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0005 - Der Scharfrichter

0005 - Der Scharfrichter

Titel: 0005 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Seine Frau sperrte den Mund auf. Plötzlich hatte sie keine Kraft mehr, sich zu bewegen. Eine unerklärliche Trägheit befiel sie. Eben noch voller Angst um ihren Mann, spürte sie nun eine grenzenlose Apathie, die sie mit müdem Desinteresse zuschauen ließ - so, als sei sie nicht selbst beteiligt. Geoffrey Harding verließ seinen Platz am Fenster.
    »Ich muß gehen«, murmelte er, »man läßt ihn nicht warten!« Die Gesichtszüge des Farmers waren verhärtet. Seine Bewegungen wirkten steif und ungelenk, als er zur Kammertür schritt.
    Leise knarrten die Angeln. Nachdem der Farmer mechanisch in die Holzschuhe geschlüpft war, fielen seine Schritte schwer auf die Bretterdielen.
    Doch selbst diese Geräusche rissen Francis Harding nicht aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Noch sekundenlang sah sie ihren Mann im Hausflur, der nun ebenfalls von dem unwirklichen Lichtschein ausgefüllt war - wie vor einem düsteren Herbstgewitter.
    Geoffrey Harding wandte sich nicht um. Seine Schritte verklangen und waren schließlich nicht mehr zu hören.
    Draußen nahm das Fauchen des Windes zu. Die Seitentür des Hauses fiel krachend ins Schloß.
    Ein unausgesprochener Befehl ließ die Frau aus dem Bett steigen. Nackt, wie sie stets zu schlafen pflegte, trat sie vor das niedrige Fenster der Kammer. Vor dem Hintergrund der schwefligen Helligkeit erinnerten ihre barocken Körperformen an das Gemälde eines alten Meisters.
    Die Böen zerrten an den Baumkronen, ließen Schatten über das weiche Gras des Farmhofes tanzen. Der Ursprung des Lichts war unergründlich. Über den Bäumen gähnte die Finsternis tief schwarzer Wolkenbänke.
    Francis Harding sah ihren Mann, wie er mit demütig gebeugtem Haupt durch eine der Lücken zwischen den Baumstämmen trat. Das weite Nachtgewand flatterte um seinen knorrigen, von harter Arbeit gezeichneten Körper. Langsam und dennoch zielstrebig erklomm er den flachen Hügel, der nur zweihundert Meter östlich vom Farmhaus emporragte.
    Urplötzlich erschauerte die Frau. Ihre Lippen öffneten sich. Doch sie blieb stumm, wie zur Hilflosigkeit verdammt.
    Der schweflige Lichtschein konzentrierte sich jetzt auf die Hügelkuppe.
    Im nächsten Moment tauchte eine Silhouette aus dem Nichts auf.
    Jedes Detail war deutlich zu erkennen. Der Mann trug enge graue Kniebundhosen, klobige Schnürschuhe und eine eng anliegende graue Jacke, die sich über seinen breiten Schultern spannte. Sein Gesicht war unter dem handspannenlangen Schirm einer topfförmigen Mütze verborgen.
    Die Augen der Frau am Kammerfenster drohten aus den Höhlen zu quellen.
    »Der Scharfrichter!« flüsterte sie tonlos, ohne ihre eigene Stimme zu hören.
    Unvermittelt hatte sie das Gefühl, ein Raunen zu hören - unterdrücktes Gemurmel, das rasch versiegte und atemloser Gespanntheit Platz machte. Sie glaubte sich im Kreis einer gesichtslosen Menge, die voll begieriger Aufmerksamkeit das grausige Geschehen verfolgte.
    Der Henker stützte sich mit beiden Fäusten auf das fast mannshohe Richtschwert.
    Jäh brach das Orgeln der Windböen ab.
    »Knie nieder, Geoffrey Harding!« erscholl die hohle Stimme, die von metallener Härte war.
    Der Farmer gehorchte. Sein weißes Nachtgewand glättete sich. Er beugte den Kopf, faltete die schwieligen Hände vor die Brust.
    »Das Urteil ist gefällt, Geoffrey Harding!« fuhr der Scharfrichter unerbittlich fort. »Du weißt es, denn ich habe es dir mitgeteilt! Nun ist der Zeitpunkt gekommen… Zeit für dein letztes Gebet, Farmer!«
    »Ja, Herr«, erwiderte der Todgeweihte gefaßt. Dann begann er, monoton das Gebet zu sprechen, wie es dem armen Sünder zukam, der um Gnade für seine Seele flehte.
    Schließlich beugte Geoffrey Harding seinen Kopf noch tiefer.
    Matt schimmerte die Haut seines Nackens unter dem Haaransatz.
    Der Scharfrichter sprach nun nicht mehr.
    Mit beiden Fäusten packte er den Griff des mächtigen Schwertes. Sekundenlang blitzte die Klinge hoch über seiner topfförmigen Mütze.
    Dann ein flirrender Lichtreflex, ein scharfes Zischen.
    Ein kurzer, dumpfer Laut folgte.
    Die Frau löste sich jäh aus ihrer Erstarrung. Ihr gellender Schrei tönte weit über das Land. In wahnsinnigem Entsetzen schloß sie die Augen.
    Als sie sie wieder öffnete, war der Spuk verschwunden. Dunkelheit lag über den Hügeln, und die Windböen waren nur noch eine laue nächtliche Brise.
    Am ganzen Körper bebend, wandte sie sich um. Ihr Blick erfaßte das leere Bett. Von neuem schrie sie auf.
    Kurz darauf sah sie den

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