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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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vorüberfahrenden Wagens sagte ihm, daß er die Straße erreicht hatte. Schon schob er mit der Schulter die letzten Zweige beiseite und ging mit der Verletzten auf den Armen rasch zu seinem Wagen.
    Nicole, die sich nicht wieder hingelegt hatte, schaltete sofort.
    Schnell stieg sie aus dem Wagen und machte den Liegesitz frei.
    »Wer ist das denn, Chef? Ist ihr nicht gut, oder was ist los?«
    »Fast wäre ich zu spät gekommen«, keuchte Zamorra. »Ein riesiges Vieh, wahrscheinlich ein streunender Schäferhund, wollte sich gerade auf sie stürzen. Ich konnte ihn verjagen, und jetzt brauchen wir schnellstens einen Arzt.«
    Er bettete die Bewußtlose auf den Liegesitz.
    »Wir fahren am besten nach Limone. Das ist hier der nächste Ort. Wir sind ja vorhin daran vorbeigefahren. Sie, Nicole, setzen sich jetzt in den Sportwagen der Dame und folgen mir. Soweit ich gesehen habe, steckt der Zündschlüssel.«
    Nicole fragte nicht lange und nickte nur. Vergessen war Bill Fleming und der Urlaub in Sizilien. Hier ging es darum, einer Schwerverletzten zu helfen.
    Professor Zamorra setzte sich in den Citroën, betätigte den Anlasser und wendete. Er wartete noch, bis die Scheinwerfer des Zagato in seinem Rückspiegel auftauchten, und dann gab er seinem Wagen die Sporen.
    Mit heulendem Motor jagte er in Richtung Limone über die Gardesana.
    Wieder lag die Straße wie ausgestorben da. Nur aus dem Gebüsch erhob sich ein langgezogenes, klagendes Heulen…
    ***
    Überwuchert von dichtem Brombeergesträuch, blieb dieser finstere Ort selbst am hellichten Tage dem aufmerksamen Beobachter verborgen. Wenn man die steilen baum- und buschbewachsenen Hänge oberhalb des Fischerdorfes Limone absuchte, so hielt man die Stelle lediglich für eine vorspringende Felsnase.
    Vor nunmehr dreihundert Jahren hatte man das Gewölbe errichtet.
    Dabei hatte man zuerst damit begonnen, eine riesige Höhle in den kompakten Fels zu bohren. Deren Öffnung hatte man dann zugemauert, und nur ein schmaler Eingang und zwei Fensterhöhlen in Brusthöhe verrieten, daß es sich um ein künstliches, von Menschenhand geschaffenes Gebäude handelte.
    Brombeerranken verbargen mittlerweile den Eingang und die Fensteröffnungen vor neugierigen Blicken. Schon mancher Tourist hatte sich diesem Bauwerk auf wenige Meter genähert, ohne zu ahnen, was sich hinter den Dornensträuchern verbarg.
    Doch wer sich in dieser Nacht die Mühe gemacht hätte, hinauf zu schauen, hätte ganz deutlich ein bläulich-weißes Leuchten entdeckt, das wie eine Aura über der vermeintlichen Felsnase lag. Es war ein Leuchten, das heller war als das fahle Licht des Mondes, der unbeirrbar seine Bahn über den tiefschwarzen Himmel zog.
    Das verliesähnliche Bauwerk war von Leben erfüllt.
    Vor einem riesigen Stein in der Mitte der Felshöhle stand eine männliche Gestalt. Ein schwerer Brokatmantel umwallte den zerbrechlich wirkenden Körper, und weißglänzendes Haar fiel auf die Schultern.
    Das Gesicht des Mannes war wie aus Stein gemeißelt. Schmale Lippen, eine hohe Stirn und eine scharfkantige Adlernase verliehen ihm einen unwirklich strengen Ausdruck.
    In den Augen brannte ein fanatisches Feuer. Sie schienen mit ihrem Blick alles verzehren zu wollen, was sich ihnen in den Weg stellte.
    Tiefe Runzeln furchten die Haut und kündeten vom Alter des Mannes. Er wirkte wie eine Mumie, bei der der Prozeß des Eintrocknens verhindert worden war und die zu neuem Leben erwacht war.
    Kerzengerade und angespannt stand der Mann hinter dem Stein.
    Er hatte die Arme vorgestreckt und seine klauenartigen Finger gespreizt. Seine Lippen bewegten sich unmerklich, und seiner Kehle entrang sich ein monotoner Singsang. Mit jedem Wort erstrahlte das Licht, das aus den Felswänden zu strömen schien, heller.
    Doch am hellsten leuchtete der Stein, auf dessen Oberfläche ein dunkler Fleck glänzte. Es war eine Flüssigkeit, tiefrot, und erinnerte an Blut.
    Die Finger des Mannes führten seltsame Bewegungen aus, und die Flüssigkeit warf kleine Blasen, so als hätte sie angefangen zu kochen.
    Langsam senkte der Mann seine Hände auf den Stein nieder.
    Seine Finger tauchten in die Lache, wurden benetzt.
    Dann schickte sich der Unheimliche an, seine Hände mit der Flüssigkeit einzureiben.
    Dabei wurde seine Stimme lauter und die Worte, die er murmelte, deutlicher.
    »Blut meiner Ahnen! Gib mir Kraft! Durch dich lebe ich! Durch dich fühle ich! Mein ist die Rache! Ich werde euch Väter und Mütter nicht enttäuschen! Ich werde

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