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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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kostbaren Stück gekommen ist.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür des Krankenzimmers, und der Arzt trat heraus. Blitzschnell überblickte er die Situation. Verkniffen lächelnd ging er auf den Professor zu.
    »Sie interessieren sich also auch für Dämonologie. Ein wirklich geheimnisvolles Gebiet. Man kann gar nicht genug darüber erfahren, und immer wieder gibt es neue Geheimnisse. Dieses Buch da ist ein altes Erbstück. Ich bin also auf ganz rechtmäßige Art und Weise in seinen Besitz gelangt. Außerdem werden sie am Anfang des ersten Kapitels eine handschriftliche Eintragung eines meiner Vorväter finden. Dieses Exemplar ist noch nie in Frankreich gewesen, geschweige denn, daß ich es jemals von dort mitgebracht haben könnte.«
    Der alte Mann streckte die Hand in einer fordernden Geste aus.
    Widerstrebend klappte Zamorra das Buch zu und reichte es dem Arzt.
    »Danke, Professor. Und jetzt suchen Sie sich am besten ein Hotelzimmer. Hier können Sie sowieso nichts mehr tun. Die Dame heißt Franca Capolli, wie ich aus einem gestickten Namensschild in ihrer Bluse entnehmen konnte. Ihre Adresse werden Sie sicher in ihrem Führerschein finden. Zur Zeit ist sie noch bewußtlos. Doch das wird nicht so schlimm sein. Höchstwahrscheinlich ist eine Art Schock an diesem Zustand schuld. So, das wäre dann wohl alles. Wenn Sie wieder zum Hafen zurück fahren, dann werden Sie dort ein Hotel finden, das Ihren Ansprüchen genügen wird. Es ist das Hotel Garda. Wenn Sie wollen, können Sie die Dame ja morgen besuchen, falls heute nacht keine Komplikationen auftreten.«
    Mit diesen Worten schob der alte Mann mit einer Kraft, die man ihm kaum zugetraut hätte, den Professor und seine Assistentin sanft aber bestimmt zur Haustür. Ehe sie sich versahen, standen sie schon draußen. Der Arzt sagte noch ein eiliges »Gute Nacht«, und dann fiel die Tür ins Schloß.
    Verblüfft schaute Nicole ihren Chef an. »Verstehen Sie das? Zu mir war er fast schon mehr als freundlich. Und jetzt das. Ich verstehe das nicht.«
    Nachdenklich runzelte Zamorra die Stirn. »Ja, das finde ich auch sonderbar. Aber etwas anderes – haben Sie dem Arzt von mir erzählt? Wer ich bin, was ich tu, woher ich komme?«
    Nicole schüttelte heftig den Kopf. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich fragte ihn nur, ob er eine Verunglückte aufnehmen kann. Und dazu hat er sich ohne zu zögern bereit erklärt.«
    Das Gesicht des Professors trug plötzlich einen gespannten Ausdruck.
    »Woher weiß er dann, wer ich bin? Und wie kommt es, daß er mich sofort mit Professor anredete, obwohl wir uns noch nie im Leben gesehen haben?«
    ***
    Nachdem er die Tür verriegelt hatte, blieb der Arzt einen Moment stehen und lauschte, ob sich seine späten Gäste auch wirklich entfernten. Er vernahm noch das leise Stimmengemurmel der beiden, dann das Klappen einer Autotür und das Aufheulen eines Motors.
    Wenig später war es still.
    Ein zufriedenes Lächeln glitt über das Gesicht des Doktors. Lautlos schritt er durch den Flur auf die Tür zum Krankenzimmer zu. Er öffnete sie leise und schaute in den Raum.
    Eine Nachtlampe verbreitete ein angenehm warmes Licht. Offensichtlich immer noch bewußtlos, lag das Mädchen im Bett. Ihr dunkles Haar lag ausgebreitet auf dem Kissen und umrahmte wie ein Heiligenschein das wächserne Gesicht. Nur ein leichtes Beben ihrer Nasenflügel verriet, daß sie noch lebte.
    Für einen Augenblick stand der Arzt bewegungslos da und betrachtete sie aufmerksam. Dabei verzogen sich seine Lippen zu einem bösartigen Grinsen.
    Er streckte eine Hand aus und vollführte eine Bewegung, als wolle er der Bewußtlosen über die Stirn wischen. Der Schatten der Hand glitt über das Gesicht der jungen Frau, und augenblicklich schlug sie die Augen auf.
    Verwirrt blickte sie sich um. »Wo bin ich? Was ist geschehen?«
    »Ganz ruhig liegenbleiben«, antwortete der Arzt mit einer einschmeichelnden Stimme. »Sie haben einen kleinen Unfall gehabt. Ein vorbeifahrender Autofahrer hat sie wohl gefunden und zu mir gebracht. Da es hier im Ort kein Krankenhaus gibt und ich nicht allzu viele Patienten habe, werden Sie ein paar Tage in meinem Haus bleiben können. Ich werde mich schon um Sie kümmern. Außerdem kommt vormittags immer eine alte Frau, die mir den Haushalt besorgt. Sie sehen also, Sie machen mir keine Umstände.«
    Franca Capolli nickte verwirrt. »Ich verstehe das alles nicht. Ich hatte gedacht, ich hätte einen Passanten angefahren. Dieser Schatten, der

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