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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Friedrichs
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müssen Sie ihm eine Spritze geben.«
    Modena wandte den Kopf, weil jetzt ein Mädchen aus dem Arbeitszimmer des Chefarztes getreten war – ein ausnehmend hübsches Geschöpf mit Stupsnase, kurzem dunkelblondem Haar und dunkelbraunen Augen, in denen der Pfleger bei näherem Hinsehen helle Tupfen entdeckte. Die tadellose Oberweite kam unter einem hellen Pulli und einem Bolerojäckchen zur Geltung. Unter dem beigen Rock lugte ein Paar kerzengerader Beine hervor, das von schwarzen knielangen Stiefeln umschlossen wurde.
    »Meine Sekretärin Nicole Duval«, stellte Zamorra vor. »Nicole, wollen Sie ebenfalls an dieser Visite teilnehmen?«
    Nicole gähnte demonstrativ hinter vorgehaltener Hand. »Nein, danke vielmals, Chef. Ich bitte, mich zu entschuldigen, ich ziehe mich auf mein Zimmer zurück. Die Reise hat mich doch mehr angestrengt, als ich anfangs geglaubt habe.«
    Sanchini deutete eine Verbeugung an. »Ich wünsche Ihnen eine angenehme Ruhe, Signorina. Sollten Sie etwas benötigen, Sie wissen ja, wo sich Bad und Küche befinden. Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause.«
    Nicole lächelte ihm zu. Danach trippelte sie über den Flur davon.
    Modena konnte nicht anders, er musste ihren schwingenden Hüften nachstarren.
    Minuten später hatten die drei Männer die Stationen vier und fünf erreicht. Pietro Aquila machte die Eingangstür hinter ihnen zu. Er verriegelte sie sorgfältig, dann schritt er neben ihnen her über den beleuchteten Flur.
    »Er hat sich immer noch nicht beruhigt«, versetzte Aquila. »Hören Sie nur, Dottore!«
    Das Stöhnen drang aus dem Obergeschoss her deutlich an ihre Ohren. Es hatte einen angsterfüllten, gepeinigten Klang.
    Sanchini verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Ich hatte schon angenommen, es ginge bergauf mit ihm und jetzt dies. Ein glatter Fehlschlag! Hoffen wir, dass wir gleich näheren Aufschluss erhalten.«
    Nachdem er auch Aquila mit Zamorra bekannt gemacht hatte, wandte er sich dem Professor zu. »Der Patient heißt Mauro Terinca, ist 34 Jahre alt und stammt aus dem fünf Kilometer entfernt liegenden Dorf Vigliani. Die Eltern leben nicht mehr; Verwandte scheint es auch nicht zu geben. Mauro ist ein Manisch-Depressiver, aber er leidet unter schwer zu erklärenden Angstpsychosen, deren Ursprung ich bisher nicht zu ergründen vermochte.«
    Zamorras Züge verhärteten sich. Plötzlich war es wieder da, dieses eisige Gefühl, das ihm jedes Mal unter die Haut ging, wenn er das Vorhandensein der Mächte der Finsternis verspürte. Er führte es jedoch nicht auf die Worte von Sanchini zurück, sondern auf seinen hochentwickelten Instinkt, der durch Erfahrungen düsterster Art geschult worden war und jetzt Alarm schlug, wo seine Begleiter sich noch nichts ahnend und noch ziemlich unbedarft verhielten.
    Zamorra schwieg erst mal. Nicht immer hatte er es mit Menschen zu tun, die seine Vorstellungen über okkulte Erscheinungen teilten.
    Mauro zerrte an seinen Fesseln, als sie das Zimmer betraten. Keuchend warf er sich auf dem Bett hin und her, dass das Gestell knarrte und sich sogar etwas über den Fußboden bewegte.
    »Mauro«, sagte Dottore Sanchini. Sein Gesichtsausdruck war väterlich. Langsam ging er auf den Geisteskranken zu.
    Der blonde Mann erkannte den Arzt. »Dottore«, ächzte er, »Dottore, hilf mir… ich … sie ist da … sie holt mich!«
    »Was meint er?«, wollte Zamorra wissen.
    Sanchini untersuchte den Patienten rasch. Er sah nicht auf, während er sprach, sondern hielt den Blick auf das verzerrte Gesicht Mauros gerichtet. »Er hat diese Visionen öfter, aber in unregelmäßigen Zeitabständen. Manchmal spricht er tagelang nicht darüber, manchmal mehrere Stunden lang ohne Unterbrechung. Ab und zu bekommt er daraufhin seinen Koller. So schlimm wie heute hat es ihn jedoch noch nie gepackt.«
    »Spricht er nicht von einer Frau, Aldo?«
    »Richtig.« Sanchini strich Mauro mit einem Tuch über die Stirn. Es war feucht, als er es zur Seite legte. Anschließend holte er eine Phiole aus seiner schwarzen Tasche, sägte sie auf und zog die Flüssigkeit auf eine Spritze.
    »Glaubst du, dass er an Verfolgungswahn leidet?«, fragte Zamorra. Er hatte sich an das Fußende des Bettes gestellt und studierte die Züge des Patienten sehr sorgfältig.
    Sanchini schüttelte den Kopf. »Kaum. Es ist was anderes, Zamorra. Versuche nicht, mehr herauszubekommen; ich muss dir gestehen, dass ich noch weitgehend im Dunkeln tappe. Mauro ist ein Exemplarfall.«
    Aquila und Modena hatten bisher mit

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