0032 - Ausflug in die Unendlichkeit
einzulegen.
Die Fahrt dauerte fast eine Stunde und ging quer durch die Stadt. Auf einer breiten Ausfallstraße fuhr der Wagen dann, von drei mit Polizei besetzten Fahrzeugen begleitet, noch einmal eine halbe Stunde durch herrliche Parks und Wälder, ehe er seine Geschwindigkeit verlangsamte und vor einem Portal anhielt. Als es sich öffnete, wurde der Wohnsitz des Regierungschefs sichtbar.
Rhodan bewunderte den Sinn der Barkoniden für Schönheit. Das nicht sehr hohe Haus erinnerte an einen ins Riesenhafte vergrößerten Bungalow. Die Vorderfront bestand zum größten Teil aus einem glasähnlichen Material. Es war durchsichtig und ließ die dahinterliegenden Räume gut erkennen. Das Haus hatte zwei Stockwerke, aber seine ausladende Breite ließ es niedrig wirken. Der Wagen fuhr und hielt dann endgültig.
„Sie werden sich hier wohl fühlen", prophezeite Laar und zeigte auf das Gebäude. „Hier befindet sich das administrative und wissenschaftliche Zentrum von Barkon. Lassen Sie sich nicht von der geringen Größe täuschen. Eine ferngesteuerte Televisionsanlage verbindet uns mit allen wichtigen Punkten unserer Welt. Von Ihrem Zimmer aus haben Sie Gelegenheit, Barkon und seine Geschichte durch die Jahrhunderttausende kennenzulernen. Es hat sich nicht viel geändert in dieser Zeit, und vielleicht werden Sie uns sogar als steril bezeichnen. Aber wir haben nur für ein einziges Ziel gearbeitet und daher manches andere vernachlässigt."
„Ich weiß", sagte Rhodan und achtete nicht auf die erstaunten Gesichter der vier Männer.
Zehn Minuten später schloß sich hinter ihm die Tür. Er war allein in dem Zimmer, das für zehn Wochen seine Heimat sein sollte. Ein wenig verloren ließ er sich in einen Sessel sinken, der direkt an der Glaswand stand. Von hier aus hatte er einen umfassenden Blick auf die Stadt und das angrenzende Meer. Er seufzte.
Zehn Wochen, alter Freund! Was soll ich zehn Wochen auf dieser fremden Welt, wo ich doch keine Minute zu verlieren hätte, mit meinen eigenen Angelegenheiten fertig zu werden? Ist das keine Zeitverschwendung?
„Wir können uns laut unterhalten", entgegnete der Unsterbliche. „Du fühlst dich dann nicht so einsam. Hier hört uns niemand, und es gibt keine heimlichen Mikrophone. Zeitverschwendung, meinst du? Du irrst, alter Freund. Bedenke, daß es erst Mai 1982 ist und du noch krank im Bett liegst. Deine Begegnung mit den galaktischen Händlern liegt noch weit in der Zukunft. Mehr als zehn Wochen. Was also könntest du versäumen?"
„Ich kann dir darauf keine Antwort geben. Aber vielleicht wirst du mir nun endlich verraten, was ich zu tun habe, um Barkon vor dem Untergang zu retten."
„Darüber mache dir ebenfalls keine Sorgen. Ich erledige das für dich. Es ist nur ein Handgriff, mehr nicht. Einen Tag vor unserem Start werden sie uns ihre Anlage zeigen, mit der sie Barkon II durch den Raum treiben wollen. Dabei werde ich es tun. Eine Art Umpolung, wenn du so willst."
„Und das ist alles?" wunderte sich Rhodan. „Das ist alles!"
„Und warum müssen wir zehn Wochen hier weilen?"
Der Unsterbliche kicherte. Er schien sich köstlich zu amüsieren.
„Um dir die Geschichte unserer Galaxis vorzuführen. Du kannst nicht schneller sehen, als auch die Zeit verläuft. Und du wirst dir viele Filme ansehen müssen, fürchte ich."
„Genügt keine Art Hypnoübertragung im Zeitraffertempo?"
„Diesmal nicht, alter Freund."
In der Stimme des Unsterblichen war ein leichter Vorwurf. „Du bist so gut wie unsterblich, aber du hast noch nicht gelernt, was Geduld ist. Ich glaube, die kommt erst dann, wenn die Langeweile beginnt. Aber wie ich dich kenne, wirst du auch zur Langeweile keine Geduld besitzen."
Rhodan sah hinaus in die beginnende Dämmerung. Er fühlte sich auf einmal sehr einsam und allein.
3.
Die ersten beiden Wochen vergingen ohne besonders bemerkenswerte Ereignisse. Mit Hilfe der schnell installierten Fernsehanlage lernte Rhodan den Planeten Barkon kennen. Es handelte sich dabei um Direktübertragung aus allen Teilen der friedlichen und paradiesischen Welt. Am eindrucksvollsten war für Rhodan immer wieder der bloße Anblick des nächtlichen Dunkelhimmels. Das konnte er natürlich auch ohne die Teleanlage haben. Und erst einmal in diesen zwei Wochen war die Luft so klar gewesen, daß er genau im Zenit ein schwaches Schimmern gesehen hatte. Es hatte die Form eines ausgefransten Flecks. Die heimatliche Milchstraße, 200000 Lichtjahre entfernt. Und da er
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