0773 - Die Macht der Templer
Die aus skelettierten Armen bestehenden Lehnen waren in die Höhe geschnellt, und knochige Fäuste hatten sich zu gefährlichen langen Krallen gestreckt.
Sie suchten ein Ziel und fanden es in Sukos Hals!
Ihm selbst war es unmöglich gewesen, sich dagegen zu wehren. Er war in eine nicht erklärbare Apathie gefallen, einen Zustand, in dem ihm alles egal war. So hatte er es auch nicht geschafft, sich gegen das aus Knochenhänden bestehende Unheil zu wehren.
Sein Hals war so hart umklammert worden, dass er keine Möglichkeit sah, sich zu befreien. Und die Finger zeigten eine gewisse Krümmung, die es ihnen ermöglichte, in die Haut einzudringen, was sie auch schon geschafft hatten. Aus einigen kleinen Wunden sickerten bereits rote Blutstreifen.
Noch bekam Suko Luft. Er hatte den Mund so weit aufgerissen wie möglich. Bei jedem Atemholen entstanden saugende Geräusche.
Sie hörten sich schrecklich an, auch für diejenigen drei Personen, die sich in der Wohnung aufhielten und nichts gegen den Schrecken unternehmen konnten.
Es waren Sir James, Glenda Perkins und Suko. Im Gegensatz zu den beiden ebenfalls wie lethargisch wirkenden Männern hatte sie versucht, etwas zu unternehmen. Sie war auf den Skelett-Sessel zugelaufen, um Suko von diesem Platz wegzureißen.
Es gab den Sessel nicht. Glenda war durch ihn hindurchgelaufen und wäre beinahe noch gefallen.
Es gab ihn, es gab ihn nicht! Sie konnten es nicht fassen. Das ging einfach an die Substanz, das war zu viel gewesen. Sie hatte auch begriffen, welche Kräfte hier ihr grausames Spiel trieben.
Eine unheilige Magie, geboren in einer anderen und fernen Zeit, durch den verfluchten Sessel in die Gegenwart gelangt, wo sie das Morden fortsetzte.
Suko konnte sich nicht wehren. Er kämpfte gegen das nahe Ende.
John Sinclair hatte der Sessel fortgeschleudert, und sie hier waren einfach zu hilflos, um etwas unternehmen zu können.
Noch kämpfte Suko, doch wie lange noch?
Der Inspektor bewegte sich heftig auf dem Knochen-Sessel hin und her. Der hielt jedoch den Belastungen stand.
Die Knochenhände würgten weiter. Suko war es nicht einmal gelungen, seine eigenen Arme zu heben und die bleichen Knochen zu umklammern. Obwohl er nicht dreidimensional vorhanden war, hörte Glenda ihn keuchen und röcheln. Gerade diese Geräusche, die letzten Lebensbeweise, waren es, die ihr tief ins Herz schnitten.
Es war ihr nicht einmal aufgefallen, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten. Irgendwann sah sie das Geschehen wie durch einen Schleier. Das Männergesicht lief rot an und wurde immer blasser. Der Mund hatte sich verzerrt. Er sah aus wie ein schief hängender Halbmond.
»Bitte«, flüsterte Glenda, »bitte…«
Niemand hörte sie. Suko erst recht nicht, der verzweifelt um sein Leben rang. In den letzten Sekunden war es ihm immer schlechter ergangen, und er hatte auch das Kichern wieder hinter sich vernommen. Es gab keine Person, die hinter dem Knochen-Sessel stand.
Wenn jemand das Kichern ausgestoßen hatte, dann musste es der aus der Lehne wachsende Totenschädel gewesen sein.
Die Schmerzen bohrten sich in seinen Hals, tiefer als die Nägel.
Das warme Blut rann über die Haut und versickerte im Kragen des Hemdes.
Der Kampf war entschieden.
Suko konnte ihn nicht gewinnen. Er zuckte noch mit den Füßen, schlug mit den Hacken auf, und er wartete darauf, dass in den nächsten Sekunden das Tuch der endgültigen Dunkelheit über ihn fallen würde, um ihn aus dem normalen Leben herauszureißen.
Es passierte nicht. Noch nicht…
Stattdessen explodierte etwas in seinem Kopf. Er konnte nicht sagen, was es war, aber er hatte das Gefühl, von der Erde weg in das unendliche All geschleudert zu werden.
War das der Tod…?
***
Alet-les-Bains, Südfrankreich!
Ein kleiner Ort in den Bergen. Ein Ort, an dem die Touristenströme vorbeiführten, was viele Menschen nicht unbedingt als Unglück ansahen, besonders die Templer nicht, die hier so etwas wie ein Hauptquartier errichtet hatten, von wo aus sie die Geschicke ihres klein gewordenen Ordens steuern wollten.
Anführer der Templer war ein Blinder, ein Mann namens Abbé Bloch. Kein Übermensch, doch jemand, der aufgrund seines Wissens, seiner Menschenkenntnis und seines Handelns eine Autorität ausstrahlte, die von jedem seiner Mitbrüder akzeptiert wurde.
Gerade sein Wissen war es, das andere so faszinierte. Er kannte viele Zusammenhänge, wenn auch noch zu wenige, aber er verstand es, die Vergangenheit in einen
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