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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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sich am Beckenrand hoch und kletterte schnell auf den festen Boden. Auf der anderen Seite des Swimming-pools stieg Bill Fleming die Leiter hoch aus dem Pool. Nicole war schon vorher aus dem Wasser gekommen.
    Chester Trenton stand beim Sprungturm am Beckenrand, fuchtelte mit den Armen und schrie Warnungen, auf die keiner hörte.
    Als der Alligator sah, daß sich niemand mehr in seiner Nähe im Pool befand, blieb er ruhig an der Wasseroberfläche liegen. Seine starren Reptilienaugen glotzten tückisch. Wie ein grünbrauner Baumstamm trieb er dahin.
    »Ich – ich weiß nicht, wo diese Bestie so plötzlich herkommt«, stammelte Chester Trenton.
    »Darüber reden wir später«, sagte Zamorra. Bill Fleming und Nicole standen mit schreckensbleichen Gesichtern bei ihm. »Hast du eine Schußwaffe im Haus, Ches? Eine großkalibrige Handfeuerwaffe oder ein Jagdgewehr?«
    »Beides, aber wozu brauchst du es?« fragte der verwirrte Millionär.
    »Willst du den Alligator etwa in deinem Swimming-pool behalten?«
    »Nein, nein, natürlich nicht.«
    Chester Trenton lief zum Haus. Als er wiederkam, machte der Alligator gerade Anstalten, aus dem Swimmingpool zu klettern. Schon hatte er seine Vorderfüße und den häßlichen Kopf über den Beckenrand geschoben. Tückisch sah er die Menschen an.
    Trenton gab Zamorra einen Vierling, dessen zwei Kugelläufe das stolze Kaliber 10,75 Millimeter aufwiesen. Damit hätte man ein Nashorn fällen können. Zamorra nahm den Vierling, ein präzise gearbeitetes, gut in der Hand liegendes Mauser-Fabrikat, legte an und zielte sorgfältig.
    Das Gewehr krachte zweimal. Zamorra spürte den Rückschlag hart an der Schulter. Das eine Vollmantelgeschoß traf genau ins linke Auge des Alligators, das andere mitten in den Schädel. Der Alligator war auf der Stelle tot, er zuckte nicht einmal mehr.
    Er rutschte in den Swimming-pool zurück, drehte die helle Bauchseite nach oben und trieb tot auf dem Wasser, durch das sich in der Gegend seines Kopfes rote Schlieren zogen. Zamorra legte das Gewehr auf die Hollywoodschaukel.
    Er frottierte sich ab, nahm seine Sachen und wandte sich dem Haus zu.
    »Wohin wollen Sie, was haben Sie vor, Chef?« fragte Nicole.
    »Ich will mit Gladys reden«, sagte Zamorra zu Chester Trenton gewandt. »Ich glaube, sie kann uns eine Menge Dinge erzählen.«
    »Du meinst, meine Tochter…?«
    Trenton war fassungslos. Zamorra nickte nur und ging zur Villa.
    In dem Gastzimmer, das ihm zugeweisen war, zog er sich an. Er hängte das silberne Amulett um den Hals, das aus dem Morgenland stammte und am Ende des ersten Kreuzzugs 1099 in den Besitz von Zamorras Vorfahr Leonardo de Montagne übergegangen war.
    Das Amulett hatte in der Mitte einen Drudenfuß, ein innerer Ring enthielt die Tierkreiszeichen, und ein äußerer wies seltsame und geheimnisvolle Hieroglyphen auf, von denen Zamorra trotz angestrengtester Forschungsarbeit erst wenige hatte entziffern können.
    Einer dieser Hieroglyphen zum Beispiel war das Zeichen des altägyptischen Totengottes Anubis, des schrecklichen Schakals der Finsternis, der eine weitaus größere und schlimmere Rolle in der Götter- und Dämonenwelt der alten Ägypter spielte, als in der Neuzeit allgemein bekannt wurde. Im Zeichen des Anubis hatten bereits zu Zeiten der ersten Pharaonen im Nildelta leichenfressende Ghoulkulte existiert.
    Als Zamorra ins Obergeschoß ging, wo sich das Zimmer Gladys Trentons befand, schlossen Nicole, Bill Fleming und Chester Trenton, die beiden letzteren Männer noch in der Badehose, sich ihm an.
    »Welches Zimmer ist es?« fragte Zamorra, als sie am Anfang eines langen Flurs standen.
    »Das vierte von links«, antwortete Trenton.
    Zamorra klopfte entschlossen. Kein Laut war aus dem Zimmer zu hören. Als Zamorra schon die Türklinke niederdrücken wollte, hielt er inne und schnupperte.
    »Riechen Sie etwas?« fragte er Nicole.
    »Sans doute. Fast würde ich sagen, es riecht nach Moschus. Aber nein, das ist es nicht. Es riecht wie in einem Morast, in einem Sumpf.«
    Trenton erbleichte. Er wollte die Tür aufreißen, aber sie war von innen versperrt. Er rüttelte an der Klinke.
    »Gladys! Mach auf, Gladys. Was ist da drinnen los?«
    Ein paar dumpfe Klagelaute ertönten, die sicher kein junges Mädchen hervorgebracht hatte. Hohl und schaurig klangen sie.
    »Gladys!« rief der Millionär noch einmal.
    Als niemand antwortete, nahm Zamorra einen kurzen Anlauf und warf sich gegen die Tür. Sie war stabiler, als sie aussah. Erst beim dritten

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