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Bis in den Tod hinein

Bis in den Tod hinein

Titel: Bis in den Tod hinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincent Kliesch
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Prolog
    » Wie gefällt es dir, tot zu sein?«, hauchte er leise.
    Noch standen erst die Reifen des Autos in Flammen, doch in weniger als zehn Minuten würde das Feuer auch auf Motor- und Kofferraum übergegriffen haben. Dann würde Kohlenmonoxid in die Fahrerkabine eindringen, bevor schließlich das gesamte Fahrzeug in Flammen aufgehen sollte. Von Nils Rau, dem jungen Mann, der auf dem Fahrersitz kauerte, würde nicht mehr übrig bleiben als ein verkohltes Skelett.
    » Hat es Ihnen denn niemals jemand beigebracht?«, fragte die düstere Gestalt im schwarzen Mantel, die so nah, wie es die immer drängender werdende Hitze erlaubte, an die geöffnete Fahrertür herangetreten war. » Hat Ihnen niemand erzählt, was passiert, wenn man sich nicht an die Regeln hält?«
    Nils Rau hatte sich erst zwanzig Minuten zuvor aus dem Schutz seines scheinbar sicheren Verstecks hervorgewagt. Der abgelegene Parkplatz hinter dem Supermarkt war ihm für seine Zwecke optimal erschienen; irgendein Anwohner hatte dort über Nacht seinen Mercedes abgestellt. In seiner Deckung hatte Rau etwa eine Viertelstunde abgewartet, bis er schließlich davon überzeugt gewesen war, dass ihn niemand bemerken würde. Nicht, bevor sich das Feuer zu voller Größe ausgeweitet hätte. Er war an den Wagen herangeschlichen, hatte die Grillanzünder aus seinem Rucksack genommen, jeweils einen davon auf jeden der Reifen gelegt und sie dann vorsichtig entzündet. Es dauerte eine Weile, bis das Gummi zu brennen begann, bevor es schließlich das ganze Fahrzeug in Flammen würde aufgehen lassen. Der junge Mann hatte sich vorgenommen, dieses Spektakel aus sicherer Entfernung zu beobachten. So, wie er es jedes Mal tat.
    » Ich werde Ihnen jetzt etwas vorlesen, und ich möchte, dass Sie aufmerksam zuhören«, erklärte der Unbekannte mit unheimlicher Ruhe und zog mit zittriger Hand einen ordentlich zusammengelegten Zettel aus seiner linken Innentasche. Er entfaltete ihn und begann in einem bizarren Singsang vorzulesen, was darauf geschrieben stand.
    Rau war nicht imstande, den Worten zu folgen. Er konnte nicht einmal mehr schreien. Der Stromschlag, den der Fremde ihm kurz zuvor durch den Körper gejagt hatte, lähmte ihn noch immer. Zudem hatte das giftige Rauchgas, das von den brennenden Gummireifen her in seine Richtung zog, seinen Verstand bereits vernebelt. Rau wusste nicht, wer die dunkle Gestalt war, die nun, da sie den Zettel wieder zusammengelegt und in die dafür vorgesehene Tasche zurückgesteckt hatte, regungslos und Furcht einflößend zu ihm hinüber sah. Er wusste auch nicht, weswegen seine Hände an das Lenkrad des Mercedes gekettet waren. Doch eines– so konfus ihm die Gedanken auch durch den Kopf schossen– begriff Nils Rau durchaus: Das Feuer, das er selbst gelegt hatte, würde ihn in wenigen Augenblicken verschlingen.
    » Das noch«, hauchte der Unbekannte, bevor der Blitz einer Polaroidkamera zweimal kurz nacheinander für einen Sekundenbruchteil aufflackerte.
    Der Apparat warf die Fotos aus, die der Mann in die rechte Brusttasche seines Hemdes steckte. Dann wandte er sich wieder an sein Opfer: » Und, war es das wert?«
    Unter der Motorhaube schlugen nun die ersten Flammen hervor. Rau begann, erbärmlich zu husten, nachdem er etwas von dem Qualm eingeatmet hatte, der durch die Lüftungsschlitze im Armaturenbrett hervorgetreten war. Er riss panisch seine Augen auf, rang um Orientierung und erkannte dabei, dass die unheimliche Gestalt allmählich von der Hitze des brennenden Fahrzeugs zurückgedrängt wurde.
    » Helfen Sie mir«, brachte er mit letzten Kräften hervor.
    » Ich bedaure«, erhielt er zur Antwort. » Nicht Ihnen.« Dann trat der Mann noch einmal etwas näher an den Mercedes heran, wippte, ohne es kontrollieren zu können, dreimal nacheinander mit dem Oberkörper nach vorn, griff dann in seine rechte äußere Manteltasche und zog etwas hervor, das wie ein Stein aussah. » Falls es Ihnen ein Trost ist«, sagte er und warf den Gegenstand mit einer eleganten Bewegung durch die offene Fahrertür auf den Schoß seines Opfers, » Sie werden vielen Menschen das Leben retten. Sehr vielen.«
    Dann stieß der Unbekannte mit dem Fuß die Fahrertür zu, griff erneut nach der Kamera, die um seinen Hals hing, und machte zwei weitere Fotos, die er zu den anderen in seine rechte Hemdtasche steckte. Dann schließlich drehte er sich um, ließ Rau in den Flammen zurück und verließ mit geradlinigen Schritten den Parkplatz, während er dabei leise

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