0036 - Die Seuche des Vergessens
noch gewiß, in uns deine echten Bundesgenossen zu sehen?“
Ralv nickte, ohne zu zögern.
„Sicher, denn würdest du uns das alles verraten, wenn du falsch spielen wolltest? Sage uns also, was wir tun sollen.“
John Marshall brauchte nicht in den Gedanken seines Gegenübers zu forschen, um die Wahrheit seiner Worte zu erkennen. Aber er mußte ganz sichergehen, denn wenn Ralv erfuhr, was man von ihm und seinen Landsleuten forderte, würden ihm doch Bedenken kommen.
„Es könnte sein“, fuhr er fort und gab gleichzeitig Enzally den gedanklichen Befehl: Du mußt jetzt schweigen, denn ich beabsichtige nicht, meine Gedanken abzuschirmen. Du kannst sie offen lesen. Erschrick nicht, wenn du die Wahrheit erfährst. Wir unterhalten uns später. Laut sagte er weiter zu Ralv: „Es könnte also sein, daß meine Befehle dir unmenschlich und grausam vorkommen, besonders darum, weil sie deine eigenen Freunde betreffen. Viele von ihnen werden sich dazu bereit erklären müssen, freiwillig zu erkranken.“
„Zu erkranken?“ stammelte Ralv verständnislos. John nickte.
„Du wirst schon längst eingesehen haben, daß es völlig unmöglich ist, die Springer mit Gewalt von dieser Welt zu vertreiben. Meine Rasse, die mit den Springern im Kriegszustand liegt, darf sich offiziell nicht in die Angelegenheiten dieser Händler einmischen, daher müssen wir unerkannt bleiben. Ihr wiederum seid zu schwach, um offen gegen sie vorzugehen. Was uns also bleibt, ist die List.“
„Bisher kann ich nur zustimmen“, gab Ralv zu. Auch Geragk nickte. Enzally hockte bewegungslos und lauschte in sich hinein.
„Eine List also“, fuhr John fort und suchte nach Worten, den Goszuls sein Vorhaben möglichst schonend beizubringen.
„Die Springer kennen nur die Gewalt, wenn es gilt, ihr Ziel zu erreichen. Sie würden auch diesen Planeten mit Gewalt verteidigen, wenn sie ihn gegen einen Angriff schützen müßten. Was aber sollen sie tun, wenn sie von etwas angegriffen werden, das ihnen unbekannt ist - sagen wir mal von einer Krankheit, einer fürchterlichen Seuche?“
„Eine Seuche?“ Ralv erschrak nun doch, „Du meinst, eine Seuche könnte sie vertreiben? Und wenn schon, was nützt uns ein verseuchter Planet? Wir würden alle sterben.“
„Es handelt sich um eine Seuche ohne tödlichen Ausgang“, tröstete John. „Mehr noch: Wir besitzen ein sofort wirkendes Gegenmittel. Eine einzige Injektion genügt, um den Betroffenen unmittelbar darauf wieder gesunden zu lassen.“
Langsam nickte der Rebellenführer.
„Wenn ich recht verstehe, wollt ihr einen bakteriologischen Krieg gegen die Springer führen?“
„Nicht nur gegen die Springer - in gewissem Sinn auch gegen die Goszuls.“
Ein Schatten huschte über das Gesicht des anderen. Er schüttelte den Kopf.
„Das begreife ich nicht. Warum auch gegen uns, wenn es nur darum geht, die Springer zu vertreiben?“
„Das ist ja die List! Wenn die Springer auch nur ahnen, daß es sich um eine künstlich hervorgerufene Seuche handelt, die lediglich dazu dienen soll, sie zu verjagen, werden sie Gegenmittel suchen und auf keinen Fall das Feld räumen. Nein, bei unserer Aktion muß unter allen Umständen der Eindruck entstehen, als handele es sich um eine plötzlich auf dieser Welt ausgebrochene Krankheit, für die es keine Heilung gibt. Nur so werden wir erreichen, daß sie fluchtartig Goszuls Planeten verlassen, um niemals mehr wiederkehren zu wollen. Ihre Flucht muß sogar so panikartig vonstatten gehen, daß sie ihre technischen Anlagen und ihre Roboter einfach zurücklassen, um die Seuche nicht in den Weltraum zu tragen.“
Ralv und Geragk sahen sich an.
Schließlich sagte Ralv: „Aber es wird niemand sterben - und später kann man geheilt werden?“
„Selbstverständlich. Die Seuche ist äußerst ansteckend, und es ist damit zu rechnen, daß fast die Hälfte der Bevölkerung davon ergriffen wird, wenn man für entsprechende Verbreitung sorgt. Niemand wird sterben, im Gegenteil. Bei unseren Versuchen auf meinem Heimatplaneten ist erwiesen worden, daß nach der Heilung sogar positive Effekte auftreten. Es ist wie bei einem Heilserum, das ja im Grunde genommen ebenfalls wie eine gesundmachende Krankheit wirkt. Man bekommt Fieber, fällt in einen Genesungsschlaf - und wacht quietschlebendig wieder auf. So ähnlich ist es bei unserer künstlichen Seuche auch. Sobald die Kranken später ihre Injektion erhalten, werden sie einschlafen und gesund erwachen. Nur erhöht sich bei dieser
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