0007 - Das Horror-Schloß im Spessart
»So, da die Formalitäten erledigt wären, kommen wir zum gemütlichen Teil. Ihnen stehen unsere Clubräume zur Verfügung und auch die Mädchen, die wir eingestellt haben. Sie sind allesamt erste Klasse, haben Niveau und können durchaus ein Gespräch führen. Selbstverständlich sind sie auch in allen anderen Dingen perfekt.« Kala grinste säuerlich. »Sie wissen, was ich meine.«
»Natürlich.« Mallmann nickte.
»Nun noch eine letzte Frage, meine Herren. Ist dieser Club Ihnen empfohlen worden, oder sind Sie aus eigenem Antrieb zu uns gekommen?«
Ehe Will Mallmann antworten konnte, sagte der Geisterjäger: »Er ist uns empfohlen worden.«
Kala sah John fragend an. »Von wem, bitte sehr? Ich will nicht neugierig sein. In der Regel kenne ich nicht einmal die Namen der Clubmitglieder…«
John Sinclair hob die rechte Hand. »Nein, nein, den Namen dürfen Sie ruhig wissen. Es ist ja kein Geheimnis. Unser Freund heißt Paul Brandner.«
Dem Oberinspektor entging nicht das Zucken der Augendeckel. Für einen winzigen Augenblick preßte Kala die Lippen zusammen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Tut mir leid, meine Herren, aber den Namen Brandner habe ich noch nicht gehört. Wenn Sie das jedoch sagen, wird es schon stimmen. Ich darf Ihnen jetzt auch im Namen des Hauses noch viel Vergnügen wünschen. Wir sehen uns sicherlich noch. Fatima führt in wenigen Minuten ihren Schlangentanz vor. Sie werden begeistert sein.«
John und Will standen ebenfalls auf. Sie mußten einen Vorhang auseinanderschieben, um in die eigentliche Bar zu gelangen.
Die Bar war ziemlich schmal, aber sehr lang. Sie war in zwei Räume geteilt. Der vordere wurde von der chromglitzernden Bar eingenommen. Dahinter stand kein Mädchen, sondern der Empfangsknabe. John wunderte sich, mit welcher Geschicklichkeit er mit Flaschen und Gläsern hantierte.
An der gegenüberliegenden Seite der Bar führte eine Treppe nach oben. Die Stufen waren breit und mit einem Läufer belegt.
Im zweiten Teil des Raumes saß etwas erhöht die kleine Band. Es war eine Drei-Mann-Combo, die aktuelle Hits spielte. Die Band begrenzte die kleine Tanzfläche von der Rückseite. Um die Tanzfläche herum gruppierten sich Tische mit bequemen Sesseln. John sah die Freier mit ihren Mädchen dort im Halbdunkel sitzen. Hin und wieder klangen Gläser gegeneinander, oder es lachte ein Mädchen.
Kala schlich wie ein Gespenst durch die Räume. Seine Blicke waren überall, und besonders hatte er ein Auge auf den Geisterjäger geworfen. Hatte er Verdacht geschöpft?
»Der erste Drink geht auf Kosten des Hauses«, sagte der Mixer. »Was möchten Sie trinken?«
John und Will entschieden sich jeder für eine Flasche Piccolo. Der eiskalte Sekt perlte in den langstieligen Gläsern.
John Sinclair und Will Mallmann prosteten sich zu. Sie spielten die stinknormalen vergnügungssüchtigen Gäste, die darauf aus waren, ein heißes Abenteuer zu erleben.
Und dann kam Fatima.
Sie huschte aus einer Tür hinter der Bar. Lange schwarze Haare flogen mit einem fast durchsichtigen Gewand um die Wette. Aus dem hinteren Raum ertönte Beifall, als Fatima sich mitten auf der Tanzfläche verbeugte.
Kala stand plötzlich neben John. »Sie können sie nachher mit auf ein Zimmer nehmen«, flüsterte er. »Ich habe kurz mit ihr gesprochen. Sie hat Interesse an Ihnen gezeigt. Fatima kennt die Liebestechniken des Orients.«
»Mal sehen«, erwiderte John ausweichend.
Kala zog sich diskret zurück.
Fatima begann mit ihrem Tanz.
Das Mädchen war eine Klasse für sich. Und sie bewegte die Schultern, den Oberkörper, Arme und Beine in unendlicher Harmonie.
Das durchsichtige Gewand drehte sich um ihren Körper, wurde hochgewirbelt und gab den Bauch frei, in dessen Nabel ein hochkarätiger Diamant funkelte.
Nur ein Scheinwerfer streute sein Licht auf die kleine Tanzfläche. Er wechselte von Sekunde zu Sekunde die Farbe. Mal rot, dann grün, ging über ins Blaue und verharrte in einem sanften Türkis.
Die Combo sorgte für die Background-Musik. Dumpfer, kaum zu vernehmender Trommelwirbel, dazwischen das Spiel einer Flöte.
Fatima warf den ersten Schleier mit einer gleitenden Bewegung von sich. Nur langsam senkte er sich dem Boden entgegen. Dort blieb er liegen wie eine große Fahne.
»Ich denke, das ist ein Schlangentanz!« flüsterte Kommissar Mallmann.
»Abwarten.«
Fatima ging in einen Spagat. Sie beugte ihren jetzt bloßen Oberkörper vor und berührte mit den Lippen ihre rechte Fußspitze.
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