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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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einmal hat. Was tat er also? Er zog aus zwei Patronen die Stahlmantelgeschosse heraus. Dann kippte er aus der einen auch noch das Pulver heraus, ließ Wasser in die leere Hülse laufen und stellte sie in den Eisschrank, dorthin, wo man die Eiswürfel für die Getränke macht. Inzwischen drückte er auf das Pulver der anderen Patrone Papier, damit das Pulver nicht herausfallen konnte. Er wartete die wenigen Minuten, bis das Wasser in der Hülse im Eisschrank zu Eis gefroren war, und holte die Hülse wieder heraus. Er nahm die Hülse in die Hand und erwärmte sie dadurch von allen Seiten. Bald rutschte ein Eisstab heraus. Der Mörder lud seine Pistole mit der pulvergefüllten Patrone, die kein Geschoß mehr hatte. Das Eisstück ließ er von vorn in den Lauf rutschen. Als Allan in seiner begreiflichen Erregung über die Entdeckung, daß ein Kamerad von uns jahrelang mit einer Bande gemeinsame Sache gemacht hatte, allein sein wollte und auf die Veranda hinaustrat, öffnete er das Küchenfenster und schoß mit Schalldämpfer. Unser Lärm, den wir fabrizierten, verschluckte das schwache Geräusch, das eine Waffe mit Schalldämpfer noch macht. Auf die kurze Entfernung wirkte das Eisgeschoß tödlich. Aber da es laufend weiter schmolz, verursachte es einen Schußkanal, der immer enger wurde. Das aus der Wunde herausströmende Blut spülte das Eiswasser von dem geschmolzenen Geschoß mit heraus, so daß der Arzt dann nicht einmal eine seltsame Wasseranhäufung in der Wunde finden konnte. Ich bin selbst erst vor kurzer Zeit auf diesen Sachverhalt gekommen, als ich bei Allans Witwe einen Whisky trank. Durch Zufall fiel ein Eiswürfel hinunter. Ich hob die Stückchen auf, und dabei sah ich, wie das Zeug schmolz, als es auf meiner Hand lag. Da kam mir die Erleuchtung.«
    »Aber wie kamst du hinter die Geschichte mit der Bestechung?«
    Steve Colling hatte es mit vor Erregung hochrotem Kopf gerufen.
    »Ganz einfach«, erwiderte ich. »Gestern abend sollte mich ein Mann von der Bande umlegen. Allans Mörder wußte ja, daß ich der Bande auf der Spur war, von der er sich hatte bestechen lassen. Nun mußte er damit rechnen, daß die Bestechung herauskommen könnte, wenn wir die Bande aushoben. Also gab er den Leuten einen Wink. Er schrieb einen Zettel und warnte sie. Auf dem Zettel stand die Warnung und meine Adresse. Sicherheitshalber hat er aber die Schrift gefälscht. Die Schrift sieht ziemlich täuschend nach Bruce Pay aus. Aber ich fragte Bruce vorhin, ob er den Zettel geschrieben hätte. Er sagte ja. Hätte er es aber tatsächlich getan, hätte er das doch nie zugegeben! Damit wußte ich, daß er ihn eben nicht geschrieben hatte, sondern nur selbst auf die geschickte Fälschung hereinfiel. Na, und als ich dann gestern abend die Bande besuchte, da sagte mir der Boß nach einigen Bemühungen meinerseits, wer nun wirklich der Mann war, dem er monatlich tausendfünfhundert Dollar Bestechungsgelder zahlte. Dieser Mann war vor Jahren schon auf die Fährte dieser Bande gehetzt worden. Von Chikago her. Dieses Haus ist nicht eine Erbschaft seines Onkels, sondern von den Bestechungsgeldern gekauft. Und das alles wahrscheinlich nur, weil er der Frau, die er liebte, ein besseres Leben bieten wollte, als es sein karges Gehalt als G-man ermöglicht hätte. Weil er den Minderwertigkeitskomplex hatte, er könnte die Liebe dieser schönen und auch wirklich liebenswerten Frau verlieren, wenn er ihr nicht ein gutes Leben bot. Das war der tragische Denkfehler.«
    Ich kippte den Rest von meinem Whisky hinunter und schloß meinen Bericht.
    »Daß der Mann Robby Marshfield war, brauche ich wohl nicht mehr zu sagen. Daß ich meine Geschichte unbedingt vor der Verlobung erzählen mußte, werdet ihr jetzt verstehen. Daß ich sie überhaupt erzählen mußte, dafür sei das Schicksal verflucht! Ich hätte lieber eine zünftige Party gefeiert.«
    Ich sah Miß Nancy bittend an. Sie machte eine schwache Handbewegung und hauchte, so daß man es kaum verstehen konnte: »Man kann Ihnen keinen Vorwurf machen, Jerry, eher mir. Ich hätte es sehen müssen. Ich hätte es auch ändern können, wenn ich es gesehen hätte. Er tat alles, was ich wollte.«
    Sie sah mich an. In der Herzgegend hatte ich einen stumpfen Schmerz. Irgend etwas schnitt mir kalt durch die Brust.
    Dann hörten wir durch das geöffnete Fenster von der Verandaecke her das kleine dumpfe Geräusch. »Plopp!« machte es, und gleich darauf polterte etwas.
    Langsam gingen- wir hinaus. Wenn Sie jetzt die

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