0035 - Im Land der Götter
den ersten Minuten bereitete. Mit Höchstgeschwindigkeit näherten sich die beiden Patrouillenboote der Küste des Nordkontinents. Städte schienen dünn gesät zu sein in dieser Zone. Nur Kitai entdeckte eine. Sie lag an der Küste und hatte einen Hafen, der etwa halb so groß war wie der von Saluntad. Ein paar Segelschiffe lagen darin - Beweis dafür, daß die naiven Eingeborenen trotz der Furcht vor den Göttern mit ihren Rassegenossen im Götterland, wie sie den Nordkontinent nannten, verkehrten.
Marshall drückte die Maschine nach unten, nachdem sie die Küstenlinie überflogen hatten, und veranlaßte Tako Kakuta, ihm zu folgen. Dicht über dem Boden glitten die beiden Boote dahin - ein winziges Ziel für die Orterstationen der Springer. Marshall flog nach Gefühl. Er hatte keine genaue Angabe darüber, wo der Versammlungsort der Springer-Patriarchen zu suchen sei. Das Gelände unter ihm war ihm unbekannt. Das einzige, woran er sich noch erinnerte, war, daß das gewaltige Raumflugfeld, auf dem die Schiffe der Patriarchen standen, nicht weiter als hundert Kilometer landeinwärts lag.
Achtzig Kilometer nördlich der Küste landete Marshall also. Weiter zu fliegen hieße, das Glück herausfordern, das sie bisher gehabt hatten.
Sie stiegen aus und ließen die Boote im Stich. Das Gelände stieg an. Marshall begann, sich zu erinnern, daß vorn Südrand des Flugfeldes aus eine nicht allzu hohe Bergkette zu sehen gewesen war. Vielleicht war es die, die sie eben zu ersteigen sich anschickten. Vielleicht brauchten sie nur über den Kamm hinwegzusteigen, um den Raumhafen zu ihren Füßen liegen zu sehen.
Bei Einbruch der Dunkelheit bezogen sie Lager. Tama Yokida hatte einen kleinen Talkessel ausfindig gemacht, der eine Reihe von gut gedeckten Ausgängen und vor allen Dingen Wasser besaß. An dem Wasser löschten sie ihren Durst; den Hunger mußten sie ungestillt lassen und verwünschten ihre Dummheit, in der sie nicht daran gedacht hatten, sich mit Proviant zu versorgen.
Trotzdem schliefen sie tief und fest bis weit in den nächsten Morgen hinein und erhoben sich zwar hungrig, aber nichtsdestoweniger frisch und unternehmungslustig. Marshall versprach, daß sie im Laufe des Tages mit Hilfe der Impulsstrahler irgendein eßbares Tier erlegen und am offenen Feuer braten würden.
„Im übrigen", stellte Marshall fest, „kann es von hier aus bis zum Raumhafen nicht mehr weit sein. Wenn wir ihn vor uns sehen und Tako sich genau genug adjustieren kann, dann werden wir von den Vorräten der Springer leben. Ich glaube, sie essen nicht schlecht."
Grinsend wollte er noch ein paar Worte mehr sagen, aber im gleichen Augenblick schien er etwas zu hören. Er blieb starr stehen, das Grinsen verschwand von seinem Gesicht. Aber nach einer Weile kehrte es zurück.
„Wir haben Verbindung!" rief er. „Gucky ist in der Nähe!"
Kitai stieß einen Freudenschrei aus. Tako war skeptisch. „Bist du sicher?" fragte er. Marshall nickte hastig. „Völlig! Gucky ist keine fünfzig Kilometer von uns entfernt - in nordöstlicher Richtung. Er... ruhig jetzt!"
Marshall lauschte von neuem. Die anderen hörten ihn vor sich hinmurmeln - telepathische Antworten geben, die er zum Zweck der besseren Konzentration durch das gesprochene Wort unterstützte.
„Ja ... Anschlag ist gelungen ... zahlreiche Patriarchen ausgeschaltet ... uns selbst hält man immer noch für LEV-Leute ... wie? Ja, Besatzungsmitglieder der LEV XIV ... weiter nichts, wir mußten ausreißen … nein, keine weiteren Informationen. Bis jetzt noch nichts davon bemerkt, daß die Springer anderen Sinnes geworden wären ... aber keine Sicherheit. - Ja, das kannst du weitergeben. Halt - womit? Minikoms? - Gut, Ende."
Marshall fuhr herum.
„Rhodan ist in der Nähe, Jungens!" frohlockte er „Acht Lichttage weit. Gucky steht mit ihm in Verbindung. Er hat ein paar neuartige Geräte dabei!"
Freude und Dankbarkeit stiegen in ihnen auf und ließen sie den quälenden Hunger vergessen. Mit der höchsten Marschgeschwindigkeit, die das holprige, unübersichtliche Gelände zuließ, bewegten sie sich auf die Stelle zu, an der Gucky sich mit seinem Gepäck versteckt hielt.
*
Von Natur aus und nach den Buchstaben der Satzung war Etztak ein Gleicher unter Gleichen - ein Patriarch unter Patriarchen. Die Ereignisse der letzten Tage jedoch, in denen es sich immer wieder aufs neue herausgestellt hatte, daß Etztak mit seiner scheinbar übergroßen Vorsicht im Recht war, und die, die da
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