Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0013 - Die Festung der sechs Monde

Titel: 0013 - Die Festung der sechs Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
des Kameraden auf dem Teleschirm auftauchte. Die Übertragung erfolgte dreidimensional und dazu in naturgetreuen Farben. Calvs dunkle, fast schwarze Gesichtshaut war von roten Flecken und Streifen überzogen.
    „Explosiver Druckverlust", kam es schwach über die Anlage. „Ich hatte den Helm unten, verdammt! Es sticht in der Lunge. Es hat mir die Luft aus dem Mund gerissen. Verschwindet, los, verschwindet!"
    Die letzten Worte waren kaum noch verständlich. Calvermanns Helm schlug gegen die Aufnahmepositronik des Senders. Auf den Schirmen waren nur noch seine dunklen schmerzhaft verkniffenen Augen zu sehen.
    „Du rast in die Atmosphäre hinein", schrie Deringhouse verzweifelt. „Deine Fahrt langt nicht für eine Kreisbahn. Was macht dein Triebwerk?"
    Calv lachte nur. Er tat es rauh und hustend, aber er lachte. Es besagte mehr als Worte.
    „Verschwindet, Gruß an den Chef. Auf dem dritten Mond ist eine kleine Basis der Topsider. Habe es gerade noch erkannt. Verschwindet und kommt nur nicht auf den Gedanken, mich aus der Maschine fischen zu wollen. Bis ihr kommt, bin ich unten. Verschwindet...!"
    Das letzte Wort kam beschwörend, dann schlossen sich die Augen.
    „Rous, weiterhin absetzen. Ich hole ihn", befahl Deringhouse hastig. „Ich muß ihn noch in die Kanzel bringen. Irgendwie finden wir einen Platz. Ich werde ihn ...!"
    Ein grausamer Hieb warf ihn gegen die breiten Gurte des hochgeklappten Konturlagers. Das Triebwerk seines schon dreiviertel lichtschnell gewordenen Jägers jaulte kurz auf, ehe es unter dröhnenden Geräuschen vollkommen aussetzte. Deringhouse hörte den Andruckabsorber heulen. Dennoch wurde er erneut gegen die Gurte gepreßt. Der sternfunkelnde Raum verwandelte sich in eine mit rasender Geschwindigkeit rotierende Zentrifuge. Auf den Bildschirmen seiner Rundumbeobachtung entstand ein Kreis aus irrlichternden Leuchterscheinungen.
    Demnach drehte sich der Jäger mit wahnwitzigen Werten um seine Längsachse. Draußen glühte es hellrot. Deringhouse glaubte die entstehenden Innentemperaturen zu spüren, obwohl sein Raumanzug für runde 500 Grad Celsius gut war. Ihm ging es wie Calvermann, dem er eben noch hatte helfen wollen, nur mit dem Unterschied, daß er keine explosive Dekompression erlebte. Seine Druckkabine blieb dicht, und die Klimaanlage arbeitete auch noch.
    Dennoch war sein Jäger in Sekundenschnelle zum Wrack geworden. Hinter dem schon unheimlich schnellen Einsatzboot standen nachglühende Gaspartikel im Raum. Es dauerte einige Zeit, bis Deringhouse die verzweifelten Rufe des Sergeanten hörte. Rous hatte sein hartes Beschleunigungsmanöver sofort unterbrochen. Zur Zeit glitt er im freien antriebslosen Fall durch den Raum. Knappe 1000 Kilometer seitlich hinter ihm schlingerte die Maschine des Verbandsführers durch das Vakuum.
    „Alles klar", gab Deringhouse über Telekom zurück., Alles klar. Ich bin nicht verletzt. Schießen sie noch?"
    „Nein, aber deine Maschine dreht sich wie ein Kreisel", krachte es aus dem Lautsprecher. „Wenn sie uns jetzt verfolgen, werden sie uns bei der Bergung erwischen. Stabilisiere die Mühle. Ich berechne mein Manöver."
    Deringhouse sagte nichts mehr. Mit einigen Handgriffen ließ er die hochtourigen Kreisel der Stabilisierungsanlage anlaufen. Sie schafften es allmählich, den am Heck schwer angeschlagenen Jäger aufzufangen und ins Gleichgewicht zu bringen. Böse konnte der Treffer nicht gewesen sein, bestenfalls ein Streifschuß mit Wirkung innerhalb des schwachen Abwehrschirms. Dennoch hatte es genügt, um die empfindliche Maschine sofort manövrierunfähig zu machen.
    Weit vor ihm, nur gelegentlich durch das grelle Aufblitzen der Korrekturdüsen erkennbar, begann Rous mit dem äußerst schwierigen Anpassungsmanöver. Er hatte einen Teil seiner Fahrt aufzuheben und dann dafür zu sorgen, daß er auch genau neben Deringhouses Maschine kam. Nur so konnte er den Verbandsführer übernehmen.
    „Calv, was ist mit Calv?" klang es wie ein Hauch aus Rous Helmlautsprecher.
    „Ich wollte ihn holen."
    Der Sergeant preßte die Zähne zusammen. Er wußte ebensogut wie Deringhouse, daß dem Piloten nicht mehr geholfen werden konnte. Dort, wo er sich befand, hielt sich auch der Feind auf. Der 40. Planet wurde mit jedem Augenblick kleiner. Deringhouse wartete in apathischer Haltung auf den Untergebenen, der in diesen Augenblicken zum Freund geworden war. Rous war zuverlässig. Jetzt kam es nur noch darauf an, daß sie von den Topsidern in Ruhe gelassen

Weitere Kostenlose Bücher