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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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verletzt.«
    Stumm schüttelte der Mann den Kopf. Dabei hielt er seinen Blick weiterhin starr auf Professor Zamorra gerichtet.
    Zamorra schickte sich an, um seinen Wagen herumzugehen.
    Der Mann reagierte sofort. Er tat einen eiligen Schritt nach rückwärts. Und noch einen. Der Professor wollte seinen Arm ausstrecken, um den Mann bei der Schulter zu packen und festzuhalten, da wandte sich der Geheimnisvolle um und ergriff die Flucht. Vornübergebeugt, sich dabei krampfhaft die Schulter festhaltend, rannte er über den Platz davon. Und zwar in die gleiche Richtung, in die Nicole vorher gegangen war.
    Zamorra wollte noch etwas rufen, doch dann ließ er es. Wahrscheinlich ein Betrunkener, der außer seiner Muttersprache nichts weiter verstand. Nur der mörderische Blick gab dem Professor doch etwas zu denken.
    Kopfschüttelnd setzte er sich wieder in den Citroën.
    Nicht lange, und er hörte, wie eine Frauenstimme seinen Namen rief.
    »Professor Zamorra! Professor, hören Sie!«
    Zamorra drehte die Scheibe herunter und schaute sich um. Weit hinten konnte er Schritte hören, die sich schnell näherten.
    Es war Nicole. Offensichtlich hatte sie Erfolg gehabt. »Kommen Sie schnell, Professor. Ich habe einen Arzt gefunden. Er weiß schon Bescheid und bereitet alles vor. Die Arme kann heute und morgen nacht bei ihm bleiben, damit er besser auf sie aufpassen kann. Da hier in der Nähe kein Krankenhaus ist, halte ich das für die beste Lö- sung!«
    Zamorra nickte beipflichtend. Dann ließ er den Wagen an und folgte Nicole, die mit dem Sportwagen des Mädchens voranfuhr.
    Einige scharfe Kurven zwischen den greifbar dicht beieinanderstehenden Häuserwänden, und Nicole bremste scharf. Sie stand vor einem aus Natursteinen erbauten Haus. Die Scheinwerfer beleuchteten ein weißes Emailleschild. »Antonio DeZordo, Medico« stand auf dem Schild.
    Der Professor atmete auf. Während Nicole schon zum Haus hinüberging und klingelte, hob Zamorra vorsichtig die Verletzte aus dem Wagen. Behutsam trug er sie über den mit Steinplatten belegten Vorplatz zur Eingangstür, die sich auf Nicoles Klingeln hin endlich geöffnet hatte.
    Was Zamorra da sah, ließ ein unangenehmes Gefühl in ihm aufsteigen. Der Mann im weißen Kittel, der da auf die Treppenstufen trat, mußte schon uralt sein. Wie Pergament spannte sich in seinem Gesicht die Haut über die Wangenknochen. Als er begann, etwas zu sagen, und den Mund halb öffnete, konnte der Professor erkennen, daß dem Alten zwar einige Zähne fehlten, er aber von einem künstlichen Gebiß nichts zu halten schien.
    »Ach ja, der französische Herr mit einem bedauernswerten Unglücksopfer. Was hat die Kleine denn? Kummer? Sorgen? Nein, sagen Sie nichts, lassen Sie mich raten. Sie hat schrecklich viel Angst gehabt. Der Schock war zumindest so tief, daß sie bis jetzt noch nicht wieder aufgewacht ist. Na, dann bringen Sie sie mal rein. Das werden wir gleich wieder in Ordnung gebracht haben.«
    Mit kleinen Schritten ging er vor dem Professor her und führte ihn in ein Zimmer, das aus dem vorigen Jahrhundert zu stammen schien. Jedenfalls ließ die Einrichtung darauf schließen. Ein alter Spiegelschrank stand in der Ecke. Ein völlig geschmackloser Leuchter hing an der Decke und verbreitete ungemütliches Licht.
    Eifrig ging der Arzt voraus und zeigte auf eine Liege.
    »Legen Sie sie hierhin. Das ist am besten. Hier kann ich sie bequemer untersuchen. Dürfte ich Sie jetzt bitten, für einen Moment hinauszugehen?«
    Zamorra war überrascht von der Kraft, die in der Stimme des Alten mitschwang. Daher folgte er der Aufforderung sofort.
    Zamorra und Nicole gingen auf dem langen Flur auf und ab. Dabei betrachtete der Professor voller Interesse die Bilder, die wahllos verteilt an den Wänden hingen. Plötzlich pfiff er leise durch die Zähne. Er hatte ein Buch aufgeschlagen, das auf dem Sideboard lag.
    »Nicole, kommen Sie doch mal bitte.«
    »Ja, Chef, was ist?«
    »Schauen Sie sich das einmal an.« Versonnen blätterte Nicole in dem Buch. Dann pfiff auch sie höchst undamenhaft durch die Zähne.
    »Donnerwetter, das muß ja ein Vermögen wert sein.«
    Der Professor nickte. »Das ist es auch wirklich. Dieses Buch über Lycanthropie, also Werwolfskunde, galt lange Zeit als verschollen. Vor über hundertfünfzig Jahren gedruckt, gab es nur wenige Exemplare davon. Erst vor zehn Jahren hat man drei Exemplare in einem alten Gemäuer bei Avignon gefunden. Jetzt frage ich mich nur, wie dieser Landarzt zu diesem

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