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0013 - Die Festung der sechs Monde

Titel: 0013 - Die Festung der sechs Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Geschwindigkeit von knapp 5000 Kilometer pro Sekunde waren noch relativ enge Ausweichkurven möglich. Eng - im Begriffsverhältnis eines Raumjagdpiloten, den eine Anflugkurve im Halbmesser von etwa 20000 Kilometer durchaus nicht aufregen konnte. Bei noch höherer Fahrt hätten Radien von einigen Millionen Kilometern auftreten müssen. Hier, im leeren, unendlich erscheinenden Raum spielten Entfernungen keine Rolle mehr. Sie schrumpften zusammen und wurden bei höchster Geschwindigkeit zum Nichts.
    Die Ortung sprach an. Auf dem nur handgroßen Bildschirm des Energietasters tauchten die charakteristischen Umrisse eines Topsiderschiffes auf. Es war lang, bleistiftdünn und zeigte in der Mitte des Körpers einen sehr augenfälligen aufgewölbten Wulst. Deringhouse wußte längst, daß der so nichtmenschlich denkende Gegner in diese Mittelwülste die Triebwerke und wichtigsten Maschinen seiner Schiffe einbaute. Menschen und menschengleiche Arkoniden zogen die Heckanordnung vor. Bei den intelligenten Nachkömmlingen eines Echsenvolkes war es etwas anderes.
    Die Mikropositronik an Bord des Jägers arbeitete unwahrscheinlich rasch. Die Entfernung wurde angemessen, die Laufzeit des Strahlschusses berechnet und der Vorhalt ermittelt. Es dauerte nur Bruchteile einer Sekunde. Niemals hätte Deringhouse sonst treffen können, da auch der Gegner etwa 500 km/sec schnell war und zudem auf einer anderen Ebene des Raumes lag. Als die grüne Lampe aufzuckte, drückte Deringhouse verbissen und dabei sinnlos schreiend auf den Feuerknopf der überschweren Impulskanone, die für den kleinen Jäger eigentlich viel zu stark und viel zu groß war.
    Schreiend schloß er die vom grellen Glühen geblendeten Augen, als der körperstarke Impulsstrahl unter einem urweltlichen Röhren die Schirmfelddüse des seltsamen Kanonenlaufes verließ. Er bemerkte nichts von dem lichtschnellen Huschen spontan frei gewordener und genau gleichgerichteter Atomgewalten, die außer ihrer konzentrierten Aufschlagwucht auch noch die Hitze einer Sonne mitbrachten.
    Das erkannte Schiff stand nur 30000 Kilometer entfernt, eine direkt lächerliche Entfernung. Das wilde Rütteln des Jägers war noch nicht abgeklungen, als es drüben mit unerhörter Präzision einschlug. Deringhouse gewahrte nur noch den hellen Glutpunkt, der sich atemberaubend schnell zu einer violett leuchtenden Energiewolke aufblähte.
    Rous brüllte unverständliche Worte. Es war das unsinnige Freudengeheul eines gejagten Menschen, der in diesen Augenblicken nur noch an das Entkommen und die Sicherheit dachte. Deringhouse raste durch die äußersten Ausläufer des atomaren Gasballs hindurch. Von dem großen Topsiderschiff war nichts mehr zu sehen; nur noch diese künstliche Miniatursonne. In seinem Schutzschirm, bestehend aus fünfdimensionalen Energieeinheiten tobte ein Orkan. Als Deringhouse hindurch war und seine geblendeten Augen wieder die tiefe Schwärze des Raumes erfaßten, mußte er schon wieder ausweichen.
    Sergeant Rous war hinter ihm. Sekunden darauf schoß er mit flammender Heckdüse vorbei. Da erfaßte Deringhouse, daß er mit dem letzten Abschuß einen Weg gebrochen hatte. Mit einer raschen Reflexbewegung hieb er den Stufenschalter des Impulstriebwerks nach vorn. Jetzt konnte nur noch die weit überlegene Beschleunigung der Jäger helfen. Mit einem Wert von 500 Kilometern pro Sekundenquadrat konnten sie in etwa zehn Minuten die einfache Lichtgeschwindigkeit erreichen.
    So raste er in einem irren Zickzackkurs hinter Rous her. Nahe vor und rechts unter ihnen glänzte hell und rötlich die gewaltige Masse des 40. Wega-Planeten. Die heimatliche Sonne hatte deren nur neun, dieser Riesenstern dagegen zweiundvierzig.
    Deringhouse sah sich von einem filigranartigen Gewirr blauweißer Thermostrahlen umgeben. Der Gegner schoß wütend hinter ihm her, obwohl er wußte, daß bei diesen irrsinnigen Manövern nur der Zufall einen Wirkungstreffer bringen konnte.
    „Calvermann, was ist?" schrie Deringhouse verzweifelt in das Helmmikrophon des Bordtelekoms. „Calv, melde dich, Calv..., wir setzen uns ab. Calvermann ...!"
    In der Kanzel des trudelnden und abstürzenden Jägers sprach der Lautsprecher an. Deringhouses Worte kamen klar und verständlich aus der Übertragungsanlage des Helmes. Sekunden später vernahmen die beiden Piloten Calvermanns Röcheln. Zugleich flammten die Bildschirme ihrer Telekoms auf. Demnach lebte Calv noch.
    Deringhouse unterdrückte ein Stöhnen, als das zerfallene Gesicht

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