Gefährliches Verlangen
True Love
Gefährliches Verlangen
Rafael vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. Seine tiefe Verzweiflung ist deutlich spürbar und scheint fast greifbar zu sein. Seine Gewissensbisse jagen ihn, als wäre er ein scheues Tier auf der Flucht. Er kann nicht verstehen, dass ihn seine Gefühle so sehr plagen. Sie haben ein regelrechtes Loch in seine Brust geschlagen. Der Schmerz lässt nicht nach, wird von Tag zu Tag sogar noch schlimmer. Er hebt seinen Kopf an und sieht zum Fenster hinaus. Der helle Mondschein wirft sein Licht durchs Küchenfenster und erleuchtet den halben Raum. Verzweifelt darüber, seine tiefen Gefühle nicht einfach abstellen zu können, erhebt er sich vom Küchenstuhl und schlendert zum Kühlschrank hinüber. Er öffnet ihn, wirft einen Blick hinein und greift nach der Wasserflasche. Wasser scheint ihm das einzig Wahre zu sein, um seinem Verstand wieder Klarheit zu verschaffen. Er nimmt einen großen Schluck aus der Flasche, schließt die Augen und fühlt, wie das kalte Getränk seine Kehle hinunterrinnt. Doch anstatt sein erhitztes Gemüt abzukühlen, ist es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Was hat er denn erwartet? Dass ihn ein Schluck Wasser von seinem Liebeskummer befreit? Idiotisch! Wirklich idiotisch. Er stellt die Wasserflasche wieder zurück und starrt gedankenverloren den offenen Kühlschrank an, so als wäre er auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Doch das, wonach er augenscheinlich so verzweifelt sucht, befindet sich sicherlich nicht darin. Das, wonach es ihn dürstet, ist unerreichbar für ihn und mit einer gewöhnlichen Wasserflasche wie dieser nicht zu vergleichen. Und diese niederschmetternde Tatsache macht ihn fertig, bringt ihn an den Rand des Wahnsinns. Die Gewissheit darüber erlangt zu haben, auf ewig das fünfte Rad am Wagen zu sein, zerreißt ihn schier. Er fährt mit seinen Händen abermals durch sein schwarzes Haar und streicht es mit den Fingern nach hinten. Seine schwarze Hose hängt ihm über den Hüften, tief über den Hüften. Seine Bauchmuskeln sind angespannt, betonen seinen Sixpack. Sein nackter Oberkörper, seine breiten Schultern, seine makellose Haut und sein verschmitztes Lächeln haben schon einige Frauen um den Verstand gebracht. Auch wenn sich nicht diejenige darunter befunden hat, deren Verstand er gerne durcheinander gebracht hätte. Mit nackten Füßen, die unter seinen langen Hosenbeinen herauslugen, versucht er sich zusätzlich Kühlung auf dem kalten Marmorboden zu verschaffen. Doch es hilft nichts. Die innere Hitze lässt sich nicht abstellen. Zerreißt ihn schier.
Das grelle Licht des Kühlschranks fällt auf sein markantes Gesicht und betont die harten Konturen seiner Knochenwangen, und die eiskalte Luft, die aus dem Kühlschrank dringt, streift seine Wangen wie Hände, die über sein Gesicht streichen und am Nacken entlang hinab über seinen Rücken gleiten. Für den Bruchteil einer Sekunde spürt er die Eiseskälte auf seiner erhitzten Haut, doch seine Gedanken schweifen wieder ab, verharren längst an einem anderen Ort, um seinem Verstand die dringend benötigte Klarheit zu verschaffen. Sie lähmen ihn. Ohne noch länger über den Inhalt des Kühlschranks nachzudenken, geschweige denn sinnlose Gedanken daran zu verschwenden, was er darin noch alles vorfinden könnte, um sich abzulenken, verliert er sich im Nirgendwo. So wie es aussieht, hilft ihm scheinbar nichts gegen den inneren Schmerz, der schon seit Wochen in seiner Brust tobt und ein regelrechtes Gefühlschaos verursacht. Er schweift mit seinen Gedanken immer weiter ab, treibt geradewegs auf einen tiefen Abgrund zu. Und wieder passiert es, wie schon so oft in letzter Zeit: er nimmt seine Umgebung kaum noch wahr, zumindest nicht wirklich. Sie verschwimmt immer mehr und hüllt seinen Verstand in dichten Nebel. Oft hat er diese liebestollen Narren mit einem überlegenen Lächeln belächelt und sich geschworen, dass ihm das niemals passieren könnte, weil er es einfach nicht zuließe, doch jetzt mutiert er selbst genau zu solch einem Liebesnarren. Verdammt! Er hat sich nicht mehr unter Kontrolle, verliert den Überblick. Aber er kennt den Grund für sein Versagen! Weiß genau, welche Hirngespinste seinen sonst so kühlen Verstand umhüllen, als wäre er ihr Gefangener. Wie erbärmlich! Er denkt schon wieder an sie. Will es verdrängen. Schafft es aber nicht. Ist nicht mehr fähig dazu. Verdammt! Hört das denn niemals auf? Und dann zuckt er kaum merklich zusammen, als er ihre schöne
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