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0014 - Der Schreckenskult

0014 - Der Schreckenskult

Titel: 0014 - Der Schreckenskult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Ansturm gab sie plötzlich nach, und Zamorra taumelte ins Zimmer.
    Zuerst sahen er und die drei anderen niemanden, aber die dumpfen Klagelaute erschollen von irgendwoher. Dann erblickte Zamorra hinter dem bodenlangen Vorhang hervorragend eine Hand.
    Doch es war nicht die Hand eines Menschen, schon gar nicht die eines jungen Mädchens. Sie war mit schwarzen Wucherungen und Beulen übersät, aus denen borstige Haarbüschel wuchsen.
    Der Sumpf- und Modergeruch im Zimmer war überwältigend.
    Während die anderen, die gleichfalls die schreckliche Hand gesehen hatten, bei der Tür stehenblieben, schlich Zamorra auf Zehenspitzen an den Vorhang heran. Mit entschlossenem Ruck riß er ihn zur Seite.
    Der Anblick, der sich ihm bot, war grauenhaft. Vor ihm stand ein Monstrum, an dem nur noch das lange blonde Haar und das an vielen Stellen aufgeplatzte Kleid verriet, daß es sich um Chester Trentons Tochter Gladys handelte, oder vielmehr um das, was einmal Gladys Trenton gewesen war.
    Der Körper des Mädchens war unförmig aufgequollen. Er war fast schwarz, von Beulen und Wucherungen überzogen. In dem Gesicht, das nur noch ein Auge hatte – das andere war zugeschwollen –, bleckten hinter schwarzen Lippen Reißzähne. Sogar die Zähne des Mädchens hatten sich verändert, sie glichen nun denen eines Wolfes.
    Der behaarte, gräßlich entstellte Körper stand auf mächtigen, plumpen Säulenbeinen. Der Torso wiegte hin und her, und ununterbrochen kamen die Klagelaute aus der Kehle des Monstrums.
    Chester Trenton wankte ins Zimmer und breitete die Arme aus, wagte aber nicht, sich der Schreckenserscheinung noch weiter zu nähern.
    »Gladys«, stöhnte er. »Mein Gott, Gladys.«
    Als ginge in diesem Augenblick endgültig etwas in dem Gehirn des entsetzlichen Monstrums entzwei, stieß es ein heiseres Gebrüll aus. Die verformten Hände wie Klauen vorgereckt, stürzte es sich auf Zamorra.
    Der war einen Augenblick ratlos, denn es widerstrebte ihm, gegen die schreckliche Erscheinung, in der er immer noch die unglückliche Gladys Trenton sah, Gewalt anzuwenden. Doch als das Monstrum sein Hemd zerfetzte, als das weit aufgerissene Maul mit den bleckenden Reißzähnen sich seiner Kehle näherte, merkte Zamorra, daß es anders nicht ging, wenn er am Leben bleiben wollte.
    Ein fürchterlicher Kampf begann. Das Ungeheuer hatte übermenschliche Kräfte. Zamorra mußte alle Kraft und Gewandtheit aufbieten, um den Händen, deren Fingernägel zu Krallen geworden waren, und den Reißzähnen zu entgehen.
    Das Monstrum hatte auch vor Zamorras Amulett keinen Respekt.
    Zamorra landete ein paar harte Karateschläge gegen Hals und Kopf des Ungeheuers, doch sie zeigten keinerlei Wirkung. Höchstens daß die blinde, rasende Wut der schrecklichen Erscheinung, die aussah wie von der Beulenpest befallen und gleichzeitig im Zwischenstadium der Verwandlung zum Werwolf steckengeblieben, noch zunahm.
    Bill Fleming sprang herbei, ergriff einen schweren Kristallaschenbecher und schmetterte ihn auf den Kopf des Monstrums, auf dem das blonde Haar grotesk wirkte. Das Monstrum wirbelte herum, packte Bill an der Kehle und würgte ihn, daß ihm die Augen hervortraten.
    Nicole ergriff einen auf dem Tisch liegenden Eispickel und stieß ihn dem Ungeheuer in die Seite. Ein wütendes Gebrüll war die Antwort. Ein Hieb mit der Rückhand fegte Nicole quer durchs Zimmer wie ein welkes Blatt, warf sie gegen die Wand, an der sie niederglitt und benommen liegenblieb.
    Kein Tropfen Blut kam aus der Wunde. Zamorra riß den Eispickel hervor, der noch im Körper des Ungeheuers steckte, und stieß mehrmals zu. Das Monstrum fiel nicht, doch immerhin ließ es von Bill Fleming ab, der zu Boden sank, nach Luft röchelte und seinen Hals massierte.
    Das eine Auge der schrecklichen Erscheinung funkelte Zamorra an. Langsam tappte das Ungeheuer auf ihn zu Zamorra brachte mit einem Satz den Tisch zwischen sich und die gräßliche Erscheinung.
    Als das ungeheuerliche Wesen Zamorra außerhalb seiner näheren Reichweite sah, wandte es sich Chester Trenton zu, der vor Schreck wie gelähmt mitten in dem großen Mädchenzimmer stand, das jetzt eher einem Schlachtfeld glich.
    Das Monstrum packte den Millionär, der entsetzt aufbrüllte und verzweifelt versuchte, das gräßlich entstellte Gesicht mit den mörderischen Reißzähnen von seiner Kehle fernzuhalten.
    Zamorra stand einen Augenblick da und überlegte, denn die Stiche mit dem spitzen Eispickel hatten dem Ungeheuer nicht ernsthaft schaden

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