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0035 - Wir brachen den Terror

0035 - Wir brachen den Terror

Titel: 0035 - Wir brachen den Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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krankenhausreif geschlagen worden waren. Das weißt du doch, Slim?« Er sprach den letzten Satz mit eindringlicher Betonung.
    »Du meinst, ich wäre daran beteiligt gewesen?«, fragte der Ire gemütlich.
    »Du glaubst es ja doch nicht, wenn ich es abstreite, also kann ich mir den Atem sparen.«
    »Und dann die Sache mit Carrosta und Fondeck«, fuhr der Nachrichtenredakteur fort.
    Ich biss mir auf die Lippen. Carrosta und Fondeck waren die Namen von zwei Männern, die das Opfer unaufgeklärter Morde in Tyrontown geworden waren. Diese Unterhaltung war mehr als interessant.
    »Gerade diese Sache müsste dir doch eine Warnung sein, Brodderick«, erklärte McFish.
    »Sie ist mir eine Warnung, Slim«, antwortete Brodderick, »und darum stehe ich hier mit dir Slim. Ich habe die besten Beziehungen zu Nachrichtenagenturen, die du dir wünschen kannst. Wenn ich diesen Agenturen die Geschichte von Tyrontown, seiner Entwicklung, und seinem Herrscher erzähle, dann gibt das eine der größten Zeitungssensationen, die die Staaten je erlebt haben. Ich habe an Tatsachenmaterial zusammengetragen, was ich kriegen konnte, und es ist nicht wenig. Aber wenn die Sache durch die Blätter geht, dann wird eine Untersuchungskommission eingesetzt, und für diese Untersuchung brauche ich Zeugen. Burschen, die alles so miterlebt haben wie du und ich.«
    »Und hast du solche Zeugen?«, fragte McFish.
    Ich glaubte, jetzt einen deutlichen Unterton von Spannung in seiner Stimme festzustellen.
    »Ja, eine Menge. Mehr als Dreiviertel der Redakteure wären bereit mitzumachen. Sie haben nur Angst. Sie fürchten, dass ihnen das Gleiche geschieht, wie so manchem, der als Zeuge über die Zustände in Tyrontown hätte gefährlich werden können. Vielleicht nur eine Tracht Prügel, vielleicht Schlimmeres, vielleicht gar das, was Carrosta und Fondeck geschah.«
    Seine Stimme wurde eindringlicher.
    »Wenn ich ihnen aber sagen kann, dass du auf unserer Seite stehst, Slim, dann haben sie keine Angst mehr.«
    »Wieso?«, fragte McFish gedehnt.
    »Auf dich hören die Jungs, die für Muskelarbeiten da sind. Ohne dich geschieht niemandem etwas…«
    In diesem Augenblick fiel ein Holzkeil, der zwischen meine beiden Rollen geklemmt gewesen war, zu Boden. Ich hatte die Rollen mit meinem Körpergewicht soweit auseinandergedrückt, dass er seinen Halt verlor.
    Ich hörte McFish laut rufen: »Verdammt, was war das?«
    Ich überlegte blitzschnell, was ich tun konnte. Er würde mich auf jeden Fall finden. Verstecken war unmöglich. Ich musste versuchen, ihn zu bluffen.
    So gähnte ich laut und herzhaft, kniff die Augen zusammen, richtete mich auf und reckte die Arme, und dann erst riss ich erstaunt die Augen auf.
    Der Ire war mit drei schnellen Schritten bei mir.
    »Was machst du hier?«, brüllte er. »Du hast gelauscht?«
    Ich ließ ihn toben, sah ihn von der Höhe der Rolle missmutig an, kratzte mir den Kopf und knurrte: »Pech gehabt! Habe ich wieder mal Pech gehabt!«
    »Komm herunter, du Schuft!«, heulte er. »Ich schlage dir…«
    »Sachte! Sachte!«, versuchte ich ihn zu beruhigen und machte mich daran, von der Rolle herunterzurutschen. Brodderick stand im Hintergrund. Ich sah, dass er aschfahl im Gesicht war.
    McFish stürzte sich auf mich, sobald ich Boden unter den Füßen hatte. Er packte mich an den Aufschlägen meines Overalls und brüllte: »Du hast gelauscht, nicht wahr? Gestehe!«
    »Lass los, du Tölpel«, brüllte ich zurück. »Ich habe geschlafen, ja, das gebe ich zu. Im Übrigen weiß ich nicht, wovon du sprichst. Und wenn du jetzt nicht sofort deine Pfoten von meinem Anzug nimmst, schlage ich zu.«
    Er beruhigte sich ein wenig und ließ mich los.
    »Hast du wirklich geschlafen?«, fragte er misstrauisch.
    Ich grinste ihn an. »Du scheinet ja tolle Geheimnisse mit dem Kerl da besprochen zu haben. Schade, dass ich es nicht mitbekommen habe. Vielleicht hätte ich dich ein bisschen quetschen können, zum Beispiel: mein Schweigen gegen nächtliche drei Stunden ungestörten Schlafs.«
    In ihm schien die Überzeugung zu wachsen, dass ich tatsächlich nichts gehört hätte.
    »Jedenfalls wirst du rausgeworfen!«, versicherte er.
    »Nicht von dir. Mr. Fryler hat mich eingestellt, und nur von ihm lasse ich mich rauswerfen.«
    Er zeigte mit den Daumen über die Schulter zur Tür.
    »Troll dich!«
    Ich tippte mit dem Finger an meine Mütze.
    »Gute Nacht allerseits.«
    Draußen ärgerte ich mich. Schade, dass dieser lächerliche Holzkeil dazwischengekommen war.

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