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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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klammerte sich plötzlich an Zamorra fest. »Chef, ich kann es kaum für möglich halten. Ist denn sicher, dass es keine Höhlen unter dem Friedhof gibt?«
    »Höhlen?«, echote Sanchini. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    Der Wind wurde stärker. Aber er schien nicht von den umliegenden Hügeln, sondern aus dem tintenschwarzen Stollen zu kommen.
    Zamorra riss das Amulett zurück, das immer noch an seinem Finger hing und mit einemmal in das offene Grab fallen wollte.
    »Es hat keinen Zweck, wieder Erde in das Loch zu schütten«, versetzte er mit belegter Stimme. »Aldo, kennst du den Priester aus dem Dorf?«
    »Don Bruno? Ja, sehr gut sogar.«
    »Ich bitte dich um einen Gefallen. Nimm den Alfa und fahre zu ihm. Du musst alles versuchen, um ihm den Vorfall hier zu erklären. Er soll den Friedhofswärter oder die Gemeindearbeiter oder sonst wen mobil machen, eine dicke Steinplatte besorgen und sie herschaffen lassen. Vielleicht lässt sich das innerhalb der nächsten Stunden bewerkstelligen.«
    »Ich glaube, im Mausoleum liegen einige halbfertige Grabsteine bereit«, erwiderte Sanchini. »Die dürften für diesen Zweck ausreichen. Du willst das Loch zudecken lassen, nicht wahr?«
    »Richtig. Wir warten hier auf dich. Solange die Grube nicht verschlossen und durch Weihwasser versiegelt ist, kann ich für nichts garantieren.«
    »Und anschließend?«
    »Anschließend kümmern Nicole und ich uns um die Ratsmitglieder«, sagte Zamorra. »Die alte Rosa wird alles daransetzen, um ihren Racheschwur wahr zu machen.«
    ***
    Der Beamte, der in der Carabinieri-Station von Vigliani den Nachtdienst versah, war ein behäbiger, untersetzter Mann mit feinem Menjoubärtchen. Die »Squadra Volante«, die zum Anstaltsgelände von Monte Ciano gefahren war, hatte ihm einen Zwischenbericht über die Ereignisse erstattet. Mit einigem Argwohn blickte der Beamte Professor Zamorra und Nicole Duval über seinen Schreibtisch hinweg an.
    »Ich kann Ihnen die Adresse des Bürgermeisters de Angelis geben. Meinetwegen stören Sie ihn, aber auf Ihre Verantwortung«, brummte er. »Sie können nicht von mir verlangen, dass ich Sie bei diesem Mumpitz sozusagen behördlich unterstütze. Es ist gut, dass Sie mir Ihre Ausweise gezeigt haben, sonst hätte ich Sie womöglich für zwei zwielichtige Elemente gehalten.«
    »Danke, bestens«, sagte Nicole spitz. Sie empfand eine gewisse Genugtuung, als der Mann mit dem Menjoubärtchen unter ihrem entwaffnenden Blick dunkel anlief. »Ist die Wohnung weit entfernt?«
    »Keineswegs. Sie fahren in der Richtung weiter, in der Ihr Auto steht. Die erste Querstraße biegen Sie rechts ab, dann, nach ungefähr zweihundert Metern, wenden Sie sich gleich wieder nach links. Die Straße, die Sie auf diese Art erreichen, heißt Via Leopardi. Das Haus des Bürgermeisters hat die Nummer 20.«
    Das Gebäude Nummer 20 in der Via Leopardi entpuppte sich als renovierter Altbau. Nach Zamorras Schätzung stammte er mindestens aus dem vorigen Jahrhundert. Man hatte sehr viel Geschick und Geschmack darauf verwandt, die Fassade zu erneuern und Fenster und Türen so auszuwechseln, dass der ursprüngliche Stil erhalten blieb.
    Zamorra legte den Daumen auf den Klingelknopf an der Gartenpforte. Er näherte sein Ohr dem Lautsprecher des Haustelefons.
    Erst nach dem zweiten Versuch kam eine Frauenstimme: »Vito, bist du’s?«
    Zamorra erinnerte sich, dass de Angelis mit Vornamen Vito hieß.
    »Entschuldigen, Sie, Signora, hier ist nicht Ihr Gatte, sondern Professor Zamorra«, sprach er in die Membrane. »Dottore Angelo Silla schickt mich.«
    Kurz darauf wurde ihnen aufgemacht. Zamorra und Nicole durchschritten den gepflegten Vorgarten und traten der Frau entgegen, die die Eingangstür des Hauses aufgezogen hatte und sie in den erleuchteten Flur bat. Sie trug einen eleganten Morgenmantel und hochhackige Pantoffeln, eine attraktive Frau mit brünetten Locken, die ihre schätzungsweise vierzig Jahre ausgezeichnet herunterzuspielen wusste.
    Zamorra stellte Nicole vor, entschuldigte sich noch einmal und teilte der Frau des Bürgermeisters mit: »Signora, ich habe eine Nachricht zu überbringen, die den Rat betrifft. Da es ziemlich wichtig ist, komme ich zu so ungewöhnlicher Stunde. Würden Sie bitte Ihren Mann rufen?« Mehr sagte er nicht. Er wollte die Frau nicht in Aufruhr versetzen.
    Sie ordnete mit der Hand etwas die Frisur. »Ich bin Aufregung gewöhnt, also brauchen Sie sich keine Sorgen über die Uhrzeit zu machen. Ich bin sowieso erst vor

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