0017 - Wolfsnacht
Haare und schloß dann auf.
»Was wollen Sie, Signore? Das Restaurant ist noch geschlossen. Kommen Sie in zwei Stunden wieder.«
Damit wollte er die Tür wieder schließen, doch Zamorra stellte seinen Fuß dazwischen.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie aus dem Schlaf gerissen habe, aber meine Assistentin und ich suchen zwei Einzelzimmer. Der Arzt hier, Dr. DeZordo, hat uns dieses Hotel empfohlen. Er meinte, hier würden wir finden, was wir suchen. Und da sind wir.«
Bei den Worten des Professors war der Portier zurückgewichen.
Als er auch noch den Namen des Arztes erwähnte, zuckte der Alte sichtlich zusammen.
»Soso. Da muß sich unser Dottore geirrt haben. Hier ist nichts mehr frei. Auch werden Ihnen die Zimmer sicher nicht gefallen.«
Zamorra mußte sich zusammenreißen, um nicht an die Decke zu gehen. »Guter Mann, jetzt hören Sie mal, bei den wenigen Autos, die auf dem Parkplatz stehen, können Sie mir nicht weismachen, daß Sie voll belegt sind. Darüber hinaus überlassen Sie ruhig mir, was mir gefällt und was nicht. Es wäre besser, wenn Sie uns einlassen, sonst werde ich morgen mit dem Direktor sprechen, und das würde Ihnen bestimmt nicht recht sein, oder?«
Widerstrebend gab der Alte den Eingang frei.
Zamorra rief seine Assistentin und bat sie, auf ihn zu warten.
Dann ging er zum Wagen zurück und holte sein und Nicoles Gepäck.
Als er die Hotelhalle betrat, gab Nicole ihm ein Zeichen.
»Lassen Sie sich nichts anmerken, Professor, aber sehen Sie die Flecken auf dem Teppich? Wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das Blut.«
Wie zufällig ließ der Professor seinen Blick durch die Halle schweifen. Tatsächlich, auf dem hellen Berberteppich vor der Rezeption entdeckte er einige dunkle Flecken. Doch er tat so, als hätte er nichts gesehen.
Der Portier war inzwischen hinter das Pult getreten und hatte das Gästebuch aufgeschlagen.
»Würden Sie sich bitte eintragen? Sie wollen sicher Zimmer nebeneinander haben. Gehen Sie in den zweiten Stock, Nummer 13 und Nummer 14. Hier sind die Schlüssel.«
Er grinste anzüglich, wurde aber sofort wieder ernst, als der Professor meinte: »Ihre schmutzigen Phantasien behalten Sie lieber für sich.«
Nicole amüsierte sich sichtlich. »Aber Professor, seien Sie doch nicht so unfreundlich. Für diese Menschen hier haben unverheiratete Paare etwas Exotisches an sich. Vor allen Dingen, wenn sie in einem solchen Prachthotel absteigen.«
Zamorra wandte sich wieder an den Portier. »Ich möchte um acht Uhr geweckt werden. Die Dame können Sie weiterschlafen lassen. Hoffentlich ist das Frühstück hier besser als der Portier und die Putzfrauen. Blutflecken in der Empfangshalle machen sich selbst im besten Hotel schlecht.«
Der Professor wollte sich schon wieder abwenden, als er sah, wie dem Alten hinter der Theke die Augen fast aus den Höhlen zu treten schienen. Er fing an zu zittern und schaute sich gehetzt um.
Dann legte er den Finger auf den Mund.
»Still, Signore. Sprechen Sie nicht so laut. In diesem Haus stimmt etwas nicht. Hier ist ein ewiges Kommen und Gehen. Der ganze Ort ist verflucht. Glauben Sie mir nur. Etwas Schreckliches wird hier geschehen. Ich weiß es ganz sicher.«
Der Professor wollte zu einer Frage ansetzen. Doch der Mann bedeutete ihm zu schweigen.
»Jetzt nicht, Signore. Vielleicht erfahren Sie morgen mehr. Aber hüten Sie sich. Und jetzt gehen Sie, bitte.«
Kopfschüttelnd nahm der Professor seinen Koffer auf und wandte sich zur Treppe. Nicole, die das ganze Spiel verfolgt hatte, sagte nichts dazu und stieg hinter dem Professor die Stufen hoch. Sie schwiegen, bis sie vor ihren Zimmern angelangt waren.
Nicole räusperte sich. Mit dem Anflug eines leisen Lächelns meinte sie: »Da Sie ja mit den Dämonen und bösen Mächten in Verbindung stehen, nehme ich das Zimmer mit der Unheilsnummer 13. Sie sind die ganze Zeit gefahren, Chef. Sie brauchen jetzt den Schlaf am nötigsten. Sollte mir irgendein Monstrum erscheinen oder mir eine schwarze Katze über den Weg laufen, dann rufe ich Sie zu Hilfe, das verspreche ich Ihnen.«
Der Professor wollte noch etwas entgegnen, doch Nicole hatte ihm schon den Schlüssel aus der Hand genommen und war hinter der Tür verschwunden. Zamorra ergab sich in sein Schicksal, schloß die Tür der Nummer 14 auf und dachte plötzlich nur noch an ein riesiges Bett und einen erquickenden Schlaf. Dieser Tag war mehr als ereignisreich gewesen. Er konnte jedoch nicht ahnen, daß die Aufregungen erst angefangen
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