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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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können. Ein Eispickel war eine mörderische Waffe. Chicagoer Gangster hatten zur Zeit Al Capones die Technik, mit dem Eispickel die Stelle am oberen Ende der Wirbelsäule zu punktieren, zu einer tödlichen Kunst entwickelt.
    Zamorra preßte den Eispickel gegen das silberne Amulett, das er auf der Brust trug. Sein Hemd war zerrissen und gab die nackte, muskulöse Brust frei. Als das Monstrum die Reißzähne in Chester Trentons Hals graben wollte – er schrie lauthals vor Todesangst, Abscheu vor dem feuchten, moraststinkenden Ungeheuer und Entsetzen –, konnte Zamorra nicht länger zögern.
    Er sprang vor und hieb das nadelspitze Ende des Eispickels in den Rücken des Monstrums, genau an die Stelle, wo bei einem Menschen das Herz sitzen mußte.
    Die Schreckensgestalt ließ Chester Trenton los und bäumte sich auf. Ein Gurgeln kam aus ihrer Kehle. Die mißgestalteten Hände versuchten, den im Rücken steckenden Eispickel zu fassen und herauszuziehen. Doch das ging nicht.
    Vor Chester Trenton, der – halb bewußtlos schon – in die Knie gegangen war, brach das Ungeheuer zusammen, das einmal seine junge, hübsche Tochter gewesen war. Vor den Augen der entsetzten Zuschauer löste sich das aufgequollene, von schwarzen Beulen und Haarbüscheln bedeckte Fleisch des Monstrums auf, zerbröckelte zu Staub.
    Ein Skelett in einem vielfach zerrissenen, beschmutzten Kleid blieb zurück, ein Skelett, an dessen Totenschädel noch lange blonde Mädchenhaare hingen. Der Sumpf- und Modergeruch im Zimmer verflüchtigte sich. Chester Trenton warf sich, als er wieder einigermaßen Luft bekam, aufschluchzend über das Gerippe.
    »Gladys«, rief er. »Mein armes kleines Mädchen.«
    Er war völlig fertig. Mit vereinten Kräften zogen Zamorra und Bill Fleming ihn von dem Gerippe weg und brachten ihn in eins seiner Zimmer im Erdgeschoß. Zamorra redete beruhigend auf Chester Trenton ein, der am Durchdrehen war.
    Die schrecklichen Ereignisse und die Gewißheit, daß seine Tochter tot war, waren zuviel für ihn. Bill ließ vom Butler aus der Hausapotheke ein Beruhigungsmittel holen, das er Trenton zusammen mit einem tüchtigen Schluck Kognak einflößte.
    Nachdem er getrunken hatte, wurde der Millionär allmählich ruhiger. Schließlich verdrehte er die Augen, sein Mund klaffte auf, und er begann abrupt zu schnarchen. Nicole bewachte unterdessen Gladys’ Zimmer im Obergeschoß und ließ niemanden vom Hauspersonal hinein.
    »Um Gottes willen, was war das?« fragte Bill Fleming Zamorra.
    »Schwarze Magie und dämonisches Höllenwerk«, antwortete der.
    »Durch magischen Zauber wurde aus der kleinen Figur, die Gladys Trenton in den Swimming-pool warf, ein echter Alligator. Als der Anschlag auf mein Leben fehlschlug, wurde Gladys zu einem Ungeheuer, durch eigene Beschwörungen und eigenes Verschulden oder durch das Wirken einer fremden, übernatürlichen Macht. Fast möchte ich das letztere annehmen.«
    »Du meinst…?«
    »Ja, unsere Gegner sind uns bereits hart auf der Spur. Die dämonischen Mächte, die hinter all diesen schrecklichen Ereignissen lauern, werden alles tun, um uns zu vernichten.«
    Bill hatte noch viele Fragen, doch im Moment schwieg er lieber. Er wollte erst einmal Ordnung in seine Gedanken bringen. Für die Geschehnisse, die er selber gesehen hatte, eine natürliche Erklärung oder Pseudo-Erklärung zu finden, würde ihm bei all seiner Skepsis schwerfallen.
    ***
    Während Chester Trenton schlief, durchsuchten Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming das Zimmer Gladys Trentons. Es war luxuriös eingerichtet, in hellen und freundlichen Farben, dem Geschmack eines jungen Mädchens entsprechend. Ein paar moderne Gemälde, abstrakte, aber ausdrucksstarke und farbenprächtige Farbkompositionen, hingen an den Wänden, ferner drei Poster von Robert Redford in seiner Rolle in »Der Clou«.
    Für diesen Schauspieler hatte Gladys Trenton geschwärmt. Alles in allem wirkte das Zimmer völlig normal, von den Büchern auf dem Regal angefangen bis zu der alten, einäugigen Puppe auf dem Bett, einem Relikt aus Kinderzeiten, von der sich Gladys nicht hatte trennen wollen.
    Doch das gräßliche Gerippe, das mit bleckenden Reißzähnen unter der Decke verborgen am Fenster lag, bewies, daß sich in diesem Zimmer unheimliche und übernatürliche Dinge abgespielt hatten.
    Nicole hatte die ärgste Unordnung beseitigt, während sie wartete.
    Zamorra und die beiden anderen durchstöberten nun die Besitztümer des toten Mädchens, nicht aus

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