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Andorra

Andorra

Titel: Andorra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frisch
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Max Frisch - Andorra
    Max Frisch
    Andorra
    – 1 –
    Max Frisch - Andorra
    Inhalt
    1. Erstes Bild
    3
    2. Zweites Bild
    13
    3. Drittes Bild
    16
    4. Viertes Bild
    20
    5. Fünftes Bild
    25
    6. Sechstes Bild
    26
    7. Siebtes Bild
    30
    8. Achtes Bild
    34
    9. Neuntes Bild
    41
    10. Zehntes Bild
    46
    11. Elftes Bild
    50
    12. Zwölftes Bild
    54
    Personen .
    ANDRI
    DER SOLDAT
    BARBLIN
    DER WIRT
    DER LEHRER
    DER TISCHLER
    DIE MUTTER
    DER DOKTOR
    DIE SENORA
    DER GESELLE
    DER PATER
    DER JEMAND
    Stumm
    EIN IDIOT
    DIE SOLDATEN IN SCHWARZER UNIFORM
    DER JUDENSCHAUER
    DAS ANDORRANISCHE VOLK
    – 2 –
    Max Frisch - Andorra
    Erstes Bild
    Vor einem andorranischen Haus. Barblin weißelt die schmale und hohe Mauer mit einem Pinsel an langem Stecken. Ein andorranischer Soldat, olivgrau, lehnt an der Mauer.
    BARBLIN Wenn du nicht die ganze Zeit auf meine Waden gaffst, dann kannst du ja sehn, was ich mache. Ich weißle. Weil morgen Sanktgeorgstag ist, falls du das vergessen hast. Ich weißle das Haus meines Vaters. Und was macht ihr Soldaten? Ihr lungert in allen Gassen herum, eure Daumen im Gurt, und schielt uns in die Bluse, wenn eine sich bückt.
    Der Soldat lacht.
    Ich bin verlobt.
    SOLDAT Verlobt!
    BARBLIN Lach nicht immer wie ein Michelin-Männchen.
    SOLDAT Hat er eine Hühnerbrust?
    BARBLIN Wieso?
    SOLDAT Dass du ihn nicht zeigen kannst.
    BARBLIN Lass mich in Ruh!
    SOLDAT Oder Plattfüße?
    BARBLIN Wieso soll er Plattfüße haben?
    SOLDAT Jedenfalls tanzt er nicht mit dir.
    Barblin weißelt.
    Vielleicht ein Engel!
    Der Soldat lacht.
    Dass ich ihn noch nie gesehen hab.
    BARBLIN Ich bin verlobt!
    SOLDAT Von Ringlein seh ich aber nichts.
    BARBLIN Ich bin verlobt,
    Barblin taucht den Pinsel in den Eimer.
    und überhaupt - dich mag ich nicht.
    Im Vordergrund, rechts, steht ein Orchestrion. Hier erscheinen - während Barblin weißelt - der Tischler, ein behäbiger Mann, und hinter ihm Andri als Küchenjunge.
    TISCHLER Wo ist mein Stock?
    ANDRI Hier, Herr Tischlermeister.
    TISCHLER Eine Plage, immer diese Trinkgelder, kaum hat man den Beutel eingesteckt -
    Andri gibt den Stock und bekommt ein Trinkgeld, das er ins Orchestrion wirft, so da ss Musik ertönt, während der Tischler vorn über die Szene spaziert, wo Barblin, da der Tischler nicht auszuweichen ge-denkt, ihren Eimer wegnehmen mu ss . Andri trocknet einen Teller, indem er sich zur Musik bewegt, und verschwindet dann, die Musik mit ihm.
    BARBLIN Jetzt stehst du noch immer da?
    SOLDAT Ich hab Urlaub.
    BARBLIN Was willst du noch wissen?
    SOLDAT Wer dein Bräutigam sein soll.
    – 3 –
    Max Frisch - Andorra
    Barblin weißelt.
    Alle weißein das Haus ihrer Väter, weil morgen Sanktgeorgstag ist, und der Kohlensack rennt in allen Gassen herum, weil morgen Sanktgeorgstag ist: Weißelt, ihr Jungfraun, weißelt das Haus eurer Väter, auf dass wir ein weißes Andorra haben, ihr Jungfraun, ein schneeweißes Andorra!
    BARBLIN Der Kohlensack - wer ist denn das wieder?
    SOLDAT Bist du eine Jungfrau?
    Der Soldat lacht.
    Also du magst mich nicht.
    BARBLIN Nein.
    SOLDAT Das hat schon manch eine gesagt, aber bekommen hab ich sie doch, wenn mir ihre Waden gefallen und ihr Haar.
    Barblin streckt ihm die Zunge heraus.
    Und ihre rote Zunge dazu!
    Der Soldat nimmt sich eine Zigarette und blickt am Haus hinauf.
    Wo hast du deine Kammer?
    Auftritt ein Pater, der ein Fahrrad schiebt.
    PATER So gefällt es mir, Barblin, so gefällt es mir aber. Wir werden ein weißes Andorra haben, ihr Jungfraun, ein schneeweißes Andorra, wenn bloß kein Platzregen kommt über Nacht. Der Soldat lacht. Ist Vater nicht zu Hause?
    SOLDAT Wenn bloß kein Platzregen kommt über Nacht! Nämlich seine Kirche ist nicht so weiß, wie sie tut, das hat sich herausgestellt, nämlich seine Kirche ist auch nur aus Erde gemacht, und die Erde ist rot, und wenn ein Platzregen kommt, das saut euch jedes mal die Tünche herab, als hätte man eine Sau drauf geschlachtet, eure schneeweiße Tünche von eurer schneeweißen Kirche.
    Der Soldat streckt die Hand nach Regen aus.
    Wenn bloß kein Platzregen kommt über Nacht!
    Der Soldat lacht und verzieht sich.
    PATER Was hat der hier zu suchen?
    BARBLIN Ist's wahr, Hochwürden, was die Leut sagen? Sie werden uns überfallen, die Schwarzen da drüben, weil sie neidisch sind auf unsre weißen Häuser. Eines Morgens, früh um vier, werden sie kommen mit tausend schwarzen Panzern, die kreuz und quer durch unsre Äcker rollen, und mit Fallschirmen wie graue Heuschrecken vom Himmel herab.
    PATER Wer sagt

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