0030 - Hexentanz
Art.«
»Bist ein tüchtiger Knabe, Sinclair. Aber leider nicht tüchtig genug.«
Ich schob mein Kinn vor. »Wer sagt das?«
»Ich werde dich töten, Sinclair!« knurrte Oxoran. »Und nach dir wird dein plattgesichtiger Freund Suko sich auf den Weg in die Hölle machen.«
»Wir werden dich beide überleben, Oxoran«, stieß ich kalt hervor. Mein Daumen entsicherte die Waffe. Der Dämon setzte sich in Bewegung, kam auf mich zu. Ich ließ ihn auf vier Yards herankommen und drückte dann ab.
Die geweihte Silberkugel stanzte ihm ein Loch in die Stirn. Er faßte sich mit beiden Händen an den Kopf, torkelte, röchelte, drehte sich um die eigene Achse und fiel dann auf die Knie.
Ein heftiges Zittern ging durch seinen Körper, und einen Augenblick später war er nicht mehr zu sehen. Ich starrte ungläubig auf den Fleck, wo Oxoran gerade noch gelegen hatte.
Ich konnte nicht begreifen, daß es so einfach gewesen sein sollte, ihn zu besiegen. Nach alldem, was ich über ihn in Erfahrung gebracht hatte, schien er es mir ein bißchen zu einfach gemacht zu haben.
Ich wagte es deshalb noch nicht, mich über den Erfolg zu freuen.
Und daran tat ich gut, denn plötzlich hörte ich ein gemeines Lächeln hinter mir. Ich wirbelte herum. Da stand er wieder. In voller Lebensgröße.
»Hast du gedacht, Sinclair!« höhnte er. »Aber so leicht wirst du mit mir nicht fertig!«
Er kam wieder auf mich zu.
Ich feuerte ein zweites mal auf ihn. Er zerplatzte, nachdem ihn meine Kugel hochgerissen und in der Luft herumgedreht hatte. Aber er wuchs sofort wieder an einer anderen Stelle aus dem Boden.
Achtmal wiederholte sich diese Schreckenszene. Dann war das Magazin meiner Beretta leer. Darauf schien es Oxoran angelegt zu haben, denn nun konnte ich seinen Vormarsch nicht mehr stoppen.
Mit mordlüsternen Zügen kam er auf mich zu. Er sah zwar steinalt aus, aber er verfügte über die Kräfte von zehn jungen Männern – und die setzte er nun gegen mich ein.
Er drosch mir die Beretta aus der Hand, schlug mit der Faust gegen meinen Rippenbogen, und aus meinen Lungen entwich die Luft. Ich prallte gegen den Pontiac, versuchte, den Hexenmeister zu unterlaufen, mußte aber einen Schlag einstecken, der mich furchtbar durchschüttelte.
Ich war einen Augenblick benommen.
Oxoran setzte sofort nach. »Ich bring’ dich um, Sinclair!« fauchte mein Gegner. »Du hast es gewagt, dich gegen mich zu stellen! Dafür kriegst du nun deine Strafe!«
Es gelang mir, zwei von seinen Schlägen abzublocken. Ich schaffte sogar einen blitzschnellen Konterangriff, doch Oxoran steckte die Treffer wie Mückenstiche weg.
Und dann kam sofort wieder er zum Zug. Ein Aufwärtshaken riß mich von den Beinen. Ich knallte neben dem Pontiac auf die Schulterblätter, konnte Oxoran nur noch wie durch einen trüben Schleier erkennen.
Er streckte mir seine Hände mit gespreizten Fingern entgegen. »Jetzt!« hörte ich ihn keuchen. »Jetzt kommt dein Ende, Sinclair!«
Es sah tatsächlich so aus, als könnte er seine Worte wahrmachen. Ich war wie gelähmt, trotzdem kämpfte ich verzweifelt gegen die gefährliche Schwäche an. Ich mobilisierte meine restlichen Kräfte.
Es waren leider nicht mehr viele, aber sie reichten aus, um mich aus Oxorans Würgegriff im letzten Augenblick zu befreien.
Ich rollte mich zur Seite. Seine Hände schossen ins Leere.
Verdammt, ich hatte mir diese Begegnung gewünscht, und jetzt, wo es dazu gekommen war, wurde ich diesem Satansbraten nicht Herr. Benommen quälte ich mich hoch.
Ich versuchte, meinen Gegner mit Bannsprüchen zu irritieren. Er schüttelte wutschnaubend den Kopf und fauchte: »Damit erreichst du nichts bei mir, Sinclair. Ich kenne deine Tricks, und ich habe mich beizeiten gegen sie gewappnet!«
Er wollte sich erneut auf mich stürzen.
Ich riß die Fäuste hoch. Plötzlich ging ein kräftiger Ruck durch seinen Körper. Er erstarrte mitten in der Bewegung. Wut und Haß verzerrten sein Gesicht. Ich konnte mir diese Reaktion nicht erklären.
Sein Antlitz überzog sich mit giftigem Grün. Er fauchte wie ein Tier und schlug mit den Händen in die Luft. Mit einer Wildheit sondergleichen kämpfte er gegen Einflüsse an, die ihm schwer zu schaffen machten. Ich hatte damit nichts zu tun. Dennoch war ich froh, daß es dazu gekommen war.
Eine geheimnisvolle Kraft zerrte an Oxorans Gesicht. Seine Wangen blähten sich. Er schwankte und heulte. Er hielt seine Hände zitternd vor die Augen, und jetzt erst erblickte ich die dolchartigen
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