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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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sitzt der Bürgermeister, der Kerl mit der Glatze daneben soll von der Regierung aus Washington sein, und der Bursche mit der randlosen Brille ist ein ganz hohes Tier von der Zentrale.«
    »Was? Von uns, vom FBI?«
    »Ja. Neville sagte es mir draußen im Flur, und der riecht doch immer die Zusammenhänge.«
    »Na, vielleicht ist der letzte Verbrecher endgültig dingfest gemacht worden, und sie lösen unseren Laden feierlich auf. Begräbnis des ganzen Vereins sozusagen.«
    Plötzlich fiel mir auf, daß Mr. High, unser Distriktchef, fehlte. Junge, Junge, dachte ich. Der hat aber Nerven! Drückt sich einfach. Kann’s ihm nicht verdenken. Ich wäre auch lieber zu Hause geblieben. Aber Gott sei Dank bin ich kein Distriktchef.
    Gerade hatte ich es gedacht, da kam Mr. High in den Saal. Es war auf die Minute genau elf Uhr.
    Und was glauben Sie, was geschah? Der Regierungsvertreter, der Vorgesetzte unseres Distriktchefs, stand auf, als Mr. High hereinkam. Na, mir blieb die Luft weg. Ich ahnte aber immer noch nichts. Ich sah unserem Chef zu, wie er in seiner feinen stillen Art die hohen Tiere begrüßte und dann — in einem Ehrenstuhl in der ersten Reihe Platz nahm.
    Also, ich will Ihnen die Feierstunde ersparen. Es handelte sich darum, daß unser Boß, eben dieser Mr. High, Dienstjubiläum hatte. Soundso viele Jahre beim FBI. Na, das war nun wirklich ein Grund für eine Feier. Denn unser Klub ist alles andere, bloß keine Lebensversicherung. Und wenn Sie bei uns alt werden wollen, dann müssen Sie aber die Ohren sehr scharf anlegen.
    Mr. High bedankte sich am Ende der Feier für die ihm zuteil gewordene Ehrung. Er sei kein Freund von solchen großartigen Sachen, denn er habe wie tausend andere G-man auch nur seine Pflicht getan. Aber da man von oben eine Feierstunde verlangt habe, hätte er als kleiner Distriktchef natürlich nicht absagen können. Jedenfalls freue er sich, daß er bei dieser Gelegenheit einen unserer Kameraden an seiner Freude direkt teilnehmen lassen könne, denn Robby Marshfield sei heute dreißig Jahre alt geworden.
    Bums! Robby machte ein Gesicht, als hätte er eine Zitrone verschluckt.
    Ich mußte lachen, als ich sein Gesicht sah. Dann mußte er nach vorn und tausend Hände schütteln, wacker eine Verbeugung nach der anderen machen und ewig lächelnd »danke!« für die Glückwünsche sagen. Und dann war das ganze Theater endlich vorbei.
    Oder genauer gesagt, damit fing das ganze Theater richtig an. Aber wer hätte das damals wissen können? Für uns war es zuerst einmal vorbei, und wir schielten nach der Pulle, die Robby jetzt selbstverständlich für seine Kollegen zu schmeißen hatte. Phil zerrte mich schon in die Kantine, als die letzten Takte der Ausgangsmusik noch nicht richtig verklungen waren.
    Wir saßen noch nicht lange in der Kantine, da kam Mr. High herein.
    »Hallo!« sagte er und war ein bißchen verlegen. Es war nicht seine Art, viel Aufhebens um seine Person zu machen, und Vorstellungen wie eben waren bestimmt nicht nach seinem Geschmack.
    »Warum haben Sie uns nicht gesagt, daß Sie heute Dienstjubiläum feiern, Chef?« fragte Roy Bewerly, ein G-man, wie Sie ihn suchen können. Ich glaube, er ist der beste Spurensucher in den ganzen Vereinigten Staaten.
    »Aber ihr wißt doch, daß ich so etwas nicht mag«, sagte Mr. High und setzte sich zu uns an den großen runden Tisch. Er kam sonst nie in die Kantine, außer um mal eine Tasse Kaffee zu trinken, wenn ihn ein besonderer Fall zwanzig Stunden lang ununterbrochen auf den Beinen hielt. Aber jetzt wußte er natürlich, was von ihm erwartet wurde. »Ich bin auch nur Gehaltsempfänger, wenn ich auch ein bißchen mehr kriege als ihr«, sagte er. »Wenn ihr das nicht vergeßt, kann jeder auf meine Rechnung trinken, was er mag.«
    Wir ließen unseren Chef mit zünftigem Gebrüll hochleben, auch wenn er nur Coca trank, und dann setzten wir uns alle wieder nieder.
    In dem Augenblick kam Robby Marshfield, das Geburtstagskind, mit Allan Chester herein. Die beiden waren dick befreundet, seit sie zusammen auf eigenen Wunsch von Chikago zu uns nach New Yörk versetzt worden waren. Sie setzten sich zu uns.
    Wir kippten an diesem Vormittag noch eine ganze Menge durch die Kehle, das will ich gar nicht verheimlichen. Und wie das so ist, wenn Männer aus dem gleichen Beruf zusammen einen trinken: Nach einer gewissen Zeit wurden mehr oder weniger lustige Erlebnisse aus unserer Arbeit zum besten gegeben. Manchmal flossen natürlich auch Dichtung und

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