Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
Vom Netzwerk:
nicht wahr«, stammelte Robby. »Das kann ja überhaupt nicht sein! Allan war doch mit mir in der Küche, um die Brote fertig zu machen!«
    »Er ist tot«, wiederholte Bruce leise. »Er ist tot.«
    Ein paar von uns griffen hastig nach herumstehenden Gläsern und gossen sich etwas Scharfes ein. Andere standen herum und wußten nicht, was sie anfangen sollten. Es sah gar nicht so aus, als wenn man mitten zwischen geilbten Leuten von der Bundeskriminalpolizei säße.
    Mr. High zeigte wieder, warum einer Distriktchef wird. Er sah sich um und sagte: »Wer fehlt?«
    »Bob Rich und Steve Colling«, sagte Phil, nachdem er unsere Versammlung gemustert hatte.
    Mr. High nickte. Er sagte: »Jerry und Phil, kümmert euch um den Fall. Die anderen bleiben hier, bis Jerry und Phil berichtet haben.«
    Er sagte tatsächlich Fall. Mir schnitt etwas quer durch die Brust, als ich daran dachte, wie ich mit Allan einen Freundschaftstrunk genommen hatte. Und jetzt war er schon ein Fall.
    Ich stand auf und sagte: »Komm, Phil.«
    »Ja, Jerry.«
    Wir gingen quer durch das Wohnzimmer hinaus in die Diele. Eine Tür stand offen, man sah Bücherregale in dem Raum dahinter. Das mußte wohl die Bibliothek sein, von der Bruce erzählt hatte. Wir gingen hindurch, auf die Veranda und nach links bis zur Hausecke.
    Es regnete ziemlich stark. Allan Chester lag auf der rechten Körperseite, mit verdrehten Beinen. Eine große Blutlache wurde langsam vom Regen weggewaschen. Allans Kleidung war schon durch und durch naß. Genau über dem Herzen war das Loch in seinem Jackett. Ich kniete nieder und musterte seinen Rücken. Es gab keine Ausschußstelle, die Kugel mußte also noch im Körper sitzen.
    Wir fingen mit unserer üblichen Routinearbeit an. Phil riß sich ein Blatt aus seinem Notizbuch und skizzierte die Lage der Veranda, der Hausfenster und der Büsche im Garten. Ich suchte unterdes millimeterweise die Veranda ab. Wir arbeiteten fast zwei Stunden, dann gingen wir zurück ins Wohnzimmer, nun ebenfalls durchnäßt bis auf die Haut.
    »Nun?« fragte Mr. High. Ich wußte genau, was er erhoffte. Aber ich mußte ihn enttäuschen. Ich sagte knapp und kalt: »Einwandfrei Mord.«
    Mr. High atmete hörbar aus. Robby fing plötzlich an, hysterisch zu schluchzen. Miß Nancy drückte ihr Taschentuch vor den Mund. Und mir war zum Heulen.
    ***
    »Was schlagen Sie vor, Jerry?« wollte Mr. High wissen.
    Ich wiegte den Kopf hin und her.
    »Tja, das ist so eine Sache«, meinte ich gedehnt. »Rufen wir unsere Mordkommission an, wie wir es natürlich eigentlich tun müßten, dann kommt die mit ihren beiden Einsatzwagen. Die riesigen Kästen stehen dann die ganze Nacht über und wahrscheinlich noch morgen den ganzen Tag hier vor der Haustür auf der Straße. Da kann es nicht ausbleiben, daß ein paar Presseleute Wind von der Sache kriegen. Weiß es erst einer, dann wissen es im Handumdrehen die anderen Zeitungen auch. Wäre ein gefundenes Fressen für Me. Ich garantiere, daß einer oder mehrere von den Zeitungsfuchsern auf den genialen Einfall kommen: G-man killen ihren Kameraden. Ich sehe schon richtig die Schlagzeile vor meinen Augen.«
    »Aber das ist doch ein verdammter Unsinn!« schrie der temperamentvolle Bob Rich. Er war mit Steve Colling gerade auf dem Boden gewesen, als Mr. High gefragt hatte, wer fehlte. »Das ist doch heller Wahnsinn! Es gibt keinen unter uns, der nicht schon einmal mit Allan zusammen gearbeitet hätte. Wir alle wissen, daß er ein verträglicher netter Kerl war. Niemand hatte eine Ursache, ihn umzulegen. Viele von uns haben ihn schon gelegentlich aus der Patsche gehauen, wenn er sich allein zu weit in die Unterwelt gewagt hatte. Anderen hat er im gleichen Fall aus der Patsche herausgeholfen! Das gibt es doch gar nicht, daß ein G-man einen Kameraden umbringt!«
    Mr. High nickte zustimmend. »Natürlich gibt es das nicht, Bob. Das wissen Sie, das weiß ich, und das wissen die anderen. Aber sagen Sie das den Zeitungen!«
    Bob Rich schwieg. Er kannte die Presseleute schließlich genausogut wie wir anderen. Er zuckte nur mit den Achseln.
    »Jerry hat recht«, sagte Mr. High. »Ich werde Jerry und Phil damit beauftragen, den Fall offiziell zu übernehmen. Hat jemand Einwände?«
    Keiner hatte etwas dagegen.
    Mr. High fuhr fort: »Wie wollen Sie vorgehen, Jerry?«
    »Zuerst muß ich natürlich unseren Polizeiarzt anrufen. Und unseren Fotografen. Den Rest werde ich sehen. Nur eine Bitte hätte ich im Augenblick an die

Weitere Kostenlose Bücher