förmlich in den betonharten Aufwärtshaken hinein. Wieder war es der eigene unkontrollierte Schwung, der ihm zum Handicap wurde.
    Sein Kopf flog nach hinten. Mit den Armen rudernd, wich er zwei, drei Schritte zurück.
    Sofort setzte Zamorra nach. Er wußte, daß sein Gegner ihm körperlich keineswegs unterlegen war. Deshalb brauchte er eine rasche Entscheidung. Es gelang ihm, den Mann an der Wand festzunageln.
    Mit gnadenlosen Hieben zerschmetterte Zamorra die Deckung, die der andere verzweifelt aufzubauen versuchte.
    Dann feuerte Zamorra eine Handkante ab, die ein rasches Ende machte. Der Hieb traf präzise auf die vorberechnete Stelle. Ohne noch einen Laut von sich zu geben, sackte der Fremde langsam an der Wand herunter.
    Zamorra richtete sich auf, rieb sich die Handknöchel. Er war nicht einmal außer Atem geraten.
    Stirnrunzelnd musterte er den Bewußtlosen.
    Doch er kam nicht mehr dazu, über den Grund seines wütenden Angriffs nachzudenken.
    Hastige Schritte näherten sich im Korridor. Die Fußbodendielen knarrten vernehmlich.
    Eine Sekunde später schoben sich die beiden Kriminalbeamten zur Tür herein. Sie hatten ihre Pistolen gezogen. Als sie die Situation erfaßten, steckten sie die Waffen wieder weg.
    »Was geht hier vor?« blaffte der Ältere.
    Professor Zamorra zog die Schultern hoch.
    »Leider habe ich keine Erklärung parat, Gentlemen. Dieser unfreundliche Zeitgenosse ging auf mich los, als ich meine Meinung über den Beruf des Scharfrichters äußerte. Der junge Mann schien sich angesprochen zu fühlen.«
    »Es war keine gute Meinung, wie?«
    Die beiden Beamten grinsten verstehend.
    »Nein«, gestand Zamorra mit fragendem Blick.
    Der Jüngere deutete auf den Bewußtlosen.
    »Das ist Kenneth Jones. Ein direkter Nachkomme von Gordon Basil Jones. Er betreibt Ahnenforschung. Die Vorfälle der letzten Zeit haben ihn veranlaßt, aus London herüberzukommen.«
    Professor Zamorra stieß einen überraschten Pfiff aus. Er fing an zu begreifen. Obwohl eine gähnende Lücke des Unerklärlichen und des Rätselhaften blieb.
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«

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