0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
dass Sie in der Jagdhütte sind und wo wir das Haus finden können. Wir bringen Silla mit, einverstanden? Ich möchte, dass wir uns in Ruhe unterhalten.«
»Ich komme da nicht mit…«
»Geben Sie mir die Adresse!«
»Also schön: Via del Bosco 78. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Angelo Silla mit einem Monster zu tun gehabt hat. Trotzdem rufe ich ihn an. Ihnen gebe ich einen Rat, mein Lieber: Falls Sie vorhaben, mich auf den Arm zu nehmen, überlegen Sie sich das lieber noch einmal. Ich kann unangenehm werden.« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern legte einfach auf.
Quinto Rinaldi kam herüber. »Was gibt es, Vito? Ärger?«
»Sachen gibt’s«, sagte der Bürgermeister verärgert. »Ruft doch einer an, gibt sich als Professor Zamorra aus und sagt, der Geist der alten Rosa Terinca gehe um.« Er nahm den Hörer wieder in die Hand, wartete auf das Freizeichen und wählte die Nummer von Dottore Angelo Silla.
»Rosa Terinca?«, rief Borgo – etwas zu schrill.
Patrizia Viani war aufgestanden und trat jetzt neben Rinaldi. »Vito – Zamorra ist eine Kapazität auf seinem Gebiet. Ich glaube nicht, dass er Märchen erzählt.«
»Er hat was von einem Monster gesagt.«
»Monster?« Die Journalistin erschrak.
»Hör mal, ich bin der Meinung, dieser Bursche ist ein Hochstapler oder Witzbold, der uns nur einen Schrecken einjagen will«, fixierte de Angelis sie. »Fang bitte nicht damit an, uns zu erklären, wie glaubwürdig du die Angelegenheit findest; ich weiß, dass du eine Menge für Okkultismus übrig hast.« Er schnaufte erbost. »Na, bitte sehr, bei Silla meldet sich keiner. Wer weiß, wo er und seine Frau stecken.«
De Angelis knallte den Hörer in die Gabel und ging zurück zum Kamin. »So, und jetzt lasst uns das Thema wechseln. Ich will mir doch nicht meinen guten Chianti vergällen lassen.«
***
»Via del Bosco, Nummer 78«, sagte Nicole Duval, »hier ist es, Chef. Ich finde es komisch, dass der zerstörte Wagen von Dottore Silla nirgends zu sehen ist.«
»Machen Sie nicht die Pferde scheu, bevor wir nicht ganz genau Bescheid wissen«, entgegnete der Professor. »Nicole, ich möchte, dass Sie ganz dicht in meiner Nähe bleiben, während wir uns dem Haus nähern. Lassen Sie sich nicht einfallen, eigene Wege zu gehen. Denken Sie an die Vorfälle in der Anstalt.«
Sie schüttelte sich. »Und ob. Wollen Sie mir nicht endlich mitteilen, was Sie über den Fall denken? Meinen Sie, Silla habe den Geist mitgenommen?«
»Ja, aber natürlich unbewusst. Er weigerte sich, seinen Wagen von mir gegen den Einfluss des Bösen weihen zu lassen. Da ich das Gespenst der Alten weder auf dem Anstaltsgelände noch im Grab entdeckt habe, muss ich annehmen, dass es sich in dem Mirafiori versteckte, nachdem es aus Mauros Körper gewichen war.«
»Und weiter?«
»Ich hoffe, dass es nicht die Macht besitzt, einen Mann wie Silla zu überwältigen.«
»Und wenn doch?«
»Dann sieht es übel aus, Nicole. Ich mache mir schon jetzt schwere Vorwürfe. Silla hätte nicht so schnell fortfahren dürfen.«
»Chef«, Nicole beugte sich vor, »ich habe Respekt und Achtung vor Ihnen. Aber wenn Sie sich selbst kritisieren, gefallen Sie mir überhaupt nicht. Sie haben wirklich keinen Grund, sich Sorgen über Ihre Verhaltensweise zu machen. Silla hat sich ziemlich frech benommen – es ist ganz allein seine Schuld, wenn ihm etwas zugesto- ßen ist.«
Zamorra lächelte schwach. »Danke für den Beistand, Nicole. Leider ist damit für mich das Problem nicht beseitigt. Gehen wir jetzt. Je eher ich Gewissheit habe, um so besser für die Leute dort oben in der Jagdhütte.«
Kurze Zeit später gingen sie über die Einfahrt des Grundstückes bis vor die Tür, neben der ein Messingschild mit der Aufschrift Dott.
Angelo Silla, medico generico angebracht war. Das Haus war eine moderne Konstruktion, höchstens vier Jahre alt. Es verfügte über große Fenster, ausladende Balkone, eine riesige Terrasse und eine Garage.
Rundum breitete sich englischer Rasen aus.
»Vielleicht steht der Wagen in der Garage«, sagte Zamorra leise. Er betätigte den Klingelknopf.
Niemand meldete sich, auch nach drei weiteren Versuchen nicht.
Nicole legte die Hand auf die Türklinke. »Sie ist nicht verschlossen. Sollen wir…«
Der Professor forderte sie mit einer Geste auf, ruhig ganz zu öffnen. Beherzt schob Nicole auf, bis der Türspalt groß genug war, um sie beide einzulassen. Sie betraten einen nach Krankenhaus riechenden Flur. Zamorra drückte auf
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